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Mäusebussard hing im StacheldrahtRaubvogel in Wachtberg gerettet

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Wachtberg_Verletzter_Maeusebussard

Mit einem Halstuch über die Augen beruhigten die Helfer das aus dem Stacheldraht befreite Wildtier, bevor die Feuerwehr es abtransportieren konnte.

Wachtberg-Adendorf – Der Anblick war entsetzlich: Als zwei Spaziergängerinnen den jungen Mäusebussard entdeckten, hing er mit einem Flügel im Stacheldraht eines Weidezauns. Der Draht hatte sich am Gelenk tief ins Fleisch gebohrt. Ein Flugunfall, der üblicherweise tödlich endet.

Lob für die Wachtberger Wehr

Doch nicht so in Adendorf. „Die Feuerwehr kümmerte sich vorbildlich um das Tier“, lobte Dirk Sindhu, der langjährige Leiter der Wildvogelstation Rösrath.

Für die Feuerwehr kam der Alarm am Montag, kurz vor 11 Uhr. Sieben oder acht Adendorfer Feuerwehrkameraden rückten mit dem Löschfahrzeug zum Unglücksort nahe einer Tongrube aus. „Wegen des Bedarfs an einem speziellen Einsatzmittel ist zudem der Gerätewagen aus Berkum alarmiert worden“, sagt Michael Ruck, Sprecher der Wachtberger Feuerwehr.

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Dieses „Einsatzmittel“ im Feuerwehr-Jargon war in diesem Fall ein Transportkorb für Tiere. „Da waren schon Katzen und auch eine Schlange drin“, berichtet Ruck. So war schließlich ein knappes Dutzend Feuerwehrleute unter Leitung von Michael von Wirtz im Einsatz.

Spaziergängerinnen halfen mit

Und die kannten sich aus. „Sicht wegnehmen, dann werden Vögel ruhig“, lautete die Weisheit, und die beiden Spaziergängerinnen halfen dabei. Eine gab ihr Halstuch her, damit der doch noch sehr agile Vogel endlich zur Ruhe kam und sich durch seine Bewegungen nicht noch weiter verletzte.

Die Feuerwehrleute taten auch das einzig Richtige, um den Vogel aus dem Zaun zu bekommen, wie Sindhu anerkennt: „Sie haben nicht etwa am Tier herumgeschnitten, wie das so oft passiert, sondern den Draht zertrennt und im Vogel belassen. Die Feuerwehrleute hatten den Vogel im abgedunkelten Käfig zunächst nach Berkum mitgenommen, wo sich Albert Schmitz, der Feuerwehrbeauftragte für Wildtiere weiter um den Vogel kümmerte.

„Es lief richtig gut: Wir sind zeitnah kontaktiert worden, gegen 13 Uhr war der Mäusebussard hier, um 15 Uhr wurde er operiert, und um 17 Uhr war er bereits hier zurück“, berichtet Sindhu. Das war wirklich schnell, denn der Vogel musste für diese Operation eine weitere Reise antreten – nach Düsseldorf zur Stationstierärztin.

Transport im Pappkarton lief optimal

Wieder wurde es beruhigend dunkel um das Tier, diesmal in einem Pappkarton. „Das ist für solch ein Tier die beste Transportmöglichkeit. Denn der Karton ist glatt, und so kann das empfindliche Gefieder keinen Schaden nehmen“, erklärte der vielfach ausgezeichnete Wildtierexperte, der sich seit dem achten Lebensjahr um Greifvögel bemüht, und seine Station über den Verein „Bergische Greifvogelhilfe“ sowie aus Landesmitteln finanziert.

In Düsseldorf ist der Stacheldraht aus dem Flügel entfernt, die Wunde vernäht und gespült worden. „Er hat auch Antibiotika und Schmerzmittel erhalten“, sagt Sindhu, der den jungen Terz – wie die männlichen Tiere genannt werden – nun wie gewohnt gesund pflegen und später auswildern will.

„Er ist von 2020, schätzt Sindhu das Alter. „Sein Ernährungszustand ist nicht gut. Jungtieren fehlt oft die Jagderfahrung, um genügend Beute zu schlagen.“ Mäusebussarde hat wohl jeder schon gesehen, weil sie gut sichtbar kreisen und Aas lieben.

Darum leben und sterben viele von ihnen entlang der Autobahnen. „Die Sterberate beträgt 60 Prozent. Diese Vögel haben einen sehr flachen Landeanflug, was ihnen oft zum Verhängnis wird. So wie diesem Tier, das den Zaun nicht sehen konnte.“

Der junge Mäusebussard aus Adendorf hat in Rösrath nur eine Nummer. „Tiere haben bei uns keine Namen. Wir erhalten etwa 350 Greifvögel im Jahr. So viele Namen könnte ich mir gar nicht ausdenken“, sagt Sindhu. Aber dafür geht es dem namenlosen Vogel recht gut.