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Übung am Radom in WachtbergFeuerwehr probt Einsatz zum Angriff mit einer Drohne

Lesezeit 4 Minuten
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Teil der Übung am Radom war die Rettung aus einem Auto.

Wachtberg – Mit einer alles anderen als alltäglichen Situation sah sich die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Wachtberg bei ihrer Jahresgroßübung konfrontiert. Das angenommene Szenario sah nämlich einen Drohnenangriff auf eine militärische Liegenschaft vor, in Form des Absturzes eines Kleinflugkörpers auf das Areal der beiden Fraunhofer Institute für Radar und Informationstechnik in Werthhoven.

Die Drohne war laut Übungsvorgabe in einer Lagerhalle in direkter Nachbarschaft zum Radom eingeschlagen und hatte die Halle sofort in Brand gesetzt. Durch Trümmerteile sei auch das Radom beschädigt worden, einige Mitarbeiter befänden sich noch in der Kuppel und müssten aus großer Höhe gerettet werden. Zu allem Überfluss hatten laut Skript  schwere Betonbrocken einen Verkehrsunfall in der Nähe verursacht, bei dem drei Personen in einem Auto eingeklemmt wurden.

80 Wehrleute und 16 Fahrzeuge im Einsatz

Um dieser Großschadenslage Herr zu werden, waren 80 Feuerwehrleute mit 16 Fahrzeugen aus allen Löschgruppen der Gemeinde Wachtberg im Einsatz. „Alles was vier Räder hat ist heute Abend hier“, bestätigte Gemeindebrandinspektor André Hahnenberg als der Leiter der Feuerwehr Wachtberg. Zehn Notfallsanitäter-Auszubildende des DRK Wachtberg und des DRK-Rettungsdienstes Rhein-Sieg mit zwei Rettungstransportwagen und einem Mannschaftstransportwagen sowie zahlreiche Beobachter waren ebenfalls beteiligt. Der interne Brandschutz von Fraunhofer war mit sechs Mitarbeitern involviert. Hahnenberg teilte die Einsatzkräfte auf drei Abschnitte auf. Eine Gruppe musste den Brand der Halle löschen, eine zweite die Verletzten aus dem Auto befreien und medizinisch versorgen, die dritte sollte Menschen aus dem gut 50 Meter hohen Radon retten.Zwei Trupps mit jeweils zwei Atemschutzgeräteträgern rückten gegen das Feuer vor und mussten dabei wegen des dichten Qualms und der Dunkelheit mit schlechter Sicht zurechtkommen, dabei drei Verletzte finden und bergen.

Feuer, Eingeklemmte und Höhenproblem

Mit vereinten Kräften war dies bald geschehen, leider hatte sich  das „Feuer“ auf die benachbarte Wiese ausgeweitet, so dass dort ein Flächenbrand zu löschen war.  Derweil galt es  die drei im Auto „eingeklemmten Verletzten“, die von Notfallsanitäter-Auszubildenden gemimt wurden, medizinisch zu stabilisieren und zu beruhigen, bis der Rüstwagen der Feuerwehr mit der Rettungsschere vor Ort war. Um die drei „Verletzten“, die aus Leibeskräften schrien und auf ihre missliche Lage aufmerksam machten, retten zu können, musste nämlich zuerst das  von Trümmerteilen getroffenen Autodach abgetrennt und entfernt werden. „Das ist eine wichtige Erfahrung für unsere Auszubildenden, die das Gelernte einmal in einer absolute Stresssituation einsetzen können“, erklärte der stellvertretende Ausbildungsleiter Oliver Joch vom DRK Rettungsdienst Rhein-Sieg.

Innerhalb des Radoms stellte sich die Aufgabe kniffliger dar als gedacht. Die für die Feuerwehrleute unüberschaubare Anordnung von Stahlgittern, Rampen, Ebenen und Leitern erschwerte den Weg zu den Verletzten. Doch schließlich wurden die beiden „Leichtverletzten“ von der Absturzsicherungseinheit doch erreicht und glücklich auf festen Boden geleitet. „Im Zweifelsfall hätten wir sie auch aus großer Höhe mit einer Korbtrage  abseilen können“, merkte Feuerwehr-Sprecher Michael Ruck an, denn einige Kameraden hätten eine entsprechende Ausbildung als Vorstufe der Höhenrettung.

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Für Stress sorgte der extrem laute Feueralarm mit der sich ständig wiederholenden Aufforderung, das Gebäude sofort zu verlassen. Der Alarm war noch in einigen 100 Metern Entfernung zu hören und erinnerte an den ohrenbetäubenden Evakuierungsalarm eines abstürzenden Raumschiffs in einem Science-Fiction Film.

Fraunhofer behebt Fehler in Meldekette

Richard Nelleßen, der Brandschutzbeauftragte von Fraunhofer, zeigte sich am Ende schwer beeindruckt von der Leistung von Feuerwehr und Rotem Kreuz, konstatiert aber auch: „Wir selbst haben ebenfalls jede Menge gelernt.“Schon vor der Übung waren aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine und der Corona-Pandemie lokale Krisenstäbe gegründet worden, die nun einmal den Ernstfall proben konnten und dabei tatsächlich einige Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten erkannt hätten. Vor allem die Kommunikation mit dem zentralen Krisenstab der Fraunhofer-Gesellschaft in München müsse verbessert werden, stellte Nelleßen fest. „Aber genau dafür sind solche Übungen ja auch da.“

Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU), der sich das Geschehen vor Ort anschaute, war bei der Abschlussbesprechung voll des Lobes für „seine“ Feuerwehr: „Das war eine ganz hervorragende Arbeit und gibt mir ein sicheres Gefühl für die Gemeinde Wachtberg.“