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Chat mit NationalspielernWarum Joshua Kimmich keinen Hund will

Lesezeit 4 Minuten
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Schüler der klasse 7c am Städtischen Gymnasium Rheinbach chatten mit den Spielern Lukas Klostermann und Joshua Kimmich. 

Rheinbach – „Schick mir doch eine Freundschaftsanfrage“, lud Fußballnationalspieler Joshua Kimmich die junge Emily ein. Die Klassensprecherin der 7c des Städtischen Gymnasiums Rheinbach war so perplex, dass sie gar nicht zu fragen wagte, wo der Spieler genau zu finden wäre. Der Mut hatte gerade soweit gereicht, die einstudierte Frage zu stellen: „Sind Sie auch in sozialen Netzwerken?“

17 Fragen hatte sich die Klasse von Sportlehrer Florian Rautenbach überlegt und ohne jeden Haspler vor der Kamera gestellt, während Kimmich mit seinem Teamkollegen Lukas Klostermann exklusiv für die Rheinbacher Schüler in einem Kölner Hotel in den Live-Chat gekommen war. Eine seltene Gelegenheit, die es nur einmal zu jedem Länderspiel gibt, wie Anna-Lena Faller vom DFB-Mannschaftsteam versicherte. Sie übermittelte auch kurz nach dem gut 19-minütigen Chat, der bald auf den sozialen Kanälen des DFB zumindest in Ausschnitten zu sehen sein soll, der Klasse ein riesiges Kompliment – direkt von der Mannschaft: „Ihr wart gar nicht nervös, aber wir. Zumindest hat man es bei euch nicht gemerkt.“

Am Abend zuvor gegen Türkei gespielt

In Köln hatte die Nationalelf am Abend zuvor gegen die Türkei in der Nachspielzeit den scheinbar sicheren Sieg vergeben, und so traf die eigentlich harmlose Frage von Clara, wie es denn so ist, berühmt zu sein, den Nerv. „Schön, ja“, gab Kimmich zu, „wenn es um Fotos und Autogramme geht. Aber wenn man nach einer Niederlage durch die Stadt geht und weiß, man hat die Menschen enttäuscht, dann ist das nicht schön.“ Berühmtheit habe auch andere Nachteile: „Es wäre schön, wenn es etwas mehr Privatsphäre gäbe, vor allem, wenn ich in die Stadt gehe und mein Kind dabei habe.“

Schlussinterview: Schüler Jeremi spricht mit Anna-Lena Faller vom DFB-Mannschaftsteam über den Chat mit Spielern.

Eine Familie mit Kindern ist etwas, das sich Lukas Klostermann noch wünscht, erfuhr Amelie, als sie nach seiner weiteren Karriere fragte. Ansonsten baut der Abwehrspieler für eine Zeit nach dem Fußball auf die Wirtschaftswissenschaften, die er studiert hat. Von Joshua Kimmich wollte Melina wissen, was er denn geworden wäre, wenn nicht Fußballprofi. „Ich habe schon in der Jugend Fußball gespielt und auch Sport studiert“, überlegte der Mittelfeldspieler und dann kam heraus: „Sonst würde ich vermutlich jetzt mit Euch in der Schule sitzen, denn dann wäre ich Lehrer geworden.“

Nach dem Spiel zuerst auf die Couch

Tristan hatte den schwersten Part. Der Zwölfjährige musste die erste Fragen stellen und das Eis brechen. Nicht leicht, wenn einen ausgerechnet der Lieblingsspieler vom Großbildschirm aus anschaut. „Ich will wissen was er als erstes macht, wenn er nach einem Spiel nach Hause kommt. Ich würde ein heißes Bad nehmen“, sagte Tristan einige Minuten vor dem Chat, für den jeder nach vorne an den Platz mit Mikrofon und Kamera musste. Kimmich geht aber „zuerst auf die Couch. Gerade wenn ein Spiel abends war, kann ich nicht direkt einschlafen.“ David erfuhr von Klostermann, dass er in der Freizeit Volleyball und Darts spielt. Auch nach dem Training erkundigten sich die Schüler, oder aber nach den Schulnoten von einst. „Eine Drei“, brachte sich Klostermann in Sicherheit, gab dann aber eine Vier zu. Für Marvin war klar, dass Fußballer Trikots sammeln, macht Klostermann aber nicht: „Wenn ich eines von Ronaldo oder Messi geschenkt bekäme, da würde ich nicht nein sagen.“

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Tim wollte wissen, ob denn die Fußballer Glücksbringer haben. „Leider nicht“, bedauerte Kimmich und fragte schnell zurück: „Du?“ „Klar“, sagte Tim: „Einen Engel und ein T.“ Und dann lernte die Klasse, warum Joshua Kimmich kein Haustier haben will. „Ich wehre mich dagegen. Meine Freundin hätte gern einen Hund, und meine Eltern hatten immer Katzen. Aber ich habe Angst vor der Verantwortung.“ Seine Vorliebe kam raus, als Jeremi nach dem „Lieblingsungesundem Essen“ fragt. „So einiges“, platzte Kimmich heraus: „Pizza, das ist die Nummer eins. Und Döner. Döner, Pizza! Döner-Pizza ist auch nicht schlecht.“ Ansonsten leiden Profifußballer wie jeder unter Corona. „Maske tragen beim Einkaufen, mit Freunden und Familie nicht in so großer Zahl treffen. Wie bei Euch auch, aber ihr tragt ja sogar in der Schule Maske“, stellte Klostermann fest. „Und ohne Fans im Stadion, wie ist das?“, wollte Emil wissen: „Bei Bayern-München ist das vielleicht sogar ein Vorteil“, philosophierte Kimmich, vermisst aber „den Jubel, wenn man ein Tor macht“ und findet es „Schade, wenn man nach einem Sieg nicht mit den Fans feiern kann“.

Lea befragte Kimmich zum Klimawandel: „Natürlich interessiert mich das, weil es ja uns alle betrifft. Das ist ein sehr, sehr großes Thema.“ Florian Rautenbach war begeistert. Den Fußballern gab er eine „Eins“, der Klasse ein Lob. Von der Mannschaft gibt es ein Trikot mit Unterschriften und der Aufschrift „coolste Klasse 7c“.

Den Kontakt zum Deutschen Fußballbund hatte der stellvertretende Schulleiter Marcelo Jansen hergestellt, zumal die Schule Fußball für Jungen und Mädchen fördert. So hat hier voriges Jahr Vanessa Zilligen vom SC Bad Neuenahr 2013 Abi gemacht; mit dem Club besteht auch eine Kooperation für den Mädchen-Fußball.