Corona-Krise im ChemparkWer nicht da sein muss, bleibt daheim
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Leverkusen – Corona und Chempark – wie geht das zusammen? Bisher recht gut – da hat es sich ausgezahlt, dass Bayer, Covestro und Lanxess große Niederlassungen in China haben. Also dort, wo das Virus zuerst ein Thema war. Schon im Januar habe Covestro alle geplanten Dienstreisen nach und innerhalb Chinas auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Daran erinnerte Sprecher Jochen Kluener am Dienstag. Zuerst habe der Konzernvorstand in China einen Krisenstab eingesetzt, danach in allen weiteren Ländern, in denen sich das Virus ausgebreitet habe. Alle Krisenstäbe redeten auch miteinander, um die Gesamtlage im Blick zu behalten und „von Maßnahmen der Länder zu lernen, in denen sich das Virus verbreitet hat“, so Kluener.
Wer arbeitslos wird, kann das vorläufig im Internet melden
Die Arbeitsagentur hat wegen der Pandemie ihre Dienstleistungen ebenfalls eingeschränkt. Die Dienststelle in Wermelskirchen, die Burscheid und Leichlingen betreut, ist geschlossen. Wer persönlich vorsprechen will, wende sich an eine der drei großen Agenturen in Leverkusen, Bergisch Gladbach oder Gummersbach. Wer sich arbeitslos melden muss, kann das derzeit telefonisch erledigen: ☎ 0800 / 4 5555 00. Gesprächs- und Beratungstermine entfallen und müssen auch nicht abgesagt werden. Anträge können im Internet gestellt werden. (tk)
Seit dem 24. Februar gebe es in den deutschen Werken spezielle Krisenstäbe, die täglich virtuell tagen. Der Deutschland-Stab werde von Covestros globalem Personalchef Wolfgang Miebach geleitet, der für die Niederrhein-Werke von Daniel Koch. Der Chef der drei großen Rhein-Standorte kümmere sich besonders um Fragen der Produktion. In den Betrieben werde „der direkte Austausch zwischen den Beschäftigten auf ein Minimum reduziert“, sagte Kluener: Die Wechselschicht-Teams und Vertragspartner begegneten sich möglichst gar nicht; Besprechungen, Schichtübergaben von einem Team zum anderen, inhaltliche Austausche und ähnliches würden werden räumlich getrennt organisiert. „Auch nutzen wir vermehrt Telefonkonferenzen und Skype-Meetings.“
Die Hygienemaßnahmen gerade im Werk seien „stark ausgeweitet und nun sehr eng getaktet“, Desinfektionsspender flächendeckend ausgehängt worden. Auch in der Produktion gelte: Dienstreisen selbst zwischen den Werken seien zu vermeiden und für internationale Krisenregionen komplett verboten. Dazu gehörten jetzt auch die USA. „Rückkehrer aus ganz Europa gehen automatisch zwei Wochen isoliert von ihren Produktionsteams nach Hause“, sagte Kluener. Das gelte auch für Urlauber. Alle Mitarbeiter würden über Intranet und E-Mails auf dem Laufenden gehalten.
Bayer profitiert jetzt davon, sehr schnell reagiert zu haben. Vorigen Donnerstag, also einen Tag, bevor die Schließung von Schulen und Kitas verfügt wurde, hatte Vorstandschef und Arbeitsdirektor Werner Baumann alle Kollegen mit Personalverantwortung gebeten, so viele Mitarbeiter wie möglich an den heimischen Schreibtisch zu bitten. Damit das technisch klappt, habe Bayer die Rechner-Kapazitäten für sichere Verbindungen erheblich vergrößert, sagte Sprecher Markus Siebenmorgen am Dienstag auf Anfrage. Home-Office-Neulingen habe man zudem praktische Tipps vermittelt.
Die Möglichkeit werde massiv genutzt: So wirkte Bayers Konzernzentrale wie ausgestorben, dort verloren sich „schätzungsweise weniger als 20 Mitarbeiter“, so Siebenmorgen nach einem Blick in den Flur.
Auch in den Kasinos war sehr wenig los. Die Kantinen sind noch in Betrieb – allerdings mit geänderten Verhaltensregeln: Die Selbstbedienung wurde abgeschafft, Tische sind auseinander gerückt. Wer daheim bleibt, weil er die Kinder betreuen muss, hat bei Covestro diverse Möglichkeiten: Sofern Heimarbeit nicht geht, können Zeitguthaben, Freistellungsansprüche und zur Not auch Urlaubstage eingesetzt werden. Alles mit dem Ziel, dass es irgendwie passt: Chempark und Corona.