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Rad-EventHunderte Zweiradfahrer rollten bei der 18. Tour de Ahrtal über autofreie Straßen

Lesezeit 5 Minuten
Auf der für den Verkehr gesperrten Bundesstraße im Ahrtal sind zahlreiche große und kleine Fahrradfahrer unterwegs.

Gute Laune trotz unbeständigen Wetters: Mehrere hundert Zweiradfreunde nutzten den autofreien Sonntag zwischen Blankenheim und Ahrbrück bei der diesjährigen Tour de Ahrtal.

Die Prognosen hatten unbeständiges Wetter angekündigt: Entsprechend hielt sich der Andrang zur diesjährigen Tour de Ahrtal in Grenzen.

Unbeständiges Wetter hielt einige hundert Zweiradfreunde nicht davon ab, sich aufs Fahrrad oder E-Bike zu schwingen, um die 18. Tour de Ahrtal zwischen Blankenheim und Ahrbrück in Rheinland-Pfalz abzufahren.

Für ein Ehepaar aus Nettersheim war es eine besondere Premiere. Ilse Glatze zögerte keine Sekunde. „Angst? Nö!“, antwortete sie auf die Frage, wie sie sich kurz vor Beginn ihrer ersten Tour de Ahrtal denn fühle. Es war kurz vor 10 Uhr: Am Curtius-Schulten-Platz in Blankenheim schickte sich Blankenheims Bürgermeisterin Jennifer Meuren an, den autofreien Sonntag im Ahrtal zu eröffnen. Was man wissen muss: Ilse und ihr Ehemann Andreas sind blind. Wenn sie Fahrrad fahren wollen, brauchen sie einen „Piloten“.

Blindes Ehepaar genießt die Tandem-Radfahrt durchs autofreie Ahrtal

„Das ist nicht einfach in der Eifel. In Köln gibt es den Blinden-Fahrrad-Verein Weiße Speiche“, so Ilse Glatze. Dafür gibt es hier Idealisten wie Herbert Ehlen aus Dollendorf und Florian Schumacher aus Schmidtheim, die am Sonntag die beiden Tandemfahrräder steuerten, auf denen vorn Ilse und Andreas Glatze Platz nahmen. Ganz so einfach sei das nicht, so Ilse Glatze: „Meine Beine sind kurz, da muss die Kette erst angepasst werden.“ Doch das sollte zunächst das einzige Problem vor dem Start sein.

Während die beiden blinden Eheleute vorne auf den E-Tandems Platz genommen haben, bereiten die Piloten die Räder für die Fahrt vor.

Ilse und Andreas Glatze aus Nettersheim sind blind: Dank ihrer Piloten Florian Schumacher aus Schmidtheim (vorne) und Herbert Ehlen aus Dollendorf (hinten) konnten sie auf Tandems an der Tour de Ahrtal teilnehmen.

Unterdessen hatten sich um Bürgermeisterin Meuren gleich drei Männer namens Markus versammelt: Landrat Markus Ramers, Markus Böhm, Geschäftsführer des Hauptsponsors e-regio, und Markus Schenk, Gemeindereferent der GdG Blankenheim-Dahlem, der den Radlersegen spendete. „Ich wünsche uns schönes Wetter und gute Beine“, so Markus Ramers, bevor er sich wie Böhm aufs Rad schwang.

Die vier Genannten auf den Stufen vor der Blankenheimer Touristen-Information. Bürgermeisterin Jennifer Meuren spricht zu den Radlern.

Den Radlersegen gab's zum Start in Blankenheim: GdG-Gemeindereferent Markus Schenk (v.l.), e-regio-Geschäftsführer Markus Böhm, Landrat Markus Ramers und Bürgermeisterin Jennifer Meuren.

Nicht seine nachlassende Muskelkraft, sondern die Leistungsschwäche des nach „40.000 Kilometer Laufzeit“ in die Jahre gekommenen Akkus seines Tandemrades ließ kurz darauf wenige Kilometer weiter den 73-jährigen Herbert Ehlen den kleinen Hang zum Fahrradfachgeschäft von Andreas Hansen in Ahrhütte hinaufstapfen.

Da hatte auch „Pilot“ Ehlen mit Andreas Glatze zwar schon die eigens nur für diesen Tag aufgehobenen Baustellensperrung der B 258 zwischen Blankenheim und der Abfahrt Reetz/Freilingen hinter sich gebracht (die Passage erhält eine neue Fahrbahn), doch dann geschah das Malheur.

Für Pannen auf der Strecke gibt es einen Service

Hansen hatte wie in den Vorjahren den Pannenservice zwischen Blankenheim und Müsch übernommen. Zwei seiner Mechaniker hatten auf ihren freien Sonntag verzichtet, um auf der Strecke zu helfen, wenn es nötig war. Tatsächlich hatte es schon kurz vor 11 Uhr am Vormittag den ersten Blechschaden an einem Rad nach einem – für den Fahrer glimpflich verlaufenden – Unfall gegeben. Natürlich hatte Hansen das passende Ladekabel für Ehlens E-Tandem vorrätig.

