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Bad Münstereifeler Flut-KindergartenDem Provisorium im Josefshaus fehlt das Magische

Lesezeit 4 Minuten

Die einzige Attraktion im Außenbereich ist dieser Sandkasten, wie Bibiane Bressem und Rainer Holdmann vom Kinderschutzbund-Vorstand berichten.

Bad Münstereifel – Als eine Mutter im jüngsten Bildungs- und Sozialausschuss der Stadt von den Verhältnissen in der provisorischen Unterkunft der Kindertagesstätte „Magische 12“ im Josefshaus berichtete, waren sowohl Stadt als auch Politiker überrascht. Ein Besuch in der Kita zeigt: Man merkt an allen Ecken und Enden, dass das Josefshaus eben kein Kindergarten ist, sondern nur ein Provisorium.

Am besten demonstriert wird das durch den Blick auf das Außengelände. Ein einsamer Sandkasten steht dort. Direkt nebenan, durch einen Zaun getrennt, ist der Außenbereich der katholischen Kita mit seinen zahlreichen Spielgeräten. Da kann man neidisch werden.

70 Kinder in vier Gruppen

70 Kinder sind in der „Magischen 12“ in vier Gruppen untergebracht. Normalerweise haben sie in ihrem Gebäude und auf der üppigen Freifläche am Parkplatz Große Bleiche, einen Steinwurf von der Erft entfernt, viel Platz. Doch dann kam der 14. Juli 2021, und mit dem Wasser wurde alles anders.

Die Kita ist schwer von der Flutkatastrophe betroffen. Mittlerweile gibt es Kinder, die ihr erstes Jahr hinter sich haben. „Für die Neuen ist das Josefshaus der Kindergarten“, berichtet die stellvertretende Leiterin Denise Schulpin. Sie kennen die echte „Magische 12“ eben nicht.

Und das wird vermutlich auch noch etwas länger so bleiben. Am 30. November, so hat es die Stadt geplant, die für den Wiederaufbau des Gebäudes Fördermittel erhält, soll die Einrichtung an den Träger, den Kinderschutzbund Bad Münstereifel, übergeben werden.

Doch weil immer wieder Schimmelbefall festgestellt wurde, dauerte das Freitesten inklusive der Reinigungen länger als gedacht. Danach gab es Probleme bei der Handwerkersuche. Mittlerweile ist die Stadt aber guter Dinge, dass die entstandenen drei Wochen Verzögerung wieder aufgeholt werden können.

Einrichtung kostet 500.000 Euro

Doch mit der Übergabe ist es nicht getan. Der Kinderschutzbund muss die „Magische 12“ ja noch einrichten. Da man zum 31. Dezember das Josefshaus verlassen muss, bleibt also voraussichtlich ein Monat Zeit dafür. Finanziert werden muss dieser letzte Schritt aus Eigenmitteln. Kita-Geschäftsführerin Kirsten Homberg rechnet mit Kosten von bis zu einer halben Million Euro.

Trotz des Provisoriums-Status hat die „Magische 12“ sich in den Räumen des Josefshauses, so gut es geht, eingerichtet.

Die Situation im Josefshaus ist schon sehr beengt. So sind die „Erfthexen“, eine Ü3-Gruppe mit 20 Kindern und fünf Erzieherinnen, in einem recht kleinen Raum untergebracht. Um die Situation zu entspannen, ist die Gruppe, so oft es geht, im Schleidpark.

Aus diesem Grund würde der Kinderschutzbund gerne eine Waldgruppe einrichten. Doch dazu müssen einige rechtliche Hürden von Stadt und Kreis überwunden werden. Und dann bräuchte man ja auch noch eine Unterbringungsmöglichkeit. Einen entsprechenden Bauwagen hätte Kinderschutzbund-Schatzmeister Rainer Holdmann sogar gefunden. Kostenpunkt: 120.000 Euro ohne Transport und Aufstellen.

Belastungsgrenze bald erreicht

„Ja, die Situation hier ist beengt. Aber sie ist noch händelbar“, meint Denise Schulpin. Die Kinder nehmen die Lage so hin, wie sie ist. „Die Erzieher und Freunde sind ja da“, sagt Schulpin, das zähle für die Kleinen. Allerdings haben Eltern und vor allen Dingen die Erzieherinnen ihre Belastungsgrenze bald erreicht. Zwei Erzieherinnen haben die Kita verlassen, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen, beispielsweise der Wohnortnähe.

Zwei weitere haben aber angekündigt, die „Magische 12“ verlassen zu wollen, wenn sich die Situation nicht bessert. Neueinstellungen gibt es am 1. August aber auch. „Wir können das Provisorium aushalten“, sagte Bibiane Bressem, stellvertretende Leiterin des Kinderschutzbundes. Aber ein konkretes Datum, wann es im alten Gebäude losgeht, würde die Lage beruhigen.

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Seit dem 1. August läuft die Kita im Notbetrieb. „Wir hatten nie zu“, ist Denise Schulpin stolz auf ihr Team. „Aber es ist und bleibt eine Notunterkunft“, ergänzt Rainer Holdmann. 17 Kinder werden die Einrichtung im Sommer verlassen, nur sechs kommen flutbedingt neu hinzu. Für den Schatzmeister bedeutet das aber auch, dass weniger Beiträge gezahlt werden. Räumlich besser wird die Situation übrigens nicht. Der katholische Kindergarten verzichtet momentan auf seine Turnhalle, dort ist eine zehnköpfige Gruppe aus der Magischen 12 untergebracht. Doch die kämen im Sommer auch zurück.

Für Ideen offen

Für weitere Ideen wäre der Kinderschutzbund offen. Die SPD hatte beispielsweise in einem Antrag eine Containerlösung vorgeschlagen. Da stellt sich die Frage, wie schnell diese beschafft werden könnten und wo man sie aufstellt. „Wir würden einen Umzug aber in Kauf nehmen“, sagt Denise Schulpin.

Was Bibiane Bressem wichtig ist: Der Kinderschutzbund sucht keinen Schuldigen. „Wir sitzen zwischen den Stühlen, aber wir ziehen mit der Stadt und den Eltern an einem Strang.“