„In Menschen investieren“Evangelische Gemeinde Meckenheim schließt Zentrum
Meckenheim – Die evangelische Kirchengemeinde Meckenheim will sich zukunftsfähig aufstellen, indem sie weiterhin in ihre gemeindliche Arbeit investiert, vorhandene Strukturen kritisch überprüft und Schulden vermeidet. Als ein sinnvoller Start der Schuldenprävention wird der Verkauf respektive die Vermietung von mindestens einem der drei von der Gemeinde unterhaltenen Gebäudekomplexen erachtet. Auf diese Weise ließe sich jährlich die stattliche Summe von 100 000 Euro einsparen, rechnete Kirchmeister Jürgen Wollowski bei der Gemeindeversammlung am Sonntag vor.
Coronabedingt wurde die Veranstaltung aus der Friedenskirche in die zwei Zentren Arche und Christuskirche per Video übertragen. In der Friedenskirche gab es 30 Teilnehmer, in der Christuskirche 18, mehr als 60 Interessierte verfolgten das Geschehen online. Zu Anliegen, Wünschen und Fragen nahm Pfarrerin Ingeborg Dahl unterstützt von den Presbytern Stellung.
Rechenschaftsbericht
In dem Bericht der Pfarrerin über das gemeindliche Leben und den anstehenden Strukturwandel wurde deutlich, dass ein erheblicher Teil der Kirchensteuereinnahmen für Personal sowie für die Bewirtschaftung und Instandhaltung der Gemeindezentren aufgewendet wird. „Auch stetig steigende Preise und Erhöhung von Abgaben und Steuern belasten das Haushaltsergebnis“, betonte die Vorsitzende des Presbyteriums.
Da im vergangenen Jahr jedoch einige Personalstellen mehrere Monate nicht besetzt und die Personalausgaben dadurch geringer gewesen seien, werde für 2019 mit einem neutralen Haushaltsergebnis gerechnet. Im Geschäftsjahr 2020 allerdings müsse mit weniger Kirchensteuereinnahmen als geplant ausgekommen werden, was das bereits kalkulierte negative Ergebnis noch weiter verstärke, sagte Dahl und betonte: „Mittelfristig muss ein ausgeglichener Haushalt erreicht werden.“
Zu schaffen machen der Gemeinde, deren Größe von etwa 9300 Mitgliedern um die Jahrtausendwende auf gegenwärtig rund 7100 geschrumpft ist, sinkende Mitgliederzahlen und dadurch bedingt geringere Einnahmen. Wie bereits Pfarrer Radomir Nosek im Juli vergangenen Jahres erläutert hatte, wird sich diese Entwicklung laut „Freiburger Studie“ in den kommenden Jahren fortsetzen.
Die Untersuchung war von beiden christlichen Kirchen in Auftrag gegeben und im Mai 2019 unter dem Titel „Kirche im Umbruch – zwischen demografischem Wandel und nachlassender Kirchenverbundenheit“ veröffentlicht worden. Die Grundprognose der Analyse lautet, dass sich die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche in Deutschland bis 2060 von aktuell 21,5 Millionen auf 10,5 Millionen halbieren wird. Als Folge davon werden sich zeitgleich auch die finanziellen Mittel um die Hälfte reduzieren. „Wir tun gut daran, den Mitgliederschwund ernst zu nehmen“, antwortete Dahl auf eine Kritik an der Studie.
Der Handlungsbedarf sei akut, bekräftigten die Presbyter Michael Blum und Sabine Bauer. Schon vor Corona sei die Bilanz negativ und die Erkenntnis gewesen, „etwas verändern zu müssen“. Fest steht, dass die Arbeitsfelder erhalten werden, sich jedoch räumlich verkleinern werden soll. „In Zukunft wollen wir in Menschen investieren, die die Gemeindearbeit aufrecht erhalten, nicht in Gebäude“, brachte es Michael Blum auf den Punkt.
emeindearbeit
Als Strategien gegen den Mitgliederschwund wurden unter anderem der Ausbau der Kirchenmusik und der Erhalt der Jugendarbeit genannt. Neu eingestellt wurde bereits Kirchenmusiker Maximilian Friedrich, der Konzerte und Oratorien aufführt, mit Kindern Musicals einstudiert und einen Jugendchor gegründet hat. Die seit Februar vakante Jugendleiterstelle wird in Vollzeit nachbesetzt, allerdings mit zeitlich befristetem Arbeitsvertrag. Diese Begrenzung mache deutlich, „in welchen Umbruchzeiten wir uns befinden“, so Ingeborg Dahl.
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Beteiligt ist die evangelische Gemeinde mit dem Verein „Wir für Inklusion“ am neuen „Café Sofa“ an der Hauptstraße, einem inklusiven Treffpunkt für Menschen mit und ohne Handicap. Die Räume werden aktuell renoviert. Die Partnerschaft mit der lettischen Pfarrgemeinde „Saldus“ (deutsch: Frauenburg) soll durch persönliche Begegnungen weiter gefördert und die diakonische Arbeit dort aufrecht erhalten werden. Dazu zählt vor allem die Unterstützung durch Medikamente und die Ausgabe warmer Mahlzeiten für Ältere.
Kontaktbeschränkungen
Als durch die virusbedingten Kontaktbeschränkungen „unzählige gewohnte und liebgewonnene Begegnungen in der Kirche“ ausblieben, habe sich die Gemeindearbeit verändert, führte Ingeborg Dahl aus. Neue Wege seien zu Ostern beschritten worden, als Lieder im Freien vom Balkon aus gesungen und persönliche Kontakte per Telefon und über soziale Medien aufrecht erhalten wurden. Heiligabend soll vor den drei Kirchenzentren Open air gefeiert werden, für die Feiertagsgottesdienste in Friedenskirche und Arche ist eine Anmeldung erforderlich. Im Advent ist vor dem Merler Zentrum „Die Arche“ ein Basar mit Buden geplant.
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