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Entscheidung vertagtDie Schließung der Kita Effelsberg ist vorerst verhindert

Lesezeit 4 Minuten
Ein etwas heruntergekommenes, weißes Haus steht auf einer Wiese, daneben Bäume.

Mit einem schönen Rücken kann die Kita Effelsberg aktuell nicht verzücken.

Die Stadt Bad Münstereifel zweifelt an Aussagekraft der Zahlen vom Kreis Euskirchen und wertet nun selbst Geburtenzahlen im Höhengebiet aus.

Das war Rettung in letzter Minute. Zumindest vorläufig. Eigentlich sollte der Stadtrat am Dienstag einige Entscheidungen bezüglich der Kindergartensituation im Bad Münstereifeler Höhengebiet treffen, darunter auch die Schließung der Kindertagesstätte Effelsberg zum 1. August 2026.

Doch das ganze Thema – auch ein Neubau in Mutscheid – wird nun vertagt. Denn es sind doch noch einige Punkte unklar.

Elternbeirat aus Effelsberg schrieb einen Offnen Brief

In einem vierseitigen Offenen Brief machte der Elternbeirat seinem Unmut Luft. Die dringendsten Fragen durfte dessen Vorsitzende in der Ratssitzung stellen. So sei unverständlich, warum vor Jahren noch ein Neubau in Effelsberg in Aussicht gestellt wurde und jetzt über eine Schließung gesprochen werde.

Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) erklärte, dass es selbst Anfang dieses Jahres noch nach einem Neubau in Effelsberg aussah. Die neuen Zahlen des Kreisjugendamtes hätten nun eine neue Lage aufgezeigt. Aus diesem Grund wertet die Stadt selbst nun die Geburtenzahlen der Jahre 2020 bis 2024 in den Wohnbereichen Effelsberg, Mahlberg und Houverath aus.

DRK weist Vorwürfe über fehlende Information zurück

Sowohl die Stadt als auch der Kita-Träger, das Deutsche Rote Kreuz (DRK), haben es versäumt, über die geplante Schließung zu informieren, so die Eltern. Stattdessen erfuhren sie über die Pläne aus dieser Zeitung. Allerdings wiesen die Bürgermeisterin und Ralf Krutwig, Bereichsleiter Kindertagesstätten beim DRK, diesen Vorwurf zurück mit dem Hinweis darauf, dass ja zunächst die Politik eine Entscheidung treffen musste.

Wie die Zukunft bei einer tatsächlichen Schließung in Effelsberg aussieht, kann Krutwig noch nicht sagen, da der Schließungstermin noch einen „ferngelegenen Zeitpunkt“ betreffe. „Wir können sagen, dass Gruppen gemeinsam in eine andere Kita wechseln oder wir den Eltern diese Entscheidung überlassen“, so Krutwig. Konkret planen würde man aber erst in einem Jahr, derzeit sei man mit dem Kindergartenjahr 2025/26 beschäftigt.

„Wir haben Verständnis, wenn Eltern ihre Kinder jetzt schon in einer anderen Kita anmelden. Aber wir hoffen, dass wir dann in einem Jahr nicht nur fünf Kinder betreuen.“ Aussagen, dass in Effelsberg für das Kita-Jahr 2025/26 keine Kinder aufgenommen werden, weist er zurück. „Es ist aus pädagogischer Sicht nicht sinnvoll, weil die Kinder dann eventuell im Jahr darauf direkt wieder wechseln müssten. Aber das ist kein Verbot.“

Bad Münstereifel zweifelt an Zahlen des Kreisjugendamtes

Die Diskussion bleibt seit Monaten, seit plötzlich die Kita Houverath aus allen Nähten platzte und man nun Container anschaffen musste, die gleiche. Die Aussagekraft der Kita-Zahlen, die das Kreisjugendamt liefert, wird von der Bad Münstereifeler Politik stark angezweifelt. „Allein die Betrachtung der Geburtenrate ist eindimensional. Es müssen mehr Faktoren einberechnet werden, etwa Zuzüge, Geflüchtete oder Kinder aus anderen Einzugsgebieten“, sagte Tenzin Naktsang (SPD).

Martin Mehrens (CDU) formulierte es etwas drastischer: „Die Zahlen aus dem Kreis sind oft die Tinte nicht wert, aber wir müssen gucken, wie groß wir unsere Kitas bauen.“ Man müsse schauen, wie man an verlässliche Zahlen komme. „Vom Kreis gibt es die nicht“, so Mehrens. Auch Christof Milischewski (FDP) stimmte zu: „Wir sollten in Zukunft selbst rechnen und uns nicht auf die Zahlen des Kreises verlassen.“ Welche Auswirkungen diese Zahlen haben, zeige sich in Nöthen, gab Kämmerer Kurt Reidenbach ein Beispiel. Vor der Flut gab es wegen der Anmeldezahlen dringenden Handlungsbedarf, jetzt seien 15 Plätze frei. „Dadurch entstehen auch deutlich geringere Mieteinnahmen“, so Reidenbach.

Die Zukunft der Kita in Effelsberg ist weiter ungewiss

Wie es mit der Kita Effelsberg weitergeht, steht aktuell nicht fest. Das gilt übrigens auch für den angedachten Neubau in Mutscheid, weil ein Ortstermin einige Fragen aufgeworfen hat. Die Politik will sich im nächsten Bildungs- und Sozialausschuss am 27. November mit dem Thema befassen. Bis dahin sollen auch die Zahlen aus der städtischen Auswertung vorliegen.

Kämmerer Kurt Reidenbach wies aber darauf hin, dass eine Ertüchtigung des aktuellen Gebäudes nicht wirtschaftlich sei, denn erneuert werden müssten die Heizungsanlage, das Dach und das Obergeschoss. Außerdem sei in dem Gebäude keine U3-Betreuung möglich. Ein Neubau für nur eine Kindergartengruppe sei aber auch nicht sinnvoll, weil kein Träger die Betreuung von nur einer Gruppe übernehmen wolle.

Also müsse man zweigruppig bauen und dann eventuell in Houverath auf den Anbau verzichten. Allerdings gibt Reidenbach zu bedenken, dass es dadurch eine Gruppe mehr gebe, als das Kreisjugendamt empfiehlt. „Der Betrieb muss vom Kreisjugendamt genehmigt und mit dem Land abgerechnet werden. Das kann bedeuten, dass uns die Betriebserlaubnis verweigert wird“, so Reidenbach, der noch einmal darauf hinwies, dass die Geburtenzahlen im Höhengebiet seit 2020 rückläufig seien. „Die gesamte Lösung ist durch das Kibiz schwierig, weil nicht mehr Gruppen finanziert werden, sondern Köpfe. Und beim Träger besteht der Druck der Finanzierung“, sagte Thomas Bell (parteilos).