Bad Münstereifel – Ein SPD-Antrag führte im jüngsten Bildungs- und Sozialausschuss in Bad Münstereifel zu einer regen Diskussion, einigen offenen Fragen und verdutzten Gesichtern. Die Genossen baten die Verwaltung gleich um drei Dinge: um Prüfung einer kindgerechten provisorischen Unterbringung der flutbetroffenen Kita-Gruppen in Arloff/Kirspenich und der Magischen 12 in Bad Münstereifel, um Prüfung, ob der Wiederaufbau, beispielsweise durch Übertragung an die Träger Deutsches Rotes Kreuz und Kinderschutzbund, beschleunigt werden könne, und um Unterstützung bei der Realisierung eines Waldkindergartens.
„Das Wiedereröffnungsdatum von Magischer 12 und Kita Arloff/Kirspenich ist ungewiss“, sagte Sebastian Glatzel für die SPD. Allerdings war es in der Sitzung des Ausschusses Ende April verkündet worden: Die Übertragung der Kita in Arloff/Kirspenich an das DRK soll Mitte Oktober und der Magischen 12 an den Kinderschutzbund Ende November erfolgen.
Daran hat sich laut Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian auch nichts geändert. „Wir sind bei der Magischen 12 drei Wochen in Verzug, aber alle Gewerke wurden beauftragt“, zeigt sich Preiser-Marian optimistisch, dass man den Verzug wieder aufholen kann. Die Unterbringung in den Provisorien sei bis Jahresende gewährleistet.
„Der Hochbau hat aktuell 30 Maßnahmen in Wiederherstellung“, sagte Walter Henn, Amtsleiter Hochbau. Jedes müsse auf Feuchte und Schimmel geprüft werden. In einigen Gebäuden seien fünf Freitestungen inklusive Reinigungen erfolgt, bis keine Sporen mehr nachweisbar gewesen seien. „Das ist das Hochwasser schuld, nicht die Verwaltung oder die Ingenieure“, so Henn.
Auch zu den anderen Prüfaufträgen nahm die Verwaltung Stellung. Besonders die Übertragung des Wiederaufbaus der beiden Gebäude auf den Träger funktioniere nicht. Nur die Stadt habe ein Anrecht auf die Wiederaufbauhilfe, die Träger aber nicht, teilte Kämmerer Kurt Reidenbach mit. Alle Gewerke müssten von den Trägern neu beauftragt werden. Es käme also sogar zu einer Verzögerung. Der Vorschlag eines Waldkindergartens sei nicht neu, so Preiser-Marian. „Wir sind schon lange im Austausch, um ein Grundstück zu finden, und tun alles, um dem Wunsch nachzukommen, denn ein Waldkindergarten passt ins Stadtgebiet und ist Elternwille“, so die Bürgermeisterin.
Antrag abgelehnt
Die anderen Politiker waren mit dem Antrag der SPD auch nicht einverstanden, weswegen sie mehrheitlich dem Beschlussvorschlag der Verwaltung folgten. Natürlich sei ein Provisorium nicht optimal. Aber den Vorschlag, von einem bestehenden Provisorium in ein neues Provisorium umzuziehen, hält Linken-Politiker Thomas Bell für „verwegen“. Das sei eine zusätzliche Belastung für Kinder und Personal. Florian Hammes (CDU) sagte: „Wenn wir jetzt den Wiederaufbau auf den Träger übertragen: Bis der alles geregelt hat, ist die Kita längst wieder aufgebaut.“
Steffen Behringer (Grüne) beschrieb als Vater eines Kindes, das die Kita in Arloff/Kirspenich besucht, die Situation dort. „Wir sind heilfroh, dass wir so zackig im Teichmannhaus untergekommen sind.“ Andere Gruppen seien in Antweiler und Kirspenich im Übergangsdomizil. „Wir fühlen uns gut informiert durch die Kita“, sagte er. Eine Informationslücke bestehe nur für die Magische 12.
Mutter berichtet
Diese schloss eine Mutter aus der Magischen 12, die während einer Sitzungsunterbrechung angehört wurde. „Sie haben keine Vorstellung, wie das im Kindergarten ist“, sagte die Mutter. Grundsätzlich sei das Josefshaus ein tolles Provisorium. Aber es gebe auch Probleme, die schon zu zwei Kündigungen beim Personal geführt hätten, zwei weitere Erzieherinnen hätten ihren Abschied angekündigt.
So würden im Erdgeschoss 25 Kinder, zum Teil mit Integrationsbedarf, in einem Raum, halb so groß wie der Ratssaal, betreut. Deshalb sei diese Gruppe jeden Tag draußen. Weil der Weg an der Straße entlangführe, sei das gefährlich. Deshalb wolle man kurzfristig eine Waldgruppe einrichten und die Stadt um Unterstützung bei der Beantragung einer Sondergenehmigung durch Kreis und Jugendamt bitten.
Bereits im August könne man mit einem Wichtelwagen, einer Schutzunterkunft mit Toilette, loslegen, so die Mutter. Ein weiteres Problem: Die Gruppe mit Kindern, die trocken werden sollen, sei im ersten Stock untergebracht und müsse ins Erdgeschoss zur Toilette. „Die werden nicht trocken“, so die Mutter, die kundtat, für den Vorstand des Kinderschutzbundes kandidieren zu wollen.
Steffen Behringer bedankte sich für die Aufklärung über „das Remmidemmi“ bei der Magischen 12. Die Bürgermeisterin zeigte sich hingegen verwundert. Der Kinderschutzbund sei bisher mit dem Anliegen nicht an die Stadt herangetreten. „Das müssen wir mit dem Träger besprechen, nicht mit der Elternschaft“, sagte sie. Ebenso verwundert war Thomas Bell: „Ich bin Mitglied im Vorstand des Kinderschutzbundes und habe noch nichts davon gehört.“