Satire, Poetry-Slam oder Klaviermusik: Die Bonner Kleinkunstbühnen haben im November einiges im Programm. Ein Überblick.
Patrick Salmen oder Onkel FischDie kulturellen Höhepunkte im November auf den Bonner Kleinkunstbühnen
Bissige Satire, virtuoses Musik-Kabarett, eine Geschichtsstunde von Sarajevo bis nach Ibiza und Pointen für die innere Korkmatte: Dies und mehr bieten die Bonner Kleinkunstbühnen im November. Bevor die alljährlichen Weihnachtsprogramme abgestaubt und aufpoliert werden, nutzen zahlreiche Künstlerinnen und Künstler die zunehmende abendliche Dunkelheit, um genau diese mit Humor, Witz und einer nicht zu vernachlässigenden Dosis Wahnsinn zu erhellen. Hier jetzt eine kleine Auswahl.
Patrick Salmen ist seit Jahren ein begnadeter Chronist des Irrsinns und des Alltags, wobei oft genug kein Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen zu finden ist. Zumindest nicht für ihn. Für ihn liegt die Inspiration auf der Straße, in der U-Bahn oder in Cafés, kurzum im Unerwarteten, das den ständig gleichen Trott durchbricht.
Bonner Kleinkunstbühnen im November: Poetry-Slammer Patrick Salmen kommt ins Pantheon
Der Poetry-Slammer liebt Anekdoten, die er zugegebenermaßen manchmal ein bisschen ausschmückt und sie dann augenzwinkernd zum Besten gibt, in der Hoffnung, dass die Marotten „achtsamkeitsbesessener Stadtneurotiker“ beim Publikum etwas bewegen. Das Zwerchfell zum Beispiel. Oder das Hirn-Chakra. Mit „Yoga gegen Rechts“ will Salmen nun auf jeden Fall am 21. November im Pantheon allen Menschen ein wenig Ruhe geben. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Während Salmen in erster Linie die Lachmuskeln ansprechen will, setzt Florian Wagner auf den Beat, auf den Groove, auf den Rhythmus. „Funk You“ heißt das Solo-Programm des Pianisten, der zusammen mit seinem Bruder Dominik schon seit Jahren das Duo Ass-Dur bildet. Das wiederum ist seit Jahren eine feste Größe im Haus der Springmaus, und daran möchte Wagner nun auch allein anknüpfen. Unter anderem will er die politische Dimension des D-Moll-Akkords erklären, Helene Fischers „Atemlos“ in Mozarts Hände legen und Beethovens Taubheit untersuchen. Seine Ergebnisse präsentiert er am 10. November in der Springmaus.
Malarina hat ein Problem: Als Serbin in Österreich hat sie aus historischen Gründen keinen guten Stand, denn das Attentat von Sarajevo hat die Beziehung zwischen den beiden Völkern nachhaltig erschüttert. Also kommt sie nach Deutschland, dem einzigen Land, das ihrer Meinung nach ihren Schmerz ansatzweise nachvollziehen kann. Gut, hierzulande gibt es weder einen Jörg Haider noch einen Heinz-Christian Strache, aber man kann ja nicht alles haben, und einen Ersatz wird Malarina schon auftreiben, notfalls im Osten. Mit dieser satirischen Einstellung hat die 34-Jährige in den vergangenen Jahren unter anderem den Österreichischen Kabarett- und den Deutschen Kleinkunstpreis erhalten – am 22. November will sie nun auch das Publikum im Pantheon überzeugen.
Wenn es um politisches Kabarett mit Sketchen und Pointen nahe der Schmerzgrenze geht, kommt man schlecht an Onkel Fisch vorbei. Adrian Engels und Markus Riedinger sind in diversen öffentlich-rechtlichen Radiosendern präsent und gefühlt seit Ewigkeiten fester Bestandteil des Springmaus-Programms. Die beiden überdrehten Brachial-Satiriker decken gnadenlos Missstände auf, kommentieren Parteiprogramme und den üblichen Wirtschafts-Wahnsinn, schimpfen auf die AfD, Wladimir Putin und Donald Trump und mokieren sich über den Eurovision Song Contest. Dennoch haben sie bei ihrem aktuellen Programm „Hoffnung“ selbige im Gepäck und wollen sie am 6. November im Haus der Springmaus verteilen. Drei Wochen später, am 28. November, spielen sie übrigens im Drehwerk in Wachtberg eine Vorpremiere ihrer berühmt-berüchtigten Jahresrückblicksshow, mit der sie am 31. Dezember wiederum in der Springmaus auftreten.
Wer den Wahnsinn liebt, auf Politik aber gerade gut verzichten kann, ist am 4. November im Brückenforum richtig: Dort mimt das legendäre Vollplaybacktheater ausnahmsweise kein „Die drei ???“-Hörspiel lippensynchron nach, sondern lässt stattdessen Geisterjäger John Sinclair auferstehen, dessen Romanheft-Serie in diesem Jahr immerhin seinen 50. Geburtstag feiert.
Und wer das Wuppertaler Ensemble kennt, der weiß, was das bedeutet. „Den rechten Fuß vor, das linke Bein nachziehen“, und das in Dauerschleife. Dazu kommen höllisch gute (oder auch mal höllisch schlechte) Gags, schrille Kostüme, atemberaubende Effekte, wahnwitzige Querverbindungen und Gast-Auftritte von Justus Jonas und Konsorten. Klingt nach Trash, ist aber Kult. Und das zu Recht.