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Ende mit AnsageKronenburger Kunst- und Kulturtage fallen aus, vielleicht für immer

Lesezeit 4 Minuten
Das Orchester spielt im Freien vor einer sitzenden Menschenmenge.

Im vergangenen Jahr noch spielte das Silent Explosion Orchestra auf den 28. Kronenburger Kunst- und Kulturtagen.

Die 29. Ausgabe der Veranstaltungsreihe in Dahlem fällt aus. Der Macher Martin Schöddert weiß nicht, ob es weitergehen kann.

Wie 2023 fallen die Kronenburger Kunst- und Kulturtage (KKK) auch in diesem Jahr aus. Jetzt aber offenbar für immer. Hintergrund scheint die mangelnde Unterstützung zu sein, die Macher Martin Schöddert von den Mitgliedern des veranstaltenden Vereins Freies Forum Kronenburg erfährt.

Kronenburger Kunst- und Kulturtage wurden nicht mal während Corona abgesagt

Es war offenbar ein Ende mit Ansage. Auf der Mitgliederversammlung des Freien Forum Kronenburg Mitte Januar machte Martin Schöddert, Vorstandsvorsitzender des Vereins, eine Ansage, die Folgen haben sollte. Er habe nach dem kurz zuvor erfolgten Rücktritt seines Vorstandskollegen Pit Igelmund aus Altersgründen praktisch keine Unterstützung mehr bei den zeitintensiven Vorbereitungen der KKK, so Schöddert. Die KKK seien damit Geschichte, sagte Schöddert danach unmissverständlich. Er alleine schaffe es einfach nicht. Ende. Aus.

Protest, Widerstand, Fragen habe es danach seitens der Anwesenden der 40 Vereinsmitglieder nicht gegeben, heißt es. Man habe die Absage an ein seit 1996 bestehendes, noch nicht einmal während der Corona-Pandemie abgesagtes Kulturprogramm zur Kenntnis genommen. Macher Schöddert musste akzeptieren, was viele Vereinsvorstände kennen: Aktiv mitgestalten, Verantwortung übernehmen – das wollen die Wenigsten.

Hunderte Kunsthandwerker und Kreative stellten Werke im Burgbering aus

Damit endet ein Projekt nach 28 Jahren, das Kronenburg weit über die Grenzen der Gemeinde Dahlem hinaus über die Jahre bei Tausenden von Besuchern bekanntgemacht hat. Hunderte Kunsthandwerker und Kreative nutzten die Chance, ihre Arbeiten entlang des historischen Burgberings vorzustellen. Doch von ungefähr kommt der Abgesang nicht. Schon 2015 hatte Jürgen Knauf, der damalige Vorsitzende des Freien Forums Kronenburg, die nötige Suche nach „neuen Formen und Ideen“ für die KKK angemahnt. Demnach war bereits seit zehn Jahren absehbar, dass das bis dahin so erfolgreiche Konzept sich überleben würde.

Es hatte den unverwechselbaren Charme, die historische Kulisse der teilweise mehr als 250 Jahre alten Häuschen und Häuser entlang des Burgberings von Kronenburg mit dem Interesse an Kunst und Kunsthandwerk zu verbinden. Kronenburger öffneten zu den Kunst- und Kulturtagen ihre Türen. In den Wohnstuben zeigten Kreative ihre Werke, zudem in Garagen und ehemaligen Ställen, mal in der Orangerie des Burghauses oder der Villa Kronenburg. Auch das Kunstkabinett der Dr.-Axe-Stiftung war am KKK-Wochenende begehbar.

Martin Schöddert setzte auf konsequente Neuausrichtung

Doch seit zehn Jahren blieben immer mehr Türen der alten Häuschen zu. Martin Schöddert, seit 2019 Verwalter im landeseigenen Haus für Lehrerfortbildung unterhalb des Burgberings und seitdem im Vorstand des veranstaltenden Freien Forums Kronenburg, erarbeitete mit den damaligen Vorstandskollegen ein neues Konzept: Weg von der bildenden Kunst in alten Häusern, hin zu mehr eher ungewohnter Livemusik und Dokumentarfilmen, die der in Kronenburg lebende Filmemacher Dietrich Schubert beisteuerte.

