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Jeans und lange Haare verbotenFotos aus der einstigen DDR im Rathaus zu sehen

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Die Jugend in der DDR suchte sich die fehlende Freiheit auf andere Weise.

Rheinbach – Einmal so frei zu sein wie US-Jugendidol James Dean und mit enger Jeans im eigenen Porsche fahren können, wohin man will… Der eigene Sportwagen wäre den Menschen in der damaligen DDR wohl nicht mal im Traum eingefallen, aber selbstbestimmt reisen – sei es mit dem eigenen Auto, im Zug oder mit der Straßenbahn, in der noch bis zur Wende ein Ticket 20 Pfennig kostete – das wünschten sich die DDR-Bürger damals. Das individuelle Recht der Reisefreiheit wurde ihnen jedoch erst nach dem Mauerfall 1989 gewährt.

„Für mich ging die Welt hinter der Grenze nicht weiter“, erzählt Besucherin Dr. Gabriela Jonas-Ahrend aus Lippstadt beim Betrachten der eindringlichen schwarz-weiß Fotos von Harald Hauswald, die gerade zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit im Foyer des Rheinbacher Rathauses zu sehen sind. Die heute 56-jährige wuchs in der DDR auf. Ihre Verwandten in Berlin, Hamburg und Essen konnte sie selbst als junge Erwachsene noch nicht besuchen. Jonas-Ahrend hat das durch das weitgehende Reiseverbot ins nichtsozialistische Ausland hervorgerufene Gefühl des Eingesperrt-Seins nicht vergessen. Unter dem Motto „Voll der Osten – Leben in der DDR“ präsentiert die LucKy Fellow Foundation in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung „Wir für Rheinbach“ 100 Alltagsszenen des mehrfach ausgezeichneten Fotografen. Die Texte dazu stammen von dem Historiker und Buchautor Stefan Wolle, der wie der Fotograf in der DDR aufgewachsen ist. Zu sehen sind einsame Menschen ebenso wie verliebte Pärchen, Punks und junge Leute, die sich in der Kirche für Frieden und Umweltschutz engagierten. Eine Aufnahme zeigt Partygänger mit James-Dean-Haartolle „irgendwo im Prenzlauer Berg“, einem Berliner Ortsteil, eine weitere Jugendliche am Rande einer Bluesmesse 1983 mit langen Haaren und Gitarre.

Seine Erinnerungen an die DDR teilte Harald Hauswald in Rheinbach mit Bürgermeister Raetz und Kristina Federau.

Für die Opposition spielten die Kirchen damals eine wichtige Rolle, da sie Raum für Diskussion und Widerstand boten, berichtet Hauswald, der seit 42 Jahren im Prenzlauer Berg wohnt. Wegen seiner schulterlangen Haare war er mit 16 Jahren nicht zu einer Prüfung zugelassen worden, erzählte der Bundesverdienstkreuzträger der Rundschau. „Ich hab’ mir die Haare dann hinter die Ohren gesteckt.“ Auch das Tragen von Jeans sei ihm in der DDR verboten gewesen. Jahrzehntelang dokumentierte Hauswald das Leben im Ostteil Deutschlands. Weil seine Fotos zu nah an der Realität waren, beobachtete ihn der Geheimdienst unter dem Decknamen„Radfahrer“.

Aus dem Nähkästchen geplaudert

Zur Ausstellungseröffnung am Freitag plauderte der 66-Jährige aus dem Nähkästchen. Sich selbst bezeichnete der Freiberufler als Straßenfotograf. Sein Mittel sei die anspruchsvolle schwarz-weiß Fotografie im Stil der legendären Fotoagentur Magnum, die „nicht durch Farbe ablenkt“. Keines seiner Fotos sei gestellt. „Wenn beim Betrachter ein Film im Kopf abläuft, dann hat der Fotograf etwas richtig gemacht“, findet der Urheber. Durch das Fotografieren habe er damals „Dampf ablassen und seinem Ärger über die ,ideologische Rotlichtbestrahlung‘ Ausdruck geben wollen“, so Hauswald: „Es war bedrückend zu sehen, wie ein ganzes Volk eingesperrt wurde, und das dann so dargestellt wurde, als ob es in Ordnung wäre.“

Interessiert lauschten rund 30 Besucher den Entstehungsgeschichten der überwiegend in den 1980er Jahren aufgenommenen Fotos. Das Kopfkino funktionierte: Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz wurde an den typischen DDR-Geruch von Linoleum erinnert. „Den habe ich heute noch in der Nase.“ Draußen seien die Verbrennungsmotoren der Trabis für blauen Nebel und Gestank verantwortlich gewesen, bekräftigt Gabriela Jonas-Ahrend, die bis zur Wende in der DDR lebte. „Die Fotos versetzen mich in meine Studienzeit zurück, als ich auf vom Deutschen Akademischen Austauschdienst organisierten Studienreisen Studenten aus aller Welt nach Berlin sowohl in den Ost- wie den Westteil begleiten durfte.“ Harald Hauswald habe „seine Erinnerungen auf Celluloid gebannt und damit für kommende Generationen festgehalten“, ergänzte Dr. Kristina Federau vom Vorstand der „LucKy Fellow Foundation – Liselotte und Karlheinz Federau-Stiftung“.

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Federau bedankte sich bei Raetz für dessen Bereitschaft, die Wanderausstellung nach Rheinbach zu holen. Die Originalfotos sind aktuell in der Galerie C/O Berlin in Berlin zu sehen. Die Schau sei das erste gemeinsame Projekt der Bürgerstiftung „Wir für Rheinbach“ und der Foundation, die für das Ausdrucken der Poster verantwortlich zeichnet. Mit Hauswald, Mitbegründer der Ostkreuz Agentur, habe man einen der gefragtesten Protagonisten deutscher Fotogeschichte gewinnen können, betonte Federau. Seine Aufnahmen seien Dokumente der Zeitgeschichte und könnten als eine Aufforderung an die in den 50er bis 70er Jahren Geborenen verstanden werden: „Diesen Generationen obliegt es, zur Reflexion der jüngeren Geschichte anzuregen.“ Raetz bekräftigte: „Eine solche außergewöhnliche Fotoausstellung über das Leben im ehemaligen Ost-Berlin eröffnen zu dürfen, ist wichtig und hält Erinnerungen wach.“ Mit den ungeschönten Fotos wolle man vor allem auch den Rheinbacher Schülern zeigen, wie das Leben in der DDR wirklich war. Junge Menschen müssten sensibilisiert werden, so Raetz, damit sich Geschichte nicht wiederhole.

„Voll der Osten“ bis 31. Oktober im Foyer des Rheinbacher Rathauses, Schweigelstraße 23. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8 bis 12 Uhr und 14 Uhr bis 15.30 Uhr, Freitag 8 Uhr bis 11.30 Uhr.