Dickes Lob für SolidaritätLeitung: Pantheon könnte Coronakrise überstehen
Bonn – „Wenn die Corona-Krise überschaubar bleibt, ist das Pantheon nicht gefährdet. Wir wissen, dass das ein Riesenprivileg ist.“ Mit dieser zuversichtlichen, aber auch selbstkritischen Nachricht wartet Martina Steimer, künstlerische Leiterin des privaten Theaters mit Sitz an der Siegburger Straße 42 in Beuel, auf. Um gleich einen Dämpfer hinterherzuschicken: „Dauert die Krise bis zum Herbst, dann geraten wir ordentlich ins Schleudern.“
Eine „höhere fünfstellige Summe“ sei es, die dem Pantheon seit seiner Schließung pro Woche verloren gehe – wenn es keinen Ersatz für ausgefallene Aufführungen gebe beziehungsweise Eintrittspreise zurückerstattet werden müssten. Mit letzterem hat die Kultureinrichtung, die sich ausschließlich über Einnahmen finanziert, ein dickes Problem.
Bonn: Pantheon könnte Coronakrise überstehen
Viele, sehr viele Besucher seien bereit, den Gegenwert der bereits gekauften Eintrittskarten an das Theater zu spenden. Nur: Das Computersystem könne dies nicht. Wenn eine Veranstaltung abgesagt werde, „wird das Geld automatisch erstattet“, so Steimer. Werde sie verschoben – und das versucht das Pantheon bei den geplatzten Terminen zu organisieren und das teilweise bereits erfolgreich – könnten die Käufer entscheiden, ob sie ihre Eintrittskarten behalten oder das Geld zurückwollen.
Aber auf eine Spendenmöglichkeit, etwa über einen Button, „ist die digitale Welt nicht eingerichtet. Auf diese Idee ist in zehn, 20 Jahren niemand gekommen“. Also müssen die Spenden händisch geregelt werden, laut Steimer derzeit eine der Hauptbeschäftigungen im Pantheon. Und die Spendenbereitschaft sei sehr groß. Die künstlerische Leiterin: „Allein für vergangene Woche haben wir 2600 Karten verkauft. Nur etwa zehn Leute wollten ihr Geld zurück. Das ist ein Wunder in einer Zeit, in der andere rücksichtslos Klopapier hamstern.“
Kreative Projekte
Um dem Publikum während der Schließung etwas bieten zu können, aber auch, „um nicht in Vergessenheit zu geraten“ (Martina Steimer, künstlerische Leiterin), arbeitet das Pantheon an kreativen Projekten. Angedacht sei, dass Theaterleiter Rainer Pause einmal oder mehrmals täglich online „Zur Lage der Nation“ berichte oder „Nachrichten von der Risikogruppe“ bringe. Unter dem Motto „Endlich Zeit für . . .“ bietet das Pantheon vornehmlich Solokünstlern und Duos an, in seinem Haus, der Lounge oder dem großen Saal Videos zu drehen, CDs oder Pressefotos aufzunehmen oder Livestreams zu produzieren. Anfragen dazu können unter pantheon@pantheon.de gestellt werden. (kri)
Deshalb spricht Steimer dem Publikum auch ein ganz großes Lob und Dank dafür aus, sich so geduldig, vertrauensvoll und solidarisch zu verhalten: „Das ist im Moment fast das Wertvollste.“ Und nachdenklich: „So komisch es klingen mag: Das wahre Wesen des Menschen zeigt sich in der Krise, jetzt passiert sehr viel sehr Gutes.“
Der bis zur Schließung „bombastischen Saison“ mit hohen Einnahmen dank ausverkaufter Abende (Kabarett, Konzerte, Shows etc.) sei es zu verdanken, dass derzeit keiner der 13 hauptamtlichen Mitarbeiter entlassen werden müsse. Auch für die vielen Aushilfen und Mini-Jobber – oft Studenten und ältere Menschen – sollen über Hilfefonds Regelungen gefunden werden. Im Übrigen, sagt Steimer, „stoppt die Arbeit nicht von einem Tag auf den anderen“. Techniker setzten Dinge in Stand, Mitarbeiter aus der Gastronomie brächten Lieferungen zurück, räumten auf und machten sauber. „Sobald wir den Rücken frei haben von solchen Dingen, werden wir offensiv und kreativ Projekte entwickeln“, kündigt Steimer an.
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In dieser Krise, appelliert die Theaterfrau, dürften nicht nur „die Großen“ überleben. Es gebe Künstler, die müssten sich trotz fehlender Engagements keine Sorgen machen – und ganz viele, denen „dramatisch viel wegbricht“. Überleben müsse aber auch „das Umfeld“, soll heißen Zulieferer wie Caterer oder Hotels beispielsweise. Dass das Pantheon nicht ganz so große Sorgen hat wie kleinere Theater in Bonn weiß Steimer ganz genau: „Wir gehören im Haifischbecken zu den größeren Kleinen.“