Familie verliert Bleibe durch FeuerEine Welle der Hilfsbereitschaft in Volmershoven
Volmershoven-Heidgen – Der Weihnachtsbaum ist geschmückt, das Wohnzimmer gemütlich eingerichtet. Theresia Löhr, die hier alle nur Resi nennen, schenkt ein Glas Wasser ein. Auf den ersten Blick wirkt alles ganz normal in der Altbauwohnung an der Rheinbacher Straße in Volmershoven-Heidgen. Vor einer Woche standen diese Räume allerdings noch leer, sämtliche Möbel wurden gespendet. Und vor einer Woche war das Leben von Theresia (59) und Franz-Josef „Jupp“ Löhr (64) aus Heidgen auch noch ein ganz anderes.
„Ich habe die Sirenen gehört, dann sah ich schon den Rauch aufsteigen“, erzählt Helena Montagnese, die 35-jährige Tochter von Theresia Löhr. Wenig später kamen bereits die ersten Nachbarn und berichteten ihr aufgeregt, dass die erste Etage des Hauses, das Theresia Löhr mit ihrem zweiten Ehemann am Grüner Weg nur ein paar Ecken weiter bewohnt, in Flammen stand.
Schlechte Nachricht kam auf dem Weg zur Arbeit
Theresia Löhr selber war gerade von der Arbeit auf dem Weg nach Hause, kam aus einer Apotheke an der Witterschlicker Hauptstraße, als ihr ein Freund die schockierende Nachricht mitteilte. Sofort rief sie ihren Mann Jupp an, der für eine Wesselinger Firma arbeitet.
Die komplette Wohnung samt Dachstuhl fiel den Flammen zum Opfer, alle vier Alfterer Löschgruppen waren im Einsatz, Kameraden aus Rheinbach halfen, auch die Drehleiter aus Bornheim wurde alarmiert. Hinzu kamen Polizei, Helfer vom Deutschen Roten Kreuz und Malteser Hilfsdienst. Glücklicherweise ist weder den Eheleuten Löhr noch Franz-Josefs Schwester, Annegret Löhr, etwas passiert, die im Erdgeschoss wohnt. Durch das Löschwasser ist seit vergangenem Donnerstag auch ihre Wohnung nicht mehr bewohnbar. Polizei und Feuerwehr sprachen von einem „Totalschaden“; die Ermittlungen zur Ursache laufen noch. Froh sind die drei Bewohner, dass es nicht nur ihnen, sondern auch den vier Katzen und den Hühnern im Garten gut geht.
Welle der Hilfsbereitschaft
Was danach folgte, war eine unglaubliche Hilfsbereitschaft. Helena Montagnese startete einen Aufruf über die sozialen Netzwerke ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zu helfen. Ein Obdach fanden sie in der Wohnung von Helena Montagneses Vater. Sie selbst bewohnt die erste Etage, das Untergeschoss stand gerade leer. Über Nachbarn, Freunde, Vereine, Organisationen, Geschäftsleute und Verwandte erhielten Resi und Jupp Löhr innerhalb von drei Tagen zudem fast alles, um sich komplett neu einzurichten. Von der Wohnzimmergarnitur, bis hin zur Spülmaschine, einem Fernseher und dem geschmückten Weihnachtsbaum: „Wir hatten nichts mehr außer unseren Kleidern am Leib“, schilderte Theresia Löhr.
Das 1960 von Jupps Eltern gebaute Haus, in das sie und ihr Mann nach dem Tod von Jupp Löhrs Mutter 2014 eingezogen waren, ist nicht mehr bewohnbar. Was kommt weiß niemand. Besonders traurig sind die beiden über die ganzen Erinnerungsstücke ideellen Wertgegenstände, die zum Raub der Flammen wurden. Über Verwandte und Freunde werde derzeit versucht, Fotos von früher wiederzubekommen und zu digitalisieren. Die Instrumentensammlung von Jupp Löhr aus seiner Zeit als Alleinunterhalter ist jedoch unwiederbringlich zerstört.
„Wir möchten nun auch einmal ganz herzlich Danke all denen sagen, die uns unterstützt haben“, betonen Löhrs. Beide engagieren sich seit Jahrzehnten für ihr Dorf und ihre Nachbarn: „Es sind zwei Menschen, die viel geben, aber wenig annehmen können“, meint Helena Montagnese. Und Annegret Löhr ergänzt: „Es gibt kein Haus im Ort, wo mein Bruder nicht mitgeholfen hat, es aufzubauen.“ Dank sagten die beiden auch den Firmen, für die sie arbeiten: „Unsere Arbeitgeber und Kollegen stehen voll und ganz hinter uns und unterstützen uns wo sie können.“
Der Ortsausschuss Volmershoven-Heidgen hat für die Familie Löhr eine Spendenseite eröffnet.