Stadt RheinbachSammellager für Sachspenden ist gut gefüllt
Rheinbach – Durchatmen – so lautet derzeit die Devise im Sammellager für Sachspenden der Stadt Rheinbach, das am vergangenen Sonntag in der profanierten Pallotti-Kirche eingerichtet wurde. Derzeit gibt es allerdings einen Annahmestopp für Sachspenden. Wer noch etwas vorbeibringen will, muss auf jeden Fall vorher in der Sammelstelle anrufen, ob dafür Bedarf besteht.
Großes Angebot steht bereit
Denn eigentlich ist dank der enormen Spendenbereitschaft der Bevölkerung alles im Überfluss vorhanden, selbst Zimtstangen und ein Prosecco-Pong-Spiel warten auf Abnehmer. Nachdem die zahlreichen Helfer die eingegangenen Spenden in den vergangenen Tagen in einer heldenhaften Aktion sortiert und in Kartons gefüllt haben, haben die Verantwortlichen um Dorothee Götte und Adi Becker den Freiwilligen gestern eine Pause gegönnt.
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Jetzt wartet das Team auf Betroffene aus den Überschwemmungsgebieten, die sich aus dem großen Angebot das herausholen können, was am dringendsten benötigt wird. Bisher seien nicht allzu viele Leute vorbeigekommen, berichtet Götte, und vielen wirklich Bedürftigen sei es offensichtlich sogar peinlich, hier vorstellig zu werden: „Doch das ist absolut nicht notwendig, denn gerade dafür ist die Sammelstelle ja da.“
Auch Nutznießer versuchen ihr Glück
Allerdings kennen andere Zeitgenossen keine Scham, wie Helferin Christiane Wichert zunehmend beobachtet. Immer wieder kreuzten Leute auf, die offensichtlich nicht von der Naturkatastrophe betroffen sind, sich aber dennoch aus dem großen Warenangebot bedienen wollten. „Anfangs haben wir die Leute einfach alles mitnehmen lassen, aber mittlerweile sind wir vorsichtig geworden“, so Wichert. „Im Laufe der Tage konnten wir auch mitverfolgen, wie sich die Lage in den Hochwassergebieten entwickelt hat“, berichtet Adi Becker.
Waren zunächst Stromgeneratoren, Taschenlampen und Powerbanks gefragt, damit sich die Betroffenen überhaupt einen Überblick verschaffen konnten, stieg anschließend die Nachfrage nach Besen und Schaufel, tags darauf wurden Abzieher gewünscht, und mittlerweile werden Putzeimer mit Reinigungsmitteln und Putztüchern nachgefragt, denn die Häuser wurden zunächst vom groben Schmutz befreit und gelangen jetzt in die Endreinigungsphase. „Für Kleidung haben die Leute im Moment noch keinen Kopf, das wird wohl erst in den nächsten Tagen der Fall sein, wenn sie wieder in ihre Häuser einziehen und merken, dass sie die ganze Zeit dieselben Sachen tragen.“
Viele Lebensmittel sind vorrätig
Auch bei Lebensmitteln herrscht kein Mangel, von einigen Paletten Äpfeln über Unmengen von Dosengerichten bis hin zu einem zwei Meter hohen Nudel-Turm ist alles da. Selbst glutenfreie Lebensmittel sind ausreichend vorhanden, auch an Tiernahrung für Hunde, Katzen und Hamster ist gedacht. Für die Wiedereinrichtung der Küchen stehen Kaffeemaschinen, Geschirr, Wasserkocher und Toaster zur Verfügung. Vieles davon wird wohl erst in den nächsten Tagen und Wochen gefragt, ist Becker überzeugt. Doch er hat Zweifel, dass alle Sachspenden wirklich an den Mann gebracht werden können. Vielleicht könne man damit das „nächste“ Katastrophengebiet unterstützen.
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Fachgebietsleiterin Daniela Hoffmann schaute an diesem Nachmittag gemeinsam mit dem ehemaligen Büroleiter Peter Feuser, der sich ehrenamtlich „reaktivieren“ ließ, in der Pallotti-Kirche nach dem Rechten. „Wer jetzt noch etwas spenden will, sollte seinen Beitrag auf eines der Spendenkonten überweisen“, war ihr Rat.
Doch noch wichtiger sei es, auch in den nächsten Tagen und Wochen die Betroffenen nicht zu vergessen, sie nicht aus den Augen zu lassen und ihnen immer wieder mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „Das Schlimmste ist, wenn sie in ein paar Wochen feststellen, dass alle Hilfsorganisationen abgezogen sind, die Helfer nicht mehr kommen und sie wieder völlig allein dastehen.“