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„Diese Hilfe wird Jahre dauern“So werden die Spendengelder nach der Flut verwendet

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Zerstörte Häuser und Schlamm nach der Flut

Die Spendenaktion der Verlagshäuser in Köln in Kooperation mit den Sparkassen hat unglaubliche 4,5 Millionen Euro erbracht. Viele unserer Spenderinnen und Spender möchten wissen, ob ihre Spenden auch direkt bei den Betroffenen etwa in Rhein-Erft, Euskirchen oder an der Ahr angekommen sind.

Selbstverständlich kommen die Spenden auch bei den direkt Betroffenen an. Im Moment konzentrieren sich unsere Bündnis-Organisationen sogar in hohem Maß auf die Auszahlung von Soforthilfen. Über diese Soforthilfen, die den allerersten Bedarf denken sollen, haben viele Haushalte jeweils um die 2500 Euro bekommen. Das war für viele immens wichtig, um sich mit so alltäglichen Dingen wie Kleidung ausstatten zu können.

Insbesondere die Arbeiterwohlfahrt war auf dem Feld sehr aktiv. Die sind mit einem kleinen Bus in die schwer betroffenen Gebiete rausgefahren und haben über Facebook-Gruppen bekanntgemacht, wo sie stehen. Da konnten und können die Menschen dann einen Antrag stellen.

Wie schließen Sie dabei aus, dass es zu Betrugsfällen kommt?

Birte Steigert: Unsere Partnerorganisationen müssen natürlich in jedem Einzelfall eine einfache Bedürftigkeitsprüfung vornehmen, damit es nicht zu Betrugsfällen kommt. Täglich erreichen die Organisationen eine Vielzahl von Anträgen, mit denen sie noch längere Zeit beschäftigt sein werden. Uns ist es sehr wichtig, das Geld bedarfsgerecht auszugeben. Wir wollen nicht, dass jemand, der eine gute Versicherung und etliche Rücklagen hatte, am Ende mehr Hilfe bekommt als etwa einkommensschwache Menschen ohne Versicherung. Sozial Benachteiligte stehen bei der AWO beispielsweise besonders im Fokus.

Welche Form der Hilfen leisten Sie noch, die direkt den Betroffenen zugutekommt?

Neben Bargeldüberweisungen haben wir zahlreiche Sachleistungen erbracht. Dazu zählen ganz profan neue Waschmaschinen, aber auch die Beschaffung von Bautrocknern, Notstromaggregaten oder Werkzeug. Die Betroffenen hätten es in dem Moment gar nicht leisten können, derartige Dinge zu besorgen und in die überfluteten Gebiete zu bringen. Unsere Organisationen haben diese Baugeräte über Netzwerke an die Betroffenen verteilt oder geliehen. Es wurde aber auch ganz viel Hilfe geleistet für die Helfer. action medeor, das ist das Medikamenten-Hilfswerk im Bündnis, hat Tetanusspritzen und Verbandsmaterial für Helfer und Betroffene gestellt, die sich im Schlamm verletzt haben.

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Woher wussten und wissen Sie, was jeweils gebraucht wird?

Unsere Bündnisorganisationen kooperieren eng mit den regionalen Entscheidern vor Ort. Viele unserer Partner-Organisationen wie die Johanniter oder die Malteser betreiben inzwischen außerdem kleine lokale Büros vor Ort.

Was benötigen die Menschen derzeit am dringendsten?

Aufgrund der unterschiedlichen Ausmaße der Katastrophe in den Regionen und auch von Gemeinde zu Gemeinde, sind die Bedarfe der Menschen nicht gleich: In einigen Regionen muss weiterhin Soforthilfe in Form von Sachgütern und finanziellen Hilfen für den ersten Alltagsbedarf geleistet werden. Für Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten werden weiterhin Notstromaggregate, Bautrockner oder Hochdruckreiniger sowie Werkzeuge zur Verfügung gestellt. Viele Menschen benötigen weiterhin psychosoziale Betreuung. Der Winter naht und viele Menschen, die alles verloren haben, benötigen Hilfsgüter und Unterstützung, um in der kalten Jahreszeit eine trockene und warme Unterkunft zu haben.

Wie viel haben Sie insgesamt für Flutopfer an Spenden eingenommen?

Rund 250 Millionen Euro. Das ist wahnsinnig viel Geld. Wir sehen vor dem Hintergrund der großen Betroffenheit aber auch, dass das Geld dringend benötigt wird. Es werden langfristig für Einzelpersonen und Einrichtungen Lücken bleiben, die geschlossen werden müssen. Diese Hilfe wird Jahre dauern. Die Soforthilfe ist ja im Grunde nur das schnelle Pflaster.