Nachdem die KKK dann 2023 erstmals in ihrer Geschichte aus den jetzt wieder genannten Gründen ausgefallen waren, setzte Martin Schöddert im vergangenen Jahr ganz auf die Wiederbelebung mit der konsequenten Neuausrichtung: Bildende Kunst ja, dazu aber auch Musik.

Im vergangenen Jahr kamen deutlich weniger Besucher als gewohnt

Die KKK wurden zudem erstmals vom gewohnten Termin am Wochenende des „Tag des offenen Denkmals“ Anfang September verlegt. Sie fanden 2024 vom 6. bis 11. August statt, mitten in den Sommerferien. Schöddert wollte so den Seminarbetrieb im Haus für Lehrerfortbildung von den auch räumlichen Zusatzbelastungen durch die Belegung während der KKK entlasten. Sein Arbeitgeber, das Bildungsministerium des Landes, wird das nicht ungern gesehen haben.

Doch diese Drehung war dann vielleicht eine zu viel. Denn im August des vergangenen Jahres kamen deutlich weniger Besucher zu den Kronenburger Kunst- und Kulturtagen als gewohnt. Die Koppelung eines Ausflugs zum Burgbering anlässlich des Denkmaltages mit den KKK als Mitnahmeeffekt war gesprengt. Auch wenn das von Schöddert und damals noch von Pit Igelmund ausgearbeitete und von Sponsoren wie in den Vorjahren unterstützte Kulturprogramm die angereisten Freunde von bislang Ungesehenem wie Ungehörtem überzeugte.

Subway Jazz Orchestra aus Köln kommt am 20. Juni für ein Gastspiel

Für das Freie Forum Kronenburg ist nun ein wesentlicher, aber nicht jeder Vereinszweck entfallen: „Wir veranstalten in diesem Jahr stattdessen vier Konzerte, im Wechsel zwischen Klassik und Jazz“, teilte Martin Schöddert mit. Eines davon mit der Cellistin Valerie Fritz und der Pianistin Nina Gurol fand gerade statt. Das Subway Jazz Orchestra aus Köln kommt am 20. Juni zum Gastspiel.

Martin Schöddert zeigt auf ein Plakat, auf dem „Subway Jazz Orchestra“ steht.

Im Juni ein Konzert, aber in diesem Jahr keine Kunst- und Kulturtage: Martin Schöddert vor dem Ankündigungsplakat für das Gastspiel des Subway Jazz Orchesters

Zwei weitere Konzerte hängen derzeit in der Schwebe: Eine beantragte Landesförderung ist noch nicht bewilligt. Schöddert hofft, dass diese noch kommt, und will auch im kommenden Jahr für das Freie Forum Kronenburg vier Konzerte anbieten.

Zudem gibt es im Haus für Lehrerfortbildung die Reihe „Ohne Filter“. Bislang waren es schon 40 Abschlusskonzerte von Big Bands, Orchestern oder Chören unter diesem Titel, die sich im Seminarhaus für Probetage eingemietet hatten und mit dem kostengünstigen Gastspiel den Aufenthalt in Kronenburg beendeten.

Für die Gemeinde Dahlem ist das Aus für die KKK eine schlechte Nachricht. Die Kronenburger Kunst- und Kulturtage seien „bekannter als die Gemeinde, in der sie stattfinden“, hatte Bürgermeister Jan Lembach schon vor Jahren festgestellt. „Es wäre natürlich schön, wenn das weitergehen könnte“, so Martin Schöddert. Jemand, der da kurz entschlossen um die Ecke kommt, ist nach seiner Meinung aber nicht in Sicht.