Rheinbacher Pallottikirche wird profaniertReliquien werden aus dem Altar genommen
Rheinbach – Es soll ein bewegender Moment für Rheinbach und die Pallottiner werden: Am Samstag, 6. Februar, um 11.30 Uhr wird die Pallotti-Kirche profaniert. Aus dem sakralen Raum wird ein weltliches Gebäude. Dazu findet eine letzte Messe mit dem Provinzial, Pater Helmut Scharler, statt.
1968, wenige Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, war der Grundstein für die damals moderne Zeltkirche gelegt worden, die auch in der Form den Aufbruch in der katholischen Kirche widerspiegeln sollte. Sie ist ein Werk des Düsseldorfer Architekten Alois Möhring und war seit der Einweihung 1971 Mittelpunkt des Vinzenz-Pallotti-Kollegs in der Stadt. Nun wird diese Weihe rückgängig gemacht und das Gebäude einer weltlichen Bestimmung übergeben, so wie schon die Pallotti-Kirche in Stuttgart-Birkach, die 2017 vom Rottenburger Bischof Gebhard Fürst profaniert wurde – als erste dieser Vereinigung auf deutschem Boden.
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Nach einigen Grußworten werden auch in Rheinbach die Reliquien dem Altar entnommen, das ewige Licht gelöscht und der Tabernakel mit dem Allerheiligsten und den Heiligenfiguren in einer stillen Prozession nach draußen getragen. So kündigte es gestern Alexander Schweda, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei den Pallottinern, an: „Der Schritt ist notwendig geworden, weil die Provinzversammlung 2017 endgültig beschlossen hat, den Standort in Rheinbach aufzugeben.“
Nur 60 Teilnehmer möglich
Coronabedingt werden nur rund 60 Teilnehmer diesem bewegenden Moment beiwohnen können. Anwesend werden die pallottinischen Mitbrüder sein, die Hausangestellten, die örtliche Gruppe der Vereinigung des Katholischen Apostolats (Unio/UAC) und Ehrengäste der Stadt und der Pfarrei. Ein kleiner Chor wird mit Orgel die Feier musikalisch umrahmen.
Zeitversetzt wird die Profanierung auf der Homepage der Pfarrei und der Pallottiner als Video gezeigt. Eine gleichzeitige Live-Übertragung war laut Schweda aus technischen Gründen nicht möglich.
Das Inventar der Kirche wird später an verschiedenen sakralen Standorten weiter im religiösen Rahmen genutzt: Die Marienstatue geht nach Kamerun, Altar, Bänke und Orgel finden in Pristina im Kosovo eine neue Heimat. Das Stahlkreuz über dem Altar und der Tabernakel werden nach Nigeria gebracht, wo die Pallottiner ein Jugendhaus bauen werden.
Der Missionsorden hatte in Rheinbach 1935 das ehemalige „Collegium Hermannianum“ übernommen. 1963 bekam die Schule die staatliche Anerkennung und hieß nun „Vinzenz-Pallotti-Kolleg“ (VPK). Schule und Internat wurden ausgebaut und hatten zu Glanzzeiten über 800 Schüler.
Kosten und Personal‐Fragen ließen bei den Pallottinern jedoch immer mehr die Frage nach der Überlebensfähigkeit des Standortes Rheinbach aufkommen. 2012 begann der kontinuierliche Abbau des VPK.
Das komplette Gelände der ehemaligen Internate und der Schule wurden bereits an die Immobilienentwickler BPD (Köln) verkauft, dort soll das neue Wohngebiet „Pallotti-Areal“ entstehen. Die Verhandlungen über den Verkauf des unter Denkmalschutz stehenden Kommunitätsgebäudes an der Koblenzer Straße und des Aula-Traktes in der Pallottistraße seien ebenfalls auf der Zielgeraden, hieß es im November. Der Aula-Trakt werde vom künftigen Besitzer wohl abgerissen, während im historischen Bauwerk voraussichtlich eine Art Betreutes Wohnen entstehe, so Schweda im November. Die Erzdiözese Köln habe eine Übernahme der Kirche für die Pfarrei St. Martin abgelehnt. Ein weltlicher Käufer ist nach wie vor nicht gefunden, so dass ein Abriss zu erwarten ist.