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Abfahrt zweieinhalb Jahre gesperrtStadt Bonn ist verärgert über Pläne für A565

Lesezeit 4 Minuten
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Die Anschlussstelle Poppelsdorf der A565 in Bonn muss saniert werden.

Bonn – Zwischen der Stadt Bonn und der Autobahn GmbH ist wegen der geplanten Bauarbeiten an der Anschlussstelle Poppelsdorf der A565 ein heftiger Streit ausgebrochen. Die Autobahn GmbH plant die Anschlussstelle ab November 2022 in Fahrtrichtung Reuterstraße für zweieinhalb Jahre komplett zu sperren. In Fahrtrichtung Autobahn soll nur ein Fahrstreifen frei bleiben.

Der Plan habe „bei der Stadtverwaltung Bonn für Irritationen gesorgt“ teilt dazu die Stadt in einer Stellungnahme mit. Die Mitteilung zitiert Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) und Stadtbaurat Helmut Wiesner, die das Vorhaben in einem Brief an die Planer klar ablehnen: „Der Vorschlag der Sperrung der Anschlussstelle in der Zufahrt zur Reuterstraße anstelle einer einstreifigen Weiterführung dieser Verkehrsstraße trifft nicht auf Zustimmung der Bundesstadt Bonn und wir können die vermeintliche Alternativlosigkeit des von Ihnen vorgesehenen Vorgehens nicht nachvollziehen und so auch nicht akzeptieren.“

Die Stadtverwaltung, aber auch Vertreter der Kommunalpolitik und der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg sind sehr irritiert auf die Pläne der Autobahn GmbH. Die IHK äußerte sich in einer Mitteilung „verwundert“ über die Pläne, befürchtet wegen der Verdrängung der Pendlerverkehre erhebliche Verkehrsbelastungen in den angrenzenden Wohngebieten und prophezeit, es werden für Unternehmen noch schwerer, Standorte und Kunden zu erreichen, sollte die von Ende 2022 bis Mitte 2025 geplante Sperrung der Anschlussstelle tatsächlich kommen.

Täglich Zehntausende Fahrzeuge nutzen Anschlussstelle

Schätzungen zufolge befahren täglich etwa 23.000 Fahrzeuge die Autobahnabfahrt Poppelsdorf in Richtung Reuterstraße. Auch viele Pendler aus dem Rhein-Sieg-Kreis benutzen werktags diese Abfahrt. Die Straße gehört damit zu den am stärksten genutzten innerstädtischen Verkehrsachsen in Bonn.

Zubringer muss von Grund auf saniert werden

Die Anschlussstelle Poppelsdorf der A565 muss nach Angaben der Autobahn GmbH dringend saniert werden. Ursprünglich hätten die Arbeiten bereits früher beginnen sollen, wurden aber in Folge der Flutkatastrophe im Juli 2021 verschoben, weil die A565 zu einer wichtigen Ausweichroute für die gesperrte A61 wurde.

Bei den ab November 2022 geplanten Arbeiten sollen die Fahrbahn von Grund auf saniert, der Lärmschutz verbessert und die Stützwände beiderseits des Zubringers verstärkt werden. Außerdem werden die Bauarbeiter die Entwässerung sanieren und neu Verkehrszeichenbrücken bauen. (ps)

Deshalb will sich auch die Stadt Bonn nicht mit der Planung der bundeseigenen Autobahn GmbH abfinden. In dem Brief fordern Dörner und Wiesner, dass die Autobahn GmbH nach einem Weg sucht, den Verkehr auf der Reuterstraße auch während der 30-monatigen Bauphase in beiden Richtungen aufrecht zu erhalten.

Sie beklagen überdies, dass die Planung „nicht mit der Stadtspitze abgestimmt“ worden sei. Das wiederum weist die Niederlassung Rheinland der Autobahn GmbH auf Anfrage dieser Zeitung zurück. Athanasios Mpasios, Leiter der zuständigen Außenstelle Euskirchen, betont, das Vorgehen der Bauplaner sei sehr wohl besprochen worden. Man sei von dem ursprünglichen Plan, wie für den Weg in Richtung A565 auch für die Abfahrt von der Autobahn in Richtung Reuterstraße eine Fahrspur offen zu halten.

Autobahn GmbH verweist auf Gespräche

„In der detaillierten Bauvorbereitung hat sich jedoch gezeigt, dass unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorgaben die Zuführung von der AS Poppelsdorf zur Reuterstraße leider gesperrt werden muss!“, heißt in der Stellungnahme weiter. Mpasios betont, die Autobahn GmbH habe dies „Anfang April in Abstimmung mit der zuständigen Stabsstelle Verkehrslenkung und Baustellenmanagement der Stadt Bonn sowie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten beschlossen“.

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Mpasisos verweist zur Begründung auf die Gefahr von Stauend-Unfällen. Zudem müsse eine Notspur für den Polizei-, Feuerwehr- und Rettungswagenverkehr in Richtung Reuterstraße offen gehalten werden. Und schließlich führten verschärfte Sicherheitsvorgaben bezüglich der Abstände zwischen Baustelle und Fahrstreifen dazu, dass keine weitere Fahrspur in Richtung Reuterstraße offen gehalten werden könne. Anders ausgedrückt: Der Platz fehlt.

Bonn: „Nicht abgestimmtes Vorgehen“

Die Stadtverwaltung Bonn will jetzt untersuchen, auf welche Weise sie den während der Bauphase verdrängten Verkehr lenken kann. Im Verwaltungsdeutsch, mit dem die Verwaltung auf die Anfrage dieser Zeitung dazu reagierte, liest sich das so: Es müssten „großräumige Verkehrslenkungsmaßnahmen definiert, eingerichtet und kommuniziert werden". Außerdem will die Verwaltung versuchen, „Pendlerströme zu entzerren und zu reduzieren“.

Die Verwaltung beharrt im Übrigen darauf, dass es sich bei den Plänen der Autobahn GmbH um ein nicht abgestimmtes Vorgehen handelt. Diese habe die Stadtspitze am 8. April informiert. Wegen der Osterferien habe der Verwaltungsvorstand nicht über das Thema beraten können. Bevor die Bonner Stadtspitze aber weitere Schritte gegen die drohende Sperrung der Abfahrt in Richtung Reuterstraße unternimmt, will sie erst einmal das Antwortschreiben der Autobahn GmbH auf ihren Protestbrief abwarten.