Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Multifunktionsbau in OdendorfAusschüsse befürworten Planung – Kosten steigen

Lesezeit 4 Minuten

Ehrgeizige Pläne verfolgt die Gemeinde Swisttal rund um das Odendorfer Schulgelände. Sie will 14 Millionen Euro investieren.

Swisttal – Einen kleinen Schock mussten die Mitglieder des Swisttaler Schulausschusses und des Bau-, Vergabe- und Denkmalschutzausschusses in einer gemeinsamen Sitzung verdauen: Der geplante Multifunktionsneubau in Odendorf mit Grundschule, Offener Ganztagsschule und Dorfsaal wird entgegen der letzten Kostenrechnung im Januar noch einmal um 1,2 Millionen Euro teurer.

Auf 14,4 Millionen Euro brutto beziffert Christoph Rütter vom Architekturbüro Koenigs Rütter (Bonn) jetzt die Gesamtkosten. Doch auch das scheint noch nicht das Ende der Fahnenstange zu sein, denn in der neuen Berechnung ist eine 426 Quadratmeter große Erweiterungsfläche im südlichen Bereich noch gar nicht enthalten, die vor wenigen Tagen von der Gemeinde erworben werden konnte.

Keine Alternative zum Vorhaben

Trotz der hohen Summe stimmten beide Ausschüsse den weiterentwickelten Plänen zu und beschlossen, das Neubauprojekt fortzuführen und dabei die künftigen Nutzer mit einzubeziehen. Es gebe es schlicht und einfach keine sinnvolle Alternative, machte etwa CDU-Sprecher Hanns-Christian Wagner deutlich. Schließlich habe man sich ausdrücklich für einen Neubau entschieden, nachdem ein Fachgutachten festgestellt habe, dass dies günstiger sei als eine Sanierung des maroden Dorfsaales und die Erweiterung der ebenfalls sanierungsbedürftigen Grundschule.

Dennoch mahnte Johanna Bienentreu (Grüne), sich einen „Plan B“ zu überlegen für den Fall, dass die erhofften Zuschüsse von rund vier Millionen Euro vom Land für den Dorfsaal als Maßnahme des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) doch nicht fließen. Der Förderantrag ist für 2021 abgelehnt worden und soll im kommenden Jahr erneut gestellt werden.

Seit September hatte Architekt Rütter die Planung weiter ausgearbeitet und etwa den Dorfsaal optimiert und dabei an die gestiegenen Vorgaben der Brandschutzes angepasst. Der 292 Quadratmeter große und dreifach teilbare Raum kann nun bis zu 378 Sitzplätze in Stuhlreihen, 216 Sitzplätze in Tischreihen oder 600 Stehplätze bieten. Außerdem gibt es kleinere Änderungen im Bereich der Bühne und der Funktionsräume sowie einen zweiten Notausgang. Für die Vertreter der Schule war eine alternierende Abfolge der Klassenräume und Differenzierungsräume wichtig, zumal nachmittags von der OGS genutzt werden sollen. Durch die Mehrfachbelegung sei eine Auslastung über den gesamten Tag gesichert, zugleich werde der Mehrbedarf, der sich aus dem Schulentwicklungsplan ergibt, auf wirtschaftliche Art gedeckt.

Mit Fernwärme beheizt

Aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes soll das Gebäude mit Fernwärme aus der Biogasanlage des ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebes Althausen beheizt werden. Als Zusatz ist eine Wärmepumpe vorgesehen. Fachingenieur Guido Firmenich: „Sie dient im Winter als Heizung und kann im Sommer zur Kühlung des gesamten Gebäudes genutzt werden.“ Auf eine herkömmliche Klimaanlage werde hingegen verzichtet. Insgesamt werde das Gebäude den energetischen Standard eines Passivhauses erreichen, sagte Firmenich voraus.

Das könnte Sie auch interessieren:

Erfreulicherweise habe die Gemeinde mittlerweile ein südlich an das Schulgrundstück angrenzendes Grundstück von 426 Quadratmetern Größe erworben. Dort soll künftig ein „Grüner Klassenraum“ von etwa 100 Quadratmetern entstehen. Die restliche Fläche wird für eine bessere Verteilung der Pkw-Stellplätze sowie als Außenbereich der OGS genutzt. Der Schulhof nördlich des Gebäudes soll außerhalb der Schulzeiten, etwa bei Veranstaltungen als Parkfläche für Fahrzeuge und Räder genutzt werden.

Für die Fassadenverkleidung ist eine Verklinkerung in hellen, rötlichen Farben geplant, die sehr langlebig und leicht zu reinigen sei. Das passe optisch auch hervorragend in die denkmalgeschützte Umgebung mit der Pfarrkirche und dem Zehnthof, war Rütter überzeugt.

Der Bauausschussvorsitzende Manfred Lütz (CDU) zeigte sich zufrieden: „Das wird eine sehr moderne Schule, sowohl vom Design her wie auch von der Technik, zugleich ökologisch und nachhaltig.“ Auch Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) war sich sicher, dass die Möglichkeiten bis zum letzten Punkt ausgereizt und optimiert worden sind.

Johanna Bienentreu plädierte dennoch dafür, die Photovoltaikanlage auf dem Dach nach Möglichkeit noch weiter zu vergrößern. Tanja Plesser (CDU) freute sich, dass es gelungen sei, das Gebäude klimafreundlich und wirtschaftlich zugleich zu planen, eine Klimaneutralität sei für eine Schule kaum oder nur mit hohen Kosten machbar. Schließlich mahnte der Schulausschussvorsitzende Stephan Faber (Grüne) zur Geschlossenheit bei diesem Großprojekt: „Es geht nur miteinander, egal wohin die Reise geht.“