Insektenumsiedler Klaus Maresch aus Bonn beseitigt immer mehr und dickere Nester der asiatischen Hornisse. Diese Woche wurde er in Heimerzheim tätig.
„Der Löwe im Genick“Asiatische Hornissen in Heimerzheim getötet – Nest entfernt
Acht Kilogramm wog das Hornissennest voller Brut und junger Königinnen, das der Bonner Imker Klaus Maresch am Montag aus einem Baum an der Kölner Straße in Heimerzheim holte. Wenn es sich bloß um das Zuhause einer harmlosen heimischen Hornissenart gehandelt hätte, hätte der erfahrene Insektenumsiedler die Tiere darin nicht töten dürfen.
Aber so nah an zwei Kindergärten und einer Jugendeinrichtung wie in der Swisttaler Gemeinde habe Gefahr für Passanten an der Durchgangsstraße und die Bauarbeiter auf dem Grundstück bestanden. Denn das Nest war von der asiatischen Hornisse bevölkert, einer so gefährlichen Art, dass ihre Beobachtung meldepflichtig ist. Und Maresch ist sicher: In der Umgebung sind mindestens noch zwei Völker.
Asiatische Hornisse: Invasive Art ist meldepflichtig
Der Experte kam gerade von einem Treffen mit Kollegen aus dem Saarland, wo die invasive Art schon stark verbreitet ist, zumal sie von Frankreich her eingewandert sei. Imker berichten von großen Verlusten an Honigbienen, die von den asiatischen Hornissen zerschnitten und gefressen würden. Zudem verspritzten diese Tiere ein deutlich stärkeres Gift als die hier bekannten Hornissen, sodass ein Kollege in Süddeutschland nach mehreren Stichen auf der Intensivstation gelandet sei. Maresch beschäftigt sich mit Studien, wonach das Gift selbst bei gesunden Menschen nachhaltig Organe schädige. Die „vespa velutina“, wie die Art korrekt heiße, sei also keineswegs nur ein Problem für Allergiker. Darum tauschten sich die Umsiedlungsexperten im Saarland auch über Techniken, Geräte, Mittel und Nebenwirkungen aus.
In Heimerzheim ist Maresch eigentlich nicht zuständig, weil der Rhein-Sieg-Kreis dort jemanden aus Much unter Vertrag hat, aber ein Mitarbeiter der Stadt Bonn, der ihn von einem Umsiedlungseinsatz in Kessenich her kannte, berichtete ihm vom Geschehen im Kindergarten, den seine Tochter in Heimerzheim besucht: „Dort summe es im Gebüsch. Weil von 50 Tieren die Rede war, wurde ich hellhörig, denn das deutet auf ein Nest hin.“
Blattläuse als „Tankstelle“ für die asiatische Hornisse
Weshalb die Tiere so zahlreich waren, erkannte Maresch dann auch auf den ersten Blick: „Die Büsche waren mit Blattläusen übersät. Die stellten geradezu eine Tankstelle für die Hornissen dar.“ Der Experte erkannte auch sofort den meldepflichtigen asiatischen Eindringling. Der Laie kann das nicht erkenne, und darum kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Die Leute sitzen dann ahnungslos im Garten unter einem Nest und haben „einen Löwen im Genick sitzen“. Die Tiere reagieren laut Maresch auf Vibrationen und greifen dann in großer Stückzahl hochaggressiv an. Darum könne ein ahnungsloser Gärtner bei der Arbeit an der Hecke schnell in Lebensgefahr geraten, wenn er gegen das Nest stoße. Selbst die Erschütterungen, die ein Jogger verursache, könnten für die asiatische Hornisse das Zeichen zum Angriff sein.
Wegen der Gefahren meldete Maresch die Tiere umgehend an die Untere Naturschutzbehörde beim Rhein-Sieg-Kreis und bekam den Auftrag zur Beseitigung. Dort auf dem Kindergartengrundstück fand sich kein Nest. Wir haben auch die Gebüsche an den Straßen abgesucht und das Ordnungsamt war mit Drohne und Wärmebildkamera da, doch das war erfolglos, zumal Insekten kaum Wärme abgegeben. Dann habe jemand angerufen und ein Nest in der Kölner Straße 87 gemeldet.
„Es muss mehrere Nester in der Umgebung geben. Dafür sprechen die Flugrichtungen der Tiere, und wir haben Kämpfe unter asiatischen Hornissen beobachten können“, berichtete Maresch. Dessen Kollege Dirk Wacker aus Euskirchen sucht nun bei Metternich nach einem zweiten Nest.
Swisttal: Nest der asiatischen Hornisse in 18 Meter Höhe
Das Hauptnest holte der Bonner Insektenumsiedler letztlich in 18 Metern Höhe am Montag aus einem Nadelbaum. „Ich konnte nicht einfach vorgehen wie immer, dann wären die mit dem üblichen Mittel abgetöteten Tiere vielleicht auf die Passanten und Bauarbeiter gefallen“, berichtete Maresch: „Mit den asiatischen Hornissen ist nicht gut Kirschenessen.“ Der Experte hüllte sich in einen besonders dicken Imkeranzug, den er schon trug, als er Riesenhonigbienen erforschte und dabei im Ausland deutlich gefährlichere stechende Insekten antraf als er die aus Deutschland kannte: „Dessen Wandung hat eine Stärke von acht Millimetern.“ Darin fühlte er sich sicher. Mulmig war ihm dennoch: Weil der Hubsteiger so wackelte.
Mit Rasierschaum verstopfte Maresch den Ausgang des Nests und stach mit einer Lanze in die gut 80 Zentimeter dicke Behausung. So füllte er ein Insektengift ein. „Die Tiere waren in Sekunden tot. Mir tut es jedes Mal weh, so etwas machen zu müssen“, bedauerte der Imker.
Während ein Mitarbeiter der Gemeinde Swisttal das Nest aus der Baumkrone Krone schnitt, hielt Maresch den Insektenbau. Acht Kilo hat es gewogen. „Wir gucken uns nachher natürlich genau an, was drin ist: Brutreste, eierlegende Königinnen. In Asien können sich diese Hornissen nicht so ausbreiten wie hier. Dort gibt es Parasiten, die ihnen zusetzen und auch Greifvögel und Eidechsen, die es auf sie abgesehen haben.“ Letztlich ist der Experte sicher: Aus diesem Nest wären mit Sicherheit noch ein paar Tausend Hornissen geschlüpft.
Mein Kollege Jonas Frey aus dem Saarland, hat dieses Jahr 700 Fälle gehabt, hier in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis waren es zehn bis 15. Aber ich bin sicher, nächstes Jahr werden es auch hier 200 bis 300 sein. So wie wir das jetzt aus der Bäckerei mit Wespen kennen, werden sich dort dann die asiatischen Hornissen bedienen, und das wird gefährlich für die Menschen. Maresch, der die Tiere schon so lange erforscht, sagt, er habe schon 2009 die Behörden hier vor der asiatischen Hornisse gewarnt, die nicht nur zu 300 oder 400 ein Nest bevölkerten, wie heimische Hornissen, sondern mit bis zu 6000 Tieren. „Wenn die jemand reizt, kommt er da vielleicht nicht mehr weg.“ Maresch appelliert an jeden, solche Hornissen den Behörden zu melden. In der Regel der Unteren Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung, aber gerne auch ihm unter Ruf 0152 09795271