Gemeinde WachtbergRathaus-Erweiterung soll für eine „Stadt Wachtberg“ genügen

Eine lange Rampe führt zum Rathaus von Wachtberg. Einen Aufzug gibt es drinnen nicht.
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Wachtberg – Wenn aus der Gemeinde Wachtberg eine Stadt werden sollte, wäre das Verwaltungsgebäude an der Rathausstraße auf jeden Fall zu klein, findet Christoph Fiévet, der Chef der Wachtberger CDU-Fraktion. Er gehört mit zu den Lokalpolitikern, die bei einer Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 3. November genau erfahren wollen, was die Machbarkeitsstudie zur Rathaussanierung hergibt, die bei einem Kölner Büro in Auftrag gegeben worden war.
Aus den Sitzungsunterlagen geht hervor: Das Büro legt einen Neubau des Rathauses an neuer Stelle nahe. Und wer sich umhört, erfährt: Eines der möglichen Grundstücke dafür befindet sich nur ein paar Meter entfernt vom Wahrzeichen des Drachenfelser Ländchens (dem Drachen "Godart von Wachtberg") im Verkehrskreisel am Wachtbergring, ganz nah bei der Marktscheune.
Zum Fazit der Nutzwertanalyse, die von dem Kölner Büro im Auftrag der Gemeinde angefertigt wurde, gehört, dass das Rathaus der Gemeinde Wachtberg sich nur mit hohem Aufwand sanieren ließe, ohne dabei aber große Verbesserungen zu erzielen. In einem „Realisierungsvariantenvergleich“ hat dieses Büro, die „DKC Kommunalberatung GmbH“, einem Neubau an neuer Stelle den Vorzug vor einem Neubau am bisherigen Ort (der eine Tiefgarage braucht) oder einer Erweiterung des Altbaus gegeben.
Vergleichssieger: Neubau an neuer Stelle
Seit Februar wird gerechnet, der Bedarf analysiert, werden die Kosten ermittelt und der Nutzen bewertet. Selbst Klimafaktoren bis ins Jahr 2051 spielten in die Rechenmodelle hinein. Das bestehende Gebäude schnitt dabei schlecht ab: Eine Anpassung der Geometrie sei stark eingeschränkt, Dämmung und Akustik seien sogar unmöglich anzupassen. Eine Sanierung der Grundleitungen wäre zudem nur mit hohem Aufwand möglich, heißt es. Zudem unterstellten die Untersucher – allerdings allein auf Basis des Baujahrs – dass Schadstoffe zu einem erheblichem Entsorgungsaufwand führen könnten.
Zum Vergleichssieger nach Punkten, dem „Neubau an einem anderen Standort“, gibt es auch eine Grafik. Darin zeigt ein kräftig eingefärbter Pfeil auf einen Platz am Wachtbergring in direkter Nachbarschaft zum Verkehrskreisel mit dem Wahrzeichen des Drachenfelser Ländchens. Zwar sitzt der Pfeil an unverdächtiger Stelle – gleich an einem Parkplatz. Doch in der Politik wird hinter vorgehaltener Hand über zwei oder drei Grundstücke gesprochen, die für einen Neubau in Frage kämen. Nicht alle sind in Gemeindebesitz und machen die öffentliche Diskussion über das Vorhaben möglicherweise kostspielig. Das Wort „Marktscheune“ mag dabei niemand in den Mund nehmen.
Der Raum ist knapp, die Zeit nicht
Richtig eilig haben es die Wachtberger bei dem Thema nicht. Es gibt keinen zwingenden Handlungsbedarf, keine verbrieften Mängel, die behoben werden müssten. „Aber der Raum ist bereits jetzt knapp“, sagte Christoph Fiévet im Gespräch mit der Rundschau und berichtete von Mitarbeitern, die sich im Rathaus zu dritt einen Schreibtisch teilen müssten. „Aber irgendwann müssen wir“, sagt Fiévet und betont: „Wachtberg wächst.“ Ende 2015 wies die Bevölkerungsstatistik für Wachtberg erstmals mehr als 20 000 Einwohner aus, nun geht sie gegen 21 000. Fiévet: „Zwischen 20 000 und 25 000 kann eine Gemeinde wählen, ob sie Stadt werden will, ab 25 000 muss sie Stadt werden.“

Das Rathaus soll in Berkum bleiben und nicht in Niederbachem oder Villip stehen. Es ist noch zu früh, über die Kosten zu sprechen.
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Zwar wachsen die Zahlen jährlich nur um ein paar Dutzend Einwohner, aber die Wachtberger haben sich offenbar schon genaue Gedanken zu ihrem Status als Städter und ein neues Rathaus gemacht. „Wenn Wachtberg mal Stadt wird“, spekulierte Fiévet, brauche es ein Bauordnungsamt, eine eigene Rechnungsprüfung und ein Straßenverkehrsamt. Bloß ein Jugendamt wollen die Wachtberger wohl nicht haben. Spätestens seit der Diskussion um die Kreisumlage wissen die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis ganz genau, was damit für Kosten auf sie zukämen, oder anders gesagt: Was sie sparen, weil der Kreis diese Aufgaben bündelt.
Der Abschied vom Verwaltungsgebäude an der Rathausstraße fällt Fiévet indes wegen der nicht mehr zeitgemäßen Wärmedämmung und der fehlenden Barrierefreiheit (einen Aufzug gebe es nicht, die Rampe am Eingang sei ein Provisorium) offenbar leicht.Dass das Rathaus auch in Zukunft „nicht in Niederbachem und nicht in Villip, sondern in Berkum“ stehen wird, ist für den Chef der CDU-Fraktion gesetzt.
Neubau mit 18,3 Millionen Euro veranschlagt
Der Raumbedarf einer Stadtverwaltung ist auch schon ermittelt: 124 statt 87 Räume seien nötig. Also 37 mehr als bisher. Eine bloße Rathauserweiterung müsste einen größeren Ratssaal, vier Besprechungs- oder Fraktionsräume sowie 19 Einzelbüros bieten. Was das kostet? „Über Geld zu sprechen ist noch zu früh“, findet Fiévet. Hat er eine Schmerzgrenze? „Auch das ist zu früh wegen der explodierenden Baupreise.“
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Allerdings stehen Kosten mit dem Fertigstellungsdatum „Mitte 2025“ in dem Papier von DKC: 18.332.820 Euro Gesamtinvestitionskosten für Abriss und Neubau, 21.614.825 Euro für einen Neubau an alter Stelle, 15.379.555 Euro für die Erweiterung des Altbaus. Werden Aufwendungen – etwa für Zinsen und ein Interim – mit den Abschreibungen verrechnet, ergibt sich für den sanierten Altbau ein „saldierter Ressourcenverbrauch“ von 29.404.675 Euro. Für einen Anbau sind es 7.175.454 Euro, für einen Neubau an alter Stelle 5.673.443 Euro und für einen Neubau an neuer Stelle 5.289.932 Euro.