Wie viel von dem gesammelten Geld ist bereits ausgegeben worden?

Die Bündnisorganisationen von „Aktion Deutschland Hilft“ haben bereits rund 65 Millionen der gesammelten Spendengelder für Hilfsmaßnahmen eingesetzt. Täglich erreichen das Bündnis weitere Projektanträge für den Abruf von Spenden für die Hilfe.

Halten Sie auch Spenden bewusst für spätere Phasen der Hilfe vor?

Einige der vor Ort tätigen Hilfsorganisationen rechnen damit, dass angesichts der Schäden bis zu zwei Drittel der Spendengelder für die langfristige Hilfe und den damit verbundenen Wiederaufbau aufgewendet werden müssen. Die Aufteilung der Spenden in den unterschiedlichen Phasen orientieren die Hilfsorganisationen an dem jeweiligen Bedarf.

Garantieren Sie, dass Spenden mit dem Zweck Hochwasser auch nur für Projekte in den Flutgebieten eingesetzt werden?

Wir gehen mit den Spenden, die „Aktion Deutschland Hilft“ mit dem Spendenzweck der Flutkatastrophe erreichen, sehr verantwortungsvoll um. Alle Spenden werden ausschließlich für diese Zwecke eingesetzt werden, dazu sind wir auch gesetzlich verpflichtet. Über die Verwendung der Spendengelder berichten wir transparent: Zum Beispiel im jährlichen Geschäftsbericht, in dem der Finanzfluss von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft wird. Ebenso verfahren auch die dem Bündnis angeschlossenen Organisationen.

Was kommt denn nach der ersten Hilfsphase?

Die Soforthilfe, die wir geleistet haben und teils immer noch leisten, ist nur ein Abschnitt auf dem langen Weg des Wiederaufbaus. Wir befinden uns im Übergang zur mittelfristigen Hilfe, wo es um viele Dinge geht, die instandgesetzt werden müssen. Die Organisation „Help“ aus Bonn hat für sich zum Beispiel festgelegt, den Fokus auf soziale Einrichtungen und Initiativen zu legen. Kitas, Schulen und andere soziale Einrichtungen haben die Möglichkeit, bis zu 30 000 Euro Unterstützung zu beantragen. Organisationen wie die Johanniter, Malteser und AWO richten gerade Fluthilfebüros ein, das sollen Anlaufstellen für Anliegen der Betroffenen sein. Dort werden Betroffene beraten, wie sie zum Beispiel Geld von den Versicherungen erhalten, das einem zusteht, oder wie man an die staatlichen Hilfen kommt.

Wir wollen auch Einzelfälle langfristig unterstützen, wo es nicht genug staatliche Hilfen gibt. Es gab und gibt also eine große Vielseitigkeit bei den Hilfen.

Wo helfen Sie ausdrücklich nicht?

Wir bauen keine Infrastruktur wie Brücken oder Straßen wieder auf. Wir schließen die Lücke, die der Staat und Versicherung hinterlassen. Der Staat hat zugesagt, Hilfen bis zu 80 Prozent zu leisten. Wir haben zum Beispiel eine Familie, die bekommt für den Wiederaufbau ihres Hauses eine halbe Million, und damit 80 Prozent der benötigten Summe. Weil sie keine Versicherung hat, wird ein Eigenanteil übrig bleiben, und genau da können Hilfsorganisationen nach ihrem Zweck unterstützen. Bei einem anderen Fall gab es eigentlich eine Elementarversicherung gegen Hochwasser, aber eben nicht gegen Starkregen. Das ist für Betroffene schwer auszuhalten. Unsere Bündnisorganisationen haben sehr unterschiedliche Schwerpunkte.

Wohin können sich Betroffene wenden, wenn sie Hilfe benötigen?

Im Aktionsbüro von „Aktion Deutschland Hilft“ können direkt keine Hilfen beantragt werden. Wir haben aber eine Seite mit Informationen für Betroffene eingerichtet, die ständig aktualisiert wird. Zudem sind die lokalen und regionalen Büros der Wohlfahrtsorganisationen (siehe Infobox) vor Ort in den Hochwasserregionen ansprechbar. Diese gründen teilweise sogar neue Büros: In Dernau gibt es etwa bereits ein Flutbüro der Johanniter. Johanniter, AWO und Malteser planen die Einrichtung weitere Flutbüros in den betroffenen Gebieten.

Hier gelangen Sie zu weiteren Informationen und Anlaufstellen.