Leverkusen – Sprunghaft gestiegen ist die Zahl der Corona-Erkrankten im Awo-Heim in Rheindorf. Am Freitag korrigierte Amtsarzt Dr. Martin Oehler die Zahl der infizierten Bewohner auf 47, dazu kommen 25 Beschäftigte. Am Morgen meldete die Stadtverwaltung insgesamt drei weitere Corona-Todesfälle, zwei waren Bewohner des Alten- und Pflegeheims am Königsberger Platz. Fünf schwer erkrankte Rheindorfer Patienten liegen im Opladener Krankenhaus, das wegen Erkrankungen derzeit keine Besucher empfängt und einen ganzen Trakt geschlossen hat. Im Sankt Remigius werden im Moment mit 20 fünf Patienten mehr versorgt als im viel größeren Klinikum, sagte Thomas Karls vom Träger der katholischen Krankenhäuser, der K-plus-Gruppe.
Für Martin Oehler ist die dramatische Entwicklung im Awo-Heim ein Beleg für die enorme Gefährlichkeit der Virus-Mutation B 1.1.7. und Anlass, „mit äußerster Konsequenz“ vor allem Menschen zu testen, die mit den Infizierten Kontakt hatten. Nun sei klar, dass die zunächst in Großbritannien gefundene Variante infektiöser ist und auch für viel schwerere Verläufe sorgt. Der Ausbruch im Rheindorfer Pflegeheim gehe zudem auf eine Infektion zurück, die vor dem ersten Impfgang und durch einen Mitarbeiter eingeschleppt worden sei, ergänzte Oehler.
Bundeswehr hilft Besucher testen
Trotzdem soll es künftig keinen ungetesteten Besucher in einem Pflegeheim mehr geben. Dafür sollen nach einer Schulung ab Dienstag zwölf Soldaten aus Minden sorgen, die in den Heimen bei der Testung von Besuchern helfen werden. Ihr Einsatz geht bis zum 5. März. Für den Oberbürgermeister ist das Geschehen in Rheindorf hoch tragisch und „eine medizinische Krise“, so Uwe Richrath.
An der Impftermin- und Impfstoff-Krise könne aber das Gesundheitsamt nichts ändern, hieß es. Bei der Terminvergabe gebe es auch erhebliche technische Probleme, sagte Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach. Auch die Impfpaten von Arbeiterwohlfahrt (erreichbar unter ☎ 0214/23 153 und 820 25 97) und Caritas (Kontakt: ☎ 0214 / 855 42 504) werden das nicht ändern können.
Noch weniger Impfstoff
Auch die Impfstoff-Lieferung wurde am Freitag noch einmal nach unten korrigiert: Ab Montag, 8. Februar, sollen im Impfzentrum 639 Dosen pro Woche zur Verfügung stehen.
Viele Senioren sind noch nicht durch
Die zweite Impf-Runde in den Seniorenheimen soll nächste Woche abgeschlossen werden. Sechs Heime müssen noch besucht werden, so Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach. Dabei zählt jede Spritze. Es wurden sogar Patientinnen und Patienten aus dem Klinikum, die sonst ihren Termin verpasst hätten, mit dem Krankenwagen zu ihrer Einrichtung gefahren – damit die zweite Dosis nicht verfällt. Der 91-jährige Horst Stresow aus Opladen war einer von ihnen. Er wollte seine zweite Impfung trotz Behandlung nicht verpassen. Am Altenheim St. Albertus wurde geparkt, die Ärztin setzte die Impfung, und es ging wieder zurück ins Krankenhaus. „Es ging alles so schnell“, erinnert sich Stresow schmunzelnd. Am Freitag wurde er aus dem Klinikum entlassen.
Wie aber Senioren über 80 geimpft werden sollen, die daheim wohnen und bettlägerig sind, weiß Amtsarzt Martin Oehler nicht. Der Impfstoff von Astra Zeneca kommt dafür nicht mehr in Betracht, Krankentransporte ins Impfzentrum kann er sich nicht vorstellen. (aga/tk)