Das Land NRW will 1000 weitere Windräder aufstellen - und eine neue Analyse zeigt nun, warum der Kreis Euskirchen besonders geeignet ist.
Neue StudieDas dürfte den Windkraftgegnern im Kreis Euskirchen gar nicht gefallen
Es liegt an seiner Größe und am vergleichsweise hohen Anteil unbebauter Fläche. Oder anders ausgedrückt: Der Kreis Euskirchen ist ein Opfer seiner Schönheit. Der Ausbau der Windkraft im Kreis wird nämlich in den kommenden Jahren wohl stark intensiviert werden. Schließlich hat sich die schwarz-grüne Landesregierung dieses Ziel gesetzt, die Genehmigungsverfahren gelockert und die Ausschlusskriterien entschärft.
Und der Kreis Euskirchen gehört zu den führenden Gebietskörperschaften in NRW, was die möglichen Flächen für Windräder angeht. Das geht aus der aktuellen Flächenanalyse Windenergie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hervor, die am Donnerstag vorgestellt wurde.
Demnach haben die Autoren für den Kreis ein Windkraft-Flächenpotenzial von 8665 Hektar ausgemacht, das wären 6,94 Prozent der Kreisfläche. Landesweit stünden 3,1 Prozent zur Verfügung. In einer zweiten Berechnung wurde das Potenzial ermittelt, wenn Flächen zur Verfügung stünden, die nicht unter strengem Naturschutz stehen. Dann käme der Kreis Euskirchen sogar auf 11 197 Hektar oder 8,96 Prozent, das gesamte Nordrhein-Westfalen auf 3,7 Prozent.
Im Kreis Euskirchen gibt es noch viel Platz für Windräder
„Die Verteilung der Flächenpotenziale auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte zeigt, dass sich die Potenziale vor allem auf die Bereiche an den Rändern des Landes konzentrieren“, heißt es in der Analyse. Somit spielt der Kreis Euskirchen in einer Liga mit dem Hochsauerlandkreis (12 426 Hektar, bei Verschonung aller Naturgebiete), Kreis Höxter (11 591 ha), Paderborn (8348 ha) und Steinfurt (7211 ha). Nichts zu holen ist hingegen in Bochum, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Leverkusen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Remscheid, Solingen und Wuppertal.
Um zu ermitteln, wo Windkraft möglich ist, haben die Autoren eine Reihe von Ausschlusskriterien herangezogen: etwa Siedlungen, Straßen, Infrastruktur, Militärische Belange, Flughäfen, Artenschutz, Natur, Landschaft und Gewässer. Auch der Wald war ein Ausschlusskriterium – allerdings nur Misch- und Laubwald, jedoch nicht Nadelwald.
Für den Kreis Euskirchen spielte der Nationalpark eine Rolle. Dazu heißt es in der Lanuv-Analyse: „In Nordrhein-Westfalen betrifft dies den Nationalpark Eifel im Südwesten des Landes, der daher in der Flächenanalyse ausgeschlossen wird. Zudem wird ein Abstandsbereich von 75 Metern um den Nationalpark Eifel ebenfalls ausgeschlossen, um den Rotor-out-Ansatz der Flächenanalyse zu berücksichtigen.“
Im und am Nationalpark Eifel dürfen keine Windräder platziert werden
Das Land will einem Bundesgesetz folgend bis zum Jahr 2027 1,1 Prozent und bis 2032 1,8 Prozent seiner Fläche zu Windkraftzonen machen. Bisher sehen die Planungen 1,1 bis 1,2 Prozent vor. Da der Kreis Euskirchen laut Lanuv gut das 3,5-fache Potenzial gemessen am 2032-Ziel hat, braucht es keine Rechenkünste, um zu erkennen, wo besonders viel Windstrom erzeugt werden dürfte.
Bislang sind 1,07 Prozent der Kreisfläche als Windkraftzonen ausgewiesen (siehe Tabelle), die zum Teil schon mit Windrädern versehen sind. Oder man macht es wie Dahlem: Die Gemeinde hat laut Kreis zwar keine festgesetzten Zonen, aber bereits 23 Windkraftanlagen, die rund 2,1 Prozent der Gemeindefläche in Beschlag nehmen – das wäre prozentual der höchste Anteil an der kommunalen Gesamtfläche im Kreis.
Für den weiteren Ausbau hat die Landesregierung bereits die Voraussetzungen auf den Gesetzesweg gebracht. Demnach dürfte die Windkraft näher an die Wohnbebauung heranrücken. Der Abstand zur Grundstücksgrenze soll nur noch 30 Prozent der Anlagenhöhe betragen und nicht wie bislang 50 Prozent. Das heißt: Ein Windrad von 180 Metern Höhe muss nicht mehr 90 Meter, sondern nur noch 60 Meter entfernt sein.
Denn das Ziel der schwarz-grünen Landesregierung lautet: 1000 zusätzliche Windenergieanlagen in den kommenden fünf Jahren. Einige davon dürften künftig im Kreis Euskirchen stehen.