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Viel gearbeitet, viel gelachtAnna Moers aus Bad Münstereifel blickt auf 100 Lebensjahre zurück

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Anna Moers, die in einem Sessel sitzt.

Anna Moers hat im Bad Münstereifeler Marienheim ihren 100. Geburtstag gefeiert.

Anna Moers hat in Bad Münstereifel ihren 100. Geburtstag gefeiert. Sie  blickt auf ein von Arbeit geprägtes Leben zurück.

„Es war ein schönes Fest.“ Vergnügt denkt Anna Moers an ihren Geburtstag zurück. Eine ihrer Töchter hatte Buttercremetorte gemacht – den Kuchen, den die Jubilarin viele Jahrzehnte lang zu den Familienfesten gebacken hat. Ihr Platz am Kaffeetisch war mit Blumen geschmückt, immer noch hängen die Luftballons in Form einer Eins und zweier Nullen unter der Decke ihres Zimmers im Bad Münstereifeler Marienheim. Am 13. März ist Anna Moers 100 Jahre alt geworden.

Sie blickt zurück auf ein Leben, das geprägt war von Arbeit. Die Familie lebte in Arloff, dort kam Anna 1925 zur Welt. Sie war gerade mal sieben Jahre alt, als ihre Mutter sich das Leben nahm. „Sie war schwermütig“, sagt die Jubilarin. Zurück blieb der Vater mit drei kleinen Kindern. Er arbeitete im Arloffer Tonwerk, nebenbei reparierte er Schuhe. Die kleinen Leute, die wenig hatten, hätten immer prompt bezahlt, so erinnert Anna Moers die Erzählung ihres Vaters. Aber diejenigen, die Geld hatten, die hätten nicht gezahlt.

Mit 14 ging Anna Moers nach Köln ins Kloster und lernte Hauswirtschaft

Der Vater heiratete wieder – eine Cousine der Mutter –, da war die Tochter neun Jahre alt. Die Stiefmutter sei streng gewesen, erzählt sie: „Das war eine schwere Zeit.“ Der Vater verlor auch seine zweite Frau bald, sie starb bei der Geburt von Zwillingen. Eine ältere Frau aus dem Dorf übernahm schließlich den Haushalt und zog die Kinder groß.

Mit 14 kam Anna Moers in Köln-Mülheim in ein Kloster, um dort Hauswirtschaft zu lernen. Drei Jahre sollte sie dort bleiben, doch nach zweieinhalb Jahren musste sie zurück ins Elternhaus, weil dort einfach zu viel zu tun war. Das junge Mädchen flickte und strickte, half in der Landwirtschaft, arbeitete halbe Tage in der Fabrik. Und musste einen weiteren Verlust verkraften: Ihr Bruder, gerade mal 20 Jahre alt, wurde im Krieg vermisst. Der Vater war an der Westfront gewesen, aber auf Drängen seines Arbeitgebers bald wieder nach Hause gekommen.

Mit ihrem Mann Willi hat Anna Moers gerne getanzt und viel gelacht

Und dann kam der Tag, an dem sie einen Ausflug an die Steinbachtalsperre machte. Jemand hielt ihr dort von hinten die Augen zu. Das war Willi Moers, bis dahin nur ein Bekannter. 1950 heirateten die beiden. Arbeitsreich war das Leben weiterhin. Aber auch schön. „Wir haben immer gern getanzt, auf der Kirmes oder bei Karnevalsveranstaltungen“, erzählt Anna Moers. „Und viel zusammen gelacht.“ Eine Bekannte hatte ihr und ihrer Schwester das Tanzen beigebracht.

Sie hielten Hühner und Ziegen, deren Milch sie verarbeitete, zu Käse und auch zu Butter – von Hand, in einem hölzernen Butterfässchen. Immer waren Katzen im Haus, einmal habe sie sieben Junge großgezogen, erzählt die Seniorin. Sie bekam drei Töchter, jeweils im Abstand von fünf Jahren. „So war jede gewissermaßen ein Einzelkind.“ Später baute das Ehepaar in Arloff ein neues Haus.

20 Jahre hat Anna Moers im Kirchenchor gesungen und zu den Proben oft allen ein Schnäpschen mitgebracht – „um die Stimme zu ölen“.

Sie erzählt von ihrer Schwester, die bei der Flut vor drei Jahren in Altenahr in Lebensgefahr geschwebt habe. Mit dem Hubschrauber sei sie vom Dach des Hauses gerettet worden, ihre Angehörigen hätten sechs Tage lang nicht gewusst, was aus ihr geworden war.

2007 ist Willi Moers gestorben, seitdem lebt seine Witwe im Marienheim in Bad Münstereifel. „Ich habe das schönste Zimmer hier“, schwärmt sie. Morgens scheine die Sonne hinein, und in der Tat ist der Ausblick auf den gegenüberliegenden Hang malerisch. „Ich konnte nie einfach nur dasitzen und nichts tun“, sagt Anna Moers. Und daran hat sich auch mit 100 Jahren nichts geändert. Immer noch macht sie den einen oder anderen Handgriff, deckt ihr Bett zu. Andere für sich arbeiten zu lassen und dabei zuzuschauen, fällt ihr schwer.