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Alles anders mit Corona?Schülerinnen berichten über ihren Abi-Endspurt

Lesezeit 4 Minuten

Büffelte vorwiegend zu Hause: Amelie Wollmann findet Frontalunterricht jedoch wesentlich effektiver.

Meckenheim – Antonia Blome ist eine von 75 Abiturienten, die sich während der Pandemie in Meckenheim unter erschwerten Bedingungen auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten. Und daran „werde ich mich immer erinnern“, sagt sie. Nach der anfänglichen Sorge, den Stoff bis zu den Prüfungen vielleicht nicht im Griff zu haben, fühlt sich die 18-Jährige inzwischen „gut vorbereitet“.

Wertvoll für die Abiturvorbereitungen am Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) sei besonders der vom NRW-Schulministerium zusätzlich anberaumte Unterricht in den vier Prüfungsfächern gewesen, stellt die Schülerin fest. Sie möchte irgendwann selbst lehren – an einer Grundschule. Durch die Verschiebung der Abiturtermine um neun Unterrichtstage habe der Stoff für die relevanten Prüfungsfächer im Präsenzunterricht wiederholt werden können. Nach einer Phase von Heimunterricht und Distanzlernen startete unmittelbar nach den Osterferien für die Abiturienten am KAG die konzentrierte Vorbereitung in den Abiturfächern. Der Unterricht in allen anderen Fächern entfiel. Am morgigen Freitag steht nun die erste Klausur an, an der alle Schüler teilnehmen werden, die wie Blome Englisch im Abi haben. Geschrieben wird in der Jungholzhalle.

Prägt sich Wissen mit Unterstützung ihrer Ukulele ein: Antonia Blome auf dem Weg zum Abitur. Sie will Lehrerin werden.

Laut Landesprüfordnung sind Teilnehmer zu separieren, wenn sie keinen Test beibringen. Schulleiter Dirk Bahrouz erwartet jedoch von jedem Prüfling einen nicht mehr als 48 Stunden alten negativen Corona-Test. Wer positiv getestet sein sollte und in Quarantäne muss, kann nur auf einen Nachschreibetermin bauen.

Bahrouz geht aber nicht davon aus, dass das passiert. Von den inzwischen 900 an der Schule vorgelegten Corona-Tests sei bisher kein Ergebnis positiv gewesen, betont der Schulleiter. Seit der Forderung des Schulministeriums, nur mit einem aktuellen Negativ-Test die Teilnahme am Präsenzunterricht zuzulassen, werden am KAG zwei Mal wöchentlich Selbsttests durchgeführt, also seit der Woche vor den Osterferien.

Die Schule vermisst

Amelie Wollmann, ebenfalls Abiturientin am KAG, ist der Selbsttest „teilweise schwer gefallen“. Das lag an den „Umständen der Durchführung“, die sie jedoch in Kauf nehme, da sie sich über den Unterricht vor Ort freue. „Ich bin nicht der Typ, der im Schlafanzug zu Hause vor dem Computer lernt“, sagt sie. Sie habe es „total vermisst“, in die Schule zu gehen: „Natürlich haben wir auch zu Hause den Stoff gelernt, aber Frontalunterricht ist noch einmal effektiver, und die Kommunikation ist intensiver.“

Der Mischunterricht, der seit der vierten Februarwoche bis zu Beginn der Ferien aus zwei Dritteln Präsenz- und einem Drittel Heimunterricht bestand, habe ihr allerdings Mühe bereitet, sagt sie: „Ich musste Hausaufgaben erledigen, die ich in der Schule bekam, und zusätzlich erhielt ich Lernaufträge über die Lernplattform: Das war viel!“

Der Unterricht in der Klasse hat dabei geholfen, ein Stück Normalität wiederzufinden, finden sowohl Antonia Blome als auch Amelie Wollmann. Sie schätzten die Gelegenheit, Mitschüler wiederzusehen und mit den Fachlehrern wichtige Abi-Themen zu wiederholen und zu besprechen – wenn auch mit Abstandsregeln und Mundschutz.

Schreck vor Ausfall der Abi-Prüfung

Einen Schreck bescherte Amelie Wollmann kurz vor den Prüfungen noch einmal der Vorschlag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – angesichts steigender Infektionszahlen Anfang April – die Abi-Prüfungen notfalls komplett ausfallen zu lassen. Die Schülerin befürchtete Probleme für die Anerkennung ihres Abis, für das sie bereits vor den Ferien so gründlich gelernt hatte. So war es für die Gymnasiastin eine Erleichterung, als die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, dem Vorhaben eine Absage erteilte. Die Tage vor den Abiprüfungen sind für die beiden Schülerinnen straff durchorganisiert: Videokonferenzen fallen in den zwei letzten Wochen aus. Der Unterricht setzt sich aus Doppelstunden in der Schule und Einzelunterricht am Computer zusammen. Er beginnt um 7.50 Uhr.

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Antonia Blome hat sich für den Nachmittag einen Lernplan erstellt, auf dem nur die Abi-Fächer stehen. In der Zeit, die dann noch bleibt, spielt sie Gitarre, liest oder lernt Mandarin. Manche Lerninhalte vertieft die angehende Pädagogin innovativ mit selbstvertonten Liedern auf der Ukulele. Amelie Wollmann, die nach einem Jahr Bundesfreiwilligendienst im Ausland Jura oder Psychologie studieren möchte, fährt nach Erledigung der Hausaufgaben abends gerne Fahrrad oder Inliner. Außerdem fährt die Stufensprecherin gerne Motorrad. Ein Box-Sack im Keller muss das Karate-Training ersetzen. Studienfahrt, Entlassfeier, Abi-Ball – alles abgesagt. „Es ist schon ein bisschen traurig, dass so viel ausgefallen ist.“ Beide Schülerinnen hoffen, dass die Zeugnisübergabe etwas feierlicher werden kann. Schüler und Eltern suchten nach einem „coronakonformen“ Ort, so Bahrouz.