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Hauptquartier bei Bad MünstereifelHeimlich wurden Fotos von Hitler im Felsennest aufgenommen

Lesezeit 3 Minuten
Das Schwarz-Weiß-Foto wurde im Zweiten Weltkrieg im Felsennest bei Bad Münstereifel aufgenommen.

Im Felsennest bei Bad Münstereifel wurden auch Fotos von einem Kommandogerät aufgenommen. Dieses wog ohne Entfernungsmesser 975 Kilogramm.

Hans-Josef Hansen legt ein neues Buch über das Felsennest und die Batteriestellung auf dem Radberg bei Bad Münstereifel-Rodert vor.

Was braucht es, um mehr als 80 Jahre nach dem Geschehen noch neue Erkenntnisse zu gewinnen? Fachwissen, Hartnäckigkeit und dazu ein bisschen Glück, das dem Zufall auf die Sprünge hilft. So ein glücklicher Zufall war es, der Hans-Josef Hansen zu einem Konvolut an Fotos verholfen hat, die einen neuen Blick auf das Felsennest in Rodert und auf die dortige Batteriestellung eröffnen. Jetzt hat der aus Herzogenrath stammende Autor ein weiteres Buch darüber geschrieben, den Nachfolger seines längst vergriffenen Bandes „Felsennest – das vergessene Führerhauptquartier in der Eifel“.

Nicht nur das Führerhauptquartier sei aus dem Blick geraten, sondern die gesamte Luftverteidigungszone West (LVZ), zu der die Batteriestellung bei Rodert gehörte: „Kaum Fachliteratur widmet sich dieser militärischen Verteidigungszone, die einst zur Abwehr feindlicher Luftangriffe dienen sollte.“

1940 lebte Adolf Hitler vier Wochen bei Bad Münstereifel-Rodert

Aber das ist nur ein Aspekt, dem Hansen nachspürt. Der andere ist die tiefgreifende Veränderung des Dorfes, als dort Bunker, Baracken, Flakstellungen und ein Batterie-Beständelager zur Lagerung und Wartung der Flakgeschütze gebaut wurden. Als nicht nur Soldaten einzogen, sondern auch Adolf Hitler eines seiner Führerhauptquartiere einrichtete. Vier Wochen hat er dort 1940 mit seinem Gefolge gelebt und ist auch ins Dorf gekommen, um dort den Entwurf der Wochenschau zu sehen.

Ein heimlich aufgenommenes Schwarz-Weiß-Foto zeigt Adolf Hitler, wie er bei Bad Münstereifel-Rodert aus einer Tür ins Freie geht. Um ihn herum sind weitere Männer in Uniformen.

Das Bild von Adolf Hitler in Rodert hat ein Soldat heimlich aus dem Fenster aufgenommen, das war streng verboten. Der Fotograf schreibt dazu: Besichtigung unserer Unterkunft und des Luftschutzbunkers am ‚großen Gästehaus‘. Oberstleutnant Thomas, Kommandant des Führerhauptquartiers und Kommandeur des Führer-Begleitbaillons, zeigt Hitler den Weg zur OKW-Baracke.

Das Schwarz-Weiß-Foto von 1940 zeigt zwei schlafende Soldaten. Sie ruhen sich nach 36 Stunden Feuerbereitschaft im Felsennest bei Bad Münstereifel aus.

Nach 36 Stunden Feuerbereitschaft ruhen sich diese Soldaten aus. Das Bild ist am 11. Mai 1940 gemacht worden.

Das Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1939 zeigt vor einem Blockhaus Wachtmeister Hartig (v.l.) und Oberleutnant Lennarz. Rechts steht Leutnant Ostwald.

An einem schönen Tag im November 1939 sitzen vor dem Blockhaus Wachtmeister Hartig (v.l.) und Oberleutnant Lennarz. Rechts Leutnant Ostwald.

Das Glück blieb dem Autor treu. Als er im vergangenen Jahr in Rodert einen Vortrag hielt, lernte er Alexander Neubauer kennen. Und der legte ein gutes Wort ein bei den neuen Eigentümern eines Privathauses in Rodert, auf dessen Grundstück sich der Bunkerkomplex des Felsennestes befunden hatte. Im Oktober konnte Hansen das Gelände untersuchen.

Und nicht nur er, mit ihm kam Patrice Wijnands aus Karlsruhe, Diplom-Ingenieur der Geodäsie, der den Bunkerkomplex rekonstruieren konnte. Er erfasst, dokumentiert und erforscht seit Jahrzehnten die Überreste der 1936 bis 1940 gebauten Westbefestigungen. Die bisherige Auffassung, dass es einen Bunker auf der Kuppe und einen unterhalb der Kuppe gegeben habe, habe widerlegt werden können, sagt Hansen. Es sei ein zentraler Bunkerkomplex aus mehreren Bauwerken auf der Kuppe gewesen.

Zwei Soldaten haben das Leben im Felsennest dokumentiert

Zur Geschichte der LVZ gehört auch der unvorstellbare Propaganda-Aufwand, mit dem die Luftverteidigungszone der Bevölkerung als Bollwerk gegen den Feind verkauft worden sei. Doch dann seien die britischen Flieger ab Mai 1940 ungehindert darüber hinweggedonnert: „Die LVZ war ein Bluff, nicht in der Lage, die Angriffe abzuwehren“, urteilt Hansen.

Zwei Soldaten haben in Rodert fotografiert und ihre Bilder sorgsam beschriftet – wieder so ein glücklicher Zufall. Die Fotos zeigen das Leben der Mannschaften, ganz normaler junger Männer, die auf vielen Aufnahmen unbeschwert wirken. Bilder, die nachdenklich machen. „Ich frage mich schon, was aus diesen jungen Männern geworden ist, was der Krieg mit ihnen gemacht hat“, sagt Hansen.

Die Kombination aus historischen Fotografien und fundierten Hintergrundinformationen dürfte Heimatforscher, Geschichtsinteressierte und militärhistorisch Interessierte ansprechen. Das Buch enthält mehr als 130 Fotos, Karten, Grundrisse und zwei Temperas.


Buch wird vorgestellt

Am Freitag, 14. März, 18.30 Uhr, stellt Hans-Josef Hansen im St. Josefshaus, Alte Gasse 17-19, in Bad Münstereifel sein neues Buch über das Führerhauptquartier und die Batteriestellung vor.

Im vergangenen Jahr hatte er in Rodert bereits über erste Erkenntnisse berichtet, die er aus den zufällig entdeckten Fotografien gewonnen hatte. Das Interesse war damals so groß, dass der Dorfsaal an zwei Terminen ausgebucht war.

„Die Batteriestellung Bad Münstereifel-Rodert der Luftverteidigungszone West und die Zweckbauten des Führerhauptquartiers Felsennest – Die militärische Besitzergreifung eines Eifeldorfes“ lautet der Titel des Buches. Erschienen ist es im Rhein-Mosel-Verlag. Für 29,80 Euro ist der Band im Buchhandel erhältlich.