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FlutkatastrophePsychosoziale Hilfe wird in Bad Münstereifel immer noch benötigt

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Vertreterinnen der Stadt Bad Münstereifel sprachen mit drei Vertretern der Psychosozialen Hilfe.

Sie suchten den Austausch und zogen Bilanz: Christine Gottwald (v.l.), Michael Mönks, Dorothee Wald, Sabine Preiser-Marian und Gina Burgwinkel-Ernst.

Bürgermeisterin und Ordnungsamtschefin von Bad Münstereifel besuchten die Psychosoziale Hilfe, die sich seit fast zwei Jahren engagiert.

Die Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 hat Spuren hinterlassen: „Nicht nur an Häusern und Straßen, sondern auch in den Köpfen und Seelen vieler Menschen“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Bad Münstereifel.

Schon kurz nach der Katastrophe wurde die „Psychosoziale Hilfe Bad Münstereifel“ aufgebaut, unter anderem von Michael Mönks. Ehrenamtler haben am Standort „Im Goldenen Tal“ seitdem ein offenes Ohr für Menschen, die noch unter den Folgen der Katastrophe leiden. In zwei Containern untergebracht sind dort das Fluthilfebüro der Malteser sowie Berater, Seelsorger und Therapeuten.

Mehr als 1000 Gespräche führten die ehrenamtlichen Helfer

Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian und Gina Burgwinkel-Ernst, Amtsleiterin Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Soziales, haben sich jüngst mit den Mitarbeitern ausgetauscht. Mehr als 1000 Gespräche haben die Ehrenamtler in den vergangenen zwei Jahren geführt.

„Es ist ein niederschwelliges Angebot“, sagt Mönks. Es geht also schlicht darum, zu reden und zuzuhören. Die Helfer vermitteln auch Techniken, um mit den Belastungen umzugehen. Nicht das Erlebte bestimmt das Handeln, sondern man selbst. Auf Wunsch leitet das Team aber Gesprächspartner an Therapeuten weiter und unterstützt bei der Suche nach Therapieangeboten.

Auch handfeste oder finanzielle Hilfe wird benötigt

Manche Menschen benötigen aber handfeste oder finanzielle Hilfe. So erinnert sich Michael Mönks an eine Betroffene, die sich lange weigerte, ihre Wohnung zu betreten — aus Angst vor dem Anblick, der sie dort erwartete. Mönks vermittelte an die „Dachzeltnomaden“, die die Wohnung aufräumten und so der Frau halfen.

Wer glaubt, dass der Redebedarf fast zwei Jahre nach der Flut nicht mehr besteht, irrt. „Etliche Betroffene werden erst mit diesem Abstand vom Erlebten eingeholt“, schreibt die Stadt. „Bei manchen kommen durch die Flut auch alte Traumata wieder hoch, zum Beispiel Kriegstraumata“, berichtet Dorothee Wald, die sich bei der Psychosozialen Hilfe engagiert.

Eltern sollen Erlebtes für ihre Kinder niederschreiben

Auch Menschen, die es nicht mehr aushalten konnten, dass alle um sie herum betroffen waren, sie selbst aber nicht, suchten das Gespräch, weiß Christine Gottwald, eine weitere Helferin, zu berichten. „Kinder stecken das Erlebte teils in eine Kiste und vergessen es. Wenn sie erwachsen sind, kommt es dann vielleicht durch ein Hochwasser oder auch nur einen Geruch wieder hoch, und sie wissen nicht, was mit ihnen los ist“, sagt Wald. Deshalb rät sie Eltern, dass sie für ihre Kinder aufschreiben, was sie in jungen Jahren erlebt haben.

Wer das Angebot der „Psychosozialen Hilfe Bad Münstereifel“ wahrnehmen möchte, kann sich per Telefon (01 57/50 39 82 37) oder per E-Mail bei Michael Mönks melden.