Überraschendes Zwischenergebnis bei den Ermittlungen um herrenlose Koffer voll Sand auf Kölner Weihnachtsmärkten: An einem war ein Zettel, der wohl auf den Nahostkonflikt hingewiesen hatte.
Ermittlungen in KölnSand-Koffer auf Weihnachtsmärkten wegen Nahostkonflikt?
Die Aufregung in der Weihnachtszeit war groß: Zwei Mal mussten Weihnachtsmärkte in der Kölner Innenstadt wegen herrenlosen Koffern geräumt werden. In den abgestellten Gepäckstücken wurde immer wieder Sand gefunden. Der große Markt auf dem Roncalliplatz führte nach den Vorfällen ein Kofferverbot ein. Der Rewe-Markt am Barbarossaplatz wurde wegen eines Koffers geräumt. Später stellte sich heraus: Ein Obdachloser hatte dort sein Gepäck abgestellt.
Rund sechs Wochen nach der Räumung der Märkte am Rudolfplatz und Heumarkt ergibt sich jetzt ein mutmaßliches Motiv: An einem der Gepäckstücke war ein Zettel, der auf den Nahost-Konflikt und den Gazastreifen hinweisen könnte. Das geht aus einem Bericht des Innenministeriums an den Landtag hervor. Demnach war auf einem mit Sand gefüllten Koffer am Weihnachtsmarkt auf dem Kölner Heumarkt eine Tasche, an der ein Zettel mit der Aufschrift „Stop Genozid“ und dem Abbild eines Totenkopfs angebracht war.
Zwei Weihnachtsmärkte geräumt
Innenminister Herbert Reul (CDU) folgert in seinem Papier für den Landtag, dass die Tat „als Reaktion auf aktuelle Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt erfolgt sein“ könnte. Daher führe der Staatsschutz der Polizei die Ermittlungen. Über den Zettel mit der Aufschrift hinaus lägen derzeit „keine Anhaltspunkte für Rückschlüsse auf die Hintergründe der beiden Taten vor“, so Reul in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion.
Am 14. Dezember war zunächst der Weihnachtmarkt am Kölner Rudolfplatz wegen eines herrenlosen Koffers geräumt worden. Entschärfer fanden nur Sand darin. Einen Tag später tauchte dann ein Koffer am Heumarkt auf, auch dort wurde der Weihnachtsmarkt frühzeitig geräumt. Die Entschärfer fanden wieder Sand in dem Gepäckstück. Für die Betreiber der Buden bedeutete die Räumung und Schließung jeweils einen enormen Einnahmeverlust. Beispielsweise bei der Räumung am Rudolfplatz waren mehrere hundert Besucher betroffen. Auch dem Heumarkt musste beispielsweise die beliebte Schlittschuhbahn schließen.
Die Kölner Polizei gab und gibt sich weiter wortkarg. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte ein Polizeisprecher. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Die spärlichen Informationen der Kölner Polizei war NRW-SPD im Düsseldorfer Landtag zu wenig. Wie die Landtagsabgeordnete Elisabeth Müller-Witt (SPD) sagte, es sei bereits deswegen eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt worden. „Wir wollen mehr Auskunft“, sagte Müller-Witt der Rundschau. Die Opposition will erfahren, warum der Staatsschutz ermittelt. Die SPD-Abgeordnete verlangte von der Landesregierung weiter Auskunft, welche Erkenntnisse es zu den Sand-Koffern gibt und ob es Hinweise auf Täter gibt. (mit dpa)