Die beiden Radler aus Zülpich warten mit ihren E-Mountainbikes auf den Radlersegen.

Stephan Ossowski (l.) und Dominik Decker, Aktive des E-MTB-Clubs „44ers Zülpich“, waren früh am Sonntagmorgen in der Römerstadt gestartet, um pünktlich um 10 Uhr auf dem Curtius-Schulten-Platz in Blankenheim den Radlersegen zum Beginn der Tour de Ahrtal zu empfangen.

Hansens Team war eines von vielen Ehrenamtlern, die wie auch die Helfer der Feuerwehr oder des DRK wieder für den störungsfreien Ablauf der Tour de Ahrtal sorgten. Auch Heidi aus Ahrhütte gehört dazu. „Um 10.30 Uhr aufgebaut und sofort gegessen“, erklärte sie am Cateringstand neben dem Pfarrheim. Hier kümmerten sich mit ihr 20 Helferinnen und Helfer ums leibliche Wohl der Radler beim Zwischenstopp: Schnibbelfleisch, Steaks oder Currywurst mit Pommes standen zur Wahl, das von den Dorffrauen gestiftete große Kuchenbuffet im Pfarrheim nicht zu vergessen.

Ahrhüttener Musikanten spielen Klassiker wie „Böhmischer Traum“

Dazu hörten die Gäste die Begleitmusik der Ahrhüttener Musikanten, am Sonntag in 16-köpfiger Besetzung. Angesagt waren Blasmusik-Klassiker wie „Auf der Vogelwiese“ und „Böhmischer Traum“. „Da kennen“, so sagte Manfred Schmitz, Vorsitzender des Vereins und Flügelhornist, lächelnd, „sie alle den Text und singen mit, egal, ob sie 20 sind oder Ü50!“

Während der Fahrradfahrer in die Pedale tritt, schauen hinten seine beiden kleinen Hunde aus dem Anhänger.

Dieser Radfahrer hatte in den Kleinkind-Anhänger seine zwei vierbeinigen Freunde eingeladen.

Am nächsten der 14 „Aktionspunkte“ der Dorfgemeinschaften und Vereine in Richtung Ahrbrück, in Ahrdorf, war das Angebot für die Radler noch um einiges opulenter: Der Kreis Euskirchen und das Land Rheinland-Pfalz informierten über Radwegenetze, die Nordeifel Tourismus aus Kall über Urlaub in der Region, der Kletterpark „Arboretum“ aus Nettersheim über sein Angebot.

Auch Dominik Decker und Stefan Ossowskis aus Zülpich, Aktive der „44ers Zülpich“, einem E-MTB-Club, wussten das Angebot und die Gastronomie am Bürgerhaus in Ahrbrück zu schätzen. Das Duo war schon kurz vor 8 Uhr in der Römerstadt in Richtung Blankenheim gestartet und pünktlich zum Radlersegen angekommen. Der Tag würde noch lang werden – nicht unbedingt wegen der zu absolvierenden Kilometer. Doch diese „Tour“ fahren, heißt eben auch rasten, nicht um zu rosten: „Kein Motor ohne Sprit“, so Decker gut gelaunt über die Getränkestände entlang der Strecke.

Rollschuhfahrer aus Düsseldorf vermissen die Shuttle-Busse

Wie die beiden Römerstädter hatten auch drei Inlineskater und drei Radler aus Düsseldorf schon eine längere Anreise zum Start in Blankenheim hinter sich – allerdings mit privaten Autos. Sie seien schon seit vielen Jahren dabei, so Christian: „Normalerweise sind wir bis zu 30 Leuten aus unserem Inliner-Club in Düsseldorf, die nach Blankenheim kommen.“

In diesem Jahr aber war nicht nur das vorhergesagte unsichere Wetter gegen eine stärkere Beteiligung der Rollschuhläufer-Gruppe, sondern auch ein von den Tour-Veranstaltern hausgemachtes Problem: Der Bus-Shuttle zwischen den beiden Start-Zielorten Ahrbrück und Blankenheim war gestrichen worden.

Die Folge: „Wir müssen von Ahrbrück zurück ein Taxi nehmen, auf den Inlineskates schaffen wir es nicht, bevor die Bundesstraße um 17 Uhr wieder für den allgemeinen Verkehr geöffnet wird“, so Christian. Das sei nicht nur für ihn und seine Clique ärgerlich. Sein Appell an die Veranstalter: „Bitte unbedingt den Shuttle für die Tour 2025 wieder anbieten!“