Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur lobt das Engagement Dahlems bei der Energiewende. Alle 18 Windräder sind am Netz.
Energiewende in DahlemBei den Erneuerbaren ist die kleinste Gemeinde in NRW ganz groß
Mit dem gemeinsamen Drücken auf einen roten Buzzer setzten Mona Neubaur, NRW-Wirtschafts- und Klimaministerin sowie stellvertretende Ministerpräsidentin, mit Vertretern der Gemeinde, des Kreises und des Projektierers DunoAir im Dahlemer Gemeindewald den Schlusspunkt unter eine zwölf Jahre dauernde Planungs- und Genehmigungsgeschichte: Die 18 Windkraftanlagen von Dahlem I bis V sind nun komplett am Netz.
Bürgermeister Jan Lembach, Vertreter des Gemeinderates, Lembachs Allgemeiner Vertreter Erwin Bungartz, vielleicht auch Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, mussten sich fühlen, als ob schon Weihnachten wäre. Denn schöner als das Lob, das Neubaur der Gemeinde Dahlem zollte, kann es dann auch nicht mehr sein. Sie habe sich immer gefragt: „Was treibt die Gemeinde Dahlem an, dass sie sich so für die Energiewende einsetzt?“, so Neubaur.
Mona Neubaur will die Dahlemer Geschichte weitererzählen
Die Antwort könnte neben Umweltbewusstsein natürlich auch die Aussicht auf satte Einnahmen für den Gemeindehaushalt sein – aber das meinte Neubaur nicht. Tief im Westen sei da vielmehr die – laut Zensus 2022 wieder – kleinste Gemeinde des Landes, in der es gelungen sei, die Energiewende umzusetzen. „Sie versorgen mit alternativem Strom das Zigfache Ihrer Bevölkerung“, so Neubaur anerkennend.
„Die Dahlemer Geschichte“ wolle sie künftig erzählen, wenn sie im Land unterwegs sei und komplizierte Gespräche über die Energiewende in den Kommunen führe. „Dahlem ist eine Modellkommune, ein Rollenvorbild in NRW und darüber hinaus“, so die Ministerin. Die Landesregierung will den Ausbau von Windkraftanlagen bis Ende 2025 auf 1,8 Prozent der Fläche (514 Quadratkilometer), wie vom Bund gefordert, erreichen. Erreicht werden soll das durch schnellere Genehmigungsverfahren, den schrittweisen Rückbau der 1000-Meter-Abstandsregelung zu Siedlungen und eine Aufweichung des Verbots von Anlagen im Fichtenwald.
Zum Dahlemer Modell gehören auch Photovoltaik und ein Großspeicher
Das „Dahlemer Modell“ bestehe allerdings nicht nur aus dem Bau des Windparks, so Lembach. Im kommenden Jahr sei mit der Baugenehmigung für das Batteriegroßspeicherwerk bei Dahlem zu rechnen, das 2026 ans Netz gehen soll. Für die Aufständerung von Photovoltaik-Modulen auf neun gemeindlichen Objekten werde eine Investitionsförderung über mehr als 200.000 Euro beantragt. Zudem habe die Gemeinde einen Kriterienkatalog für Freiflächen-PV-Anlagen auf ihren 100 Quadratkilometern Fläche erstellt.
Bevor die Ministerin in der Luxus-E-Limousine im Rahmen der „Gigawatt-Tour“ durchs Rheinische Revier weiter nach Erftstadt-Friesheim und Bedburg fuhr, nutzte der Bürgermeister im Dahlemer Wald die Gelegenheit: Bei der anstehenden Neuausweisung von weiteren Potenzialflächen für Windkraftanlagen im Regionalplan müsse das mit Dahlem I bis V schon Geleistete berücksichtigt werden: „Wir fangen nicht bei null an.“ Neubaur stimmte dem zu, die Ministerin hat allerdings keine Weisungsbefugnis über den Regionalrat. Der wiederum soll das oberste politische Ziel der Landesplanung, den schnellen und deutlichen Ausbau regenerativer Energie, berücksichtigen.
Kommt Energiemanager auf dem kleinen Minister-Dienstweg?
Bei einem anderen Wunsch Lembachs will sich Neubaur bei ihrem Parteikollegen, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, verwenden: Schon fünf Mal habe man bei der Bundesregierung nach der zugesagten Förderung eines Energiemanagers nachgefragt – bislang ohne Erfolg, so Lembach. „Ich nehme die Bitte mit“, versprach Neubaur.
Mit dem Druck auf den roten Buzzer-Knopf sollte die 18., bis zur Nabe 155 Meter hohe Windkraftanlage in Betrieb genommen werden. Doch zunächst geschah nichts. Fünf Minuten später jedoch überzeugte ein unüberhörbares Rauschen vom Gegenteil. Man habe auf dem Weg bis zu diesem Moment vermutlich „alle nur denkbaren Hindernisse und Steine aus dem Weg geräumt“, so Lembach. Welche das im Einzelnen waren, hatte zuvor Moritz Martin, Projektbeteiligter bei der DunoAir, kurz zusammengefasst.
Für seine Ausdauer beim „Wegräumen“ könne man Lembach jetzt als „Ehrenmitglied unserer Partei“ vorschlagen, grinste Ullrich Böttger, Grünen-Fraktionssprecher im Dahlemer Gemeinderat. Natürlich war ihm klar, dass diese Idee von CDU-Mann Lembach flugs als Hindernis unüberwindbaren Ausmaßes angesehen würde.