Die Asiatische Hornisse hat den Rhein-Sieg-Kreis nahezu erobert. Der einzige Imker mit Beseitigungsauftrag kommt nicht der invasiven Art nicht bei. Sie gefährdet Bienenbestände.
Invasive ArtAsiatische Hornisse hat den Rhein-Sieg-Kreis fast erobert
Abgesehen von Windeck und Eitdorf ist die Asiatische Hornisse inzwischen in allen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises gesichtet worden. Das Amt für Umwelt- und Naturschutz bei der Kreisverwaltung wertet die Meldungen zu der invasiven Art aus. Ein Imker ist fest von der Verwaltung engagiert worden, um den Hornissen ohne natürlichen Feind in hiesigen Landen Herr zu werden. Vor allem Imker melden Schäden, weil die Tiere in ihre Bestände eindringen und Bienen töten. Aber auch Menschen fürchten sich vor den großen Insekten; die ein wesentlich stärkeres Gift verspritzen als heimische Arten.
Meldepflichtig ist die Asiatische Hornisse, die von Fachleuten als „vespa velutina“ bezeichnet wird, schon lange. Im Rhein-Sieg-Kreis ist sie zuerst im Jahr 2023 in Troisdorf bemerkt und gemeldet worden. „Das Tier ist ursprünglich nicht bei uns beheimatet, sondern durch das Zutun des Menschen auch zu uns in die Region gelangt. Ähnlich wie der Waschbär, die Nilgans, Nutrias oder die Wollhandkrabbe hat sich die Asiatische Hornisse hier etabliert und massenhaft vermehrt“, heißt es nun im Jahresbericht des Rhein-Sieg-Kreises.
Asiatische Hornisse erobert den Rhein-Sieg-Kreis
Das Auftreten der Asiatischen Hornisse an Rhein und Sieg habe Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna: „Invasive Arten verdrängen natürlich vorkommende Arten und schädigen hiesige Ökosysteme“. Generell würden diese negativen Einflüsse auf die Biodiversität weltweit als größter Faktor im allgemeinen Artensterben eingestuft, heißt es aus dem Kreishaus: gleich nach dem Lebensraumverlust und dem Klimawandel.
Für die Verwaltung geht das alles sehr schnell. In ihrem Bericht heißt es: „Die enorme Ausbreitungsgeschwindigkeit verdankt die Asiatische Hornisse vor allem ihrer hohen Reproduktionsrate. Sie gründet deutlich größere Völker als unsere heimische Hornisse. Zudem ist sie als flugfähiges Insekt sehr mobil und hat hier kaum natürliche Feinde. Problematisch ist auch, dass die großen Völker einen immensen Hunger haben, den sie in erster Linie mit Honigbienen und anderen heimischen Insekten stillen. Auch kann es auch zu sehr unangenehmen Kontakten mit dem Menschen kommen, wenn man den Nestern der Tiere zu nahe kommt.“
Die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse kann da offenbar nicht mithalten. Insgesamt 18 Nester seien im gesamten Kreisgebiet im vergangenen Jahr durch Experten abgetötet und entfernt worden, meldet der Kreis und merkt an: „Es ist davon auszugehen, dass trotz intensiver Bekämpfung diese Zahl in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird.“
Praktisch reicht auch die eine vom Kreis per Ausschreibung genannte Person nicht, um die zunehmende Zahl an Sichtungen zu bewerkstelligen. So hat es sich im direkten Bonner Umfeld bereits eingebürgert, dass der bekannte Imker Klaus Maresch verständigt wird, obwohl er nicht beim Rhein-Sieg-Kreis unter Vertrag steht. Maresch hat teils mehrere Meldungen täglich zu den eingewanderten Hornissen aus Asien. Sein spektakulärster Fall im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis war bislang die Beseitigung eines großen Nestes im Umfeld von mehreren Einrichtungen für Kinder und junge Menschen in Heimerzheim. Ein besorgter Vater, der ihn kannte, hatte ihn verständigt.
Nest war gut getarnt
Trotz der Erfahrung des Experten zeigte es sich, dass die Sichtung der Tiere alleine nicht genügt. Es dauerte etwas und bedurfte der Unterstützung einer Drohne, bis das Nest der Tiere hoch oben in einem Baum gefunden war. Trotz seines Durchmessers von 80 Zentimetern war es gut getarnt. Das nächste Problem: Das Nest war um mehrere Äste herum gebaut worden, so dass die Krone des Baumes abgeschnitten werden musste, um die gut gefüllte Brutstätte der als gefährlich eingestuften Tiere beseitigen zu können.
Maresch warnt jedermann davor, selbst gegen die Hornissen vorzugehen - wegen der Verwechslungsgefahr mit geschützten Arten und vor allem wegen der ungewöhnlichen Agressivität dieser Hornissenart. Sein Appell: Sichtungen den Behörden melden. In der Regel der Unteren Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung, gerne aber auch ihm unter Ruf 0152 09795271.
Sein Ausblick ins noch junge Jahr: Wir werden viel zu tun bekommen, weil nicht alle Nester beseitigt werden konnten. Während im Südwesten von Deutschland einige Kommunen Dutzende Nester nicht beseitigen konnten, musste auch Maresch eingie Male aufgeben, so etwa im steilen Gelände an einem Baggersee bei Troisdorf, wo er mit dem Hubwagen 200 Meter weit in ein Brombeergestrüpp hätte eindringen müssen und eine 30 Meter lange Lanze gebraucht hätte. „Viel zu gefährlich“, entschied er. Auch in einem ehemaligen Weinhang in Leutesdorf musste er auf Stein und nassem Laub kapitulieren. „Das hat den Imkern dort nicht gefallen.“
Knapp 40 Nester hat er zwischen dem Bergischen Land und dem Erftkreis bis in den Norden von Rheinland-Pfalz hinein im vorigen Jahr beseitigt. Außerdem erwartet Maresch ein Problem, wenn Menschen künftig Nester melden. „Die Art ist gerade in Europa umgruppiert worden. Sie gilt zwar weiterhin als gefährlich und agressiv, wird aber jetzt als etabliert geführt, weshalb die Kommunen vermutlich irgendwann eine Rechnung stellen werden, wenn nicht gleich Altenheim, Schule oder Straße betroffen sind.“
Maresch nimmt für eine Beseitigung in der Regel 150 Euro, aber nur, wenn die Tiere gut erreichbar sind. Muss er seine 5000 Euro teure Lanze einsetzen und den Hubwagen verdoppelt sich sein Preis.
„Gründungsnester“, also das erste eines neuen Hornissenvolks, sitzt meist maximal zwei Meter über dem Boden. Maresch: „Dann ziehen sie um, wegen Lärm oder anderer Störungen. Finden sie aber nichts in großer Höhe, dann siedeln Asiatische Hornissen auch im Gartenhaus oder im Efeu. Eigentlich sind es keine Höhlenbrüter, aber in Godesberg habe ich schon welche aus einer Gaube geholt.“
Der Profi weiß genau, wie es ist gestochen zu werden: „Ich habe in Bonn über einer Straße ein Nest geborgen, das leer schien und ins Büro gehängt, weil das Amt eszu Anschauungszwecken haben wollte. Dann sind da plötzlich 200 Hornissen rausgeflogen, die meisten zum Fenster, aber eine ist ins Hosenbein geklettert und hat sich in der Kniekehle darauf besonnen, dass sie eine stechende Art ist. Es war erträglich. aber ein paar Stunden habe ich damit zu tun gehabt.“