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Von Kardinal Woelki ernanntWolfgang Picken wird Stadtdechant in Bonn

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Verlässt schweren Herzens Bad Godesberg, bleibt aber als neuer Stadtdechant auch für die Katholiken im Bonner Süden zuständig: Wolfgang Picken wird Nachfolger von Monsignore Wilfried Schumacher.

Bonn – „Ich liebe diese Kirche sehr“, sagt Wolfgang Picken über seine künftige Wirkungsstätte, die in diesen Tagen und den nächsten Monaten allerdings eine einzige große Baustelle ist: Das Bonner Münster, laut Picken „das Herzstück von Bonn“, wird zurzeit für 20 Millionen Euro generalsaniert. Ein Mammutprojekt, in das sich der neue Bonner Stadtdechant und künftige Pfarrer der Münstergemeinde St. Martin schon in den nächsten Wochen einarbeiten will, wie der 51-Jährige am Freitag der Rundschau sagte.

Nachfolger von Monsignore

Da hatte das Kölner Erzbistum gerade mitgeteilt, dass Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki den Pfarrer von Bad Godesberg zum neuen Stadtdechanten und Münsterpfarrer ernannt hat. Zum 1. März 2019 tritt Wolfgang Picken sein neues Amt an. Der promovierte Politologe, der im Juni sein silbernes Priesterjubiläum feierte, ist damit Nachfolger von Monsignore Wilfried Schumacher, der im Mai die Verantwortung für einen Finanzskandal übernommen und seinen Rücktritt erklärt hatte. Das Bistum wirft ihm vor, von 2009 bis 2014 zwei Millionen Euro aus dem Substanzvermögen der Gemeinde unter anderem für defizitäre Kircheneinrichtungen (Münster-Carré; Münsterladen) verwendet zu haben. Schumacher kam mit seinem Rücktritt, der das Dekanat und die Stadtgesellschaft schockte, offenbar einer Beurlaubung durch den Erzbischof zuvor.

„Schweren Herzens verlasse ich Bad Godesberg“, schreibt Picken auf der Homepage des Seelsorgebereichs Bad Godesberg. Dort war er für rund 26 000 Katholiken und 250 Mitarbeiter tätig und hat ein funktionierendes Netzwerk aufgebaut, wie er auf Anfrage sagte. Mit der Übernahme des Amtes des Stadtdechanten werde er weniger pastoral und dafür stärker repräsentativ tätig sein. Der Ernennung Pickens gingen die Anhörungen der leitenden Pfarrer und aller Pastoralen Dienste sowie der Gremien in Bonn gemäß der Dekanate-Ordnung voraus, teilte das Erzbistum mit. Der kommissarische Stadtdechant Bernd Kemmerling hatte kurz vor Weihnachten im Rundschau-Interview von einem „sehr guten Gespräch“ der leitenden Pfarrer mit den Vertretern des Erzbistums gesprochen.

Picken kümmerte sich um die Familie des zu Tode geprügelten Niklas P.

Mit der Ernennung Pickens sei der Auftrag des Erzbischofs an den neuen Stadtdechanten verbunden, den pastoralen Zukunftsprozess in Bonn mit den leitenden Pfarrern, den Pastoralen Diensten und den Gremien zu moderieren. Damit entspreche Woelki einer Bitte, die die leitenden Pfarrer geäußert hätten, so das Bistum. Picken wies in seiner Erklärung darauf hin, dass er während seiner Promotionszeit am Münster gewesen sei und die Menschen und die Liturgie dort schätzen gelernt habe. „Gerne möchte ich in Zusammenarbeit mit allen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen einen Beitrag dazu leisten, dass die Kirche in Bonn angesichts vieler Veränderungen einen guten Weg in die Zukunft findet. Auch ist es mir ein Anliegen, dass wir ein wahrnehmbarer und engagierter Teil der Stadtgesellschaft von Bonn bleiben.“

Der künftige Stadtdechant ist in seinem Bad Godesberger Seelsorgebereich hoch geschätzt. „Sie sind für viele Menschen ein äußerst fürsorgender Begleiter in schwierigen Lebensphasen“, sagte bei der Feier des silbernen Priesterjubiläums im Juni Claudia Plener-Kalbfleisch, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Als im Mai 2016 der damals 17-jährige Niklas P. in Bad Godesberg zu Tode geprügelt wurde – ein Fall, der die Menschen weit über Bonn hinaus erschütterte – kümmerte sich Wolfgang Picken um Niklas’ Familie.

Woelki wollte Picken zum Stadtdechanten von Düsseldorf ernennen

Im Jahr 2015 hatte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki Wolfgang Picken zum Stadtdechanten von Düsseldorf ernennen wollen – eine Idee, die von Teilen der dortigen Priesterschaft abgelehnt wurde. So soll Picken als „glamouröser Selbstdarsteller“ bezeichnet und ihm seine „ständige Medienpräsenz“ vorgeworfen worden sein. Der Bad Godesberger Pfarrer bat Woelki daraufhin, auf die Ernennung zu verzichten. Der Seelsorgebereich Bad Godesberg zeigte sich „dankbar, dass unser Pastor uns erhalten bleibt“.