Eine damals 16-Jährige war im September 2021 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Dieses Urteil hob der BGH auf.
Wollten Tote zum Rhein bringenProzess um „Leiche im Kofferraum“ in Königswinter startet neu
Mit der Verlesung der Anklage begann Dienstagvormittag der zweite Prozess um einen Kriminalfall, der als „Leiche im Kofferraum“ vor vier Jahren für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Vor einer Jugendkammer des Bonner Landgerichts unter Vorsitz von Johanna Wieland muss sich eine heute 19-Jährige wegen gemeinschaftlichen Totschlags verantworten. Sie war am 21. September 2021 wegen der Tat zu einer zweijährigen Jugendstrafe mit Bewährung verurteilt worden.
Das Gericht hielt sie für schuldig, gemeinsam mit einer damals 22-Jährigen deren Mutter (48) am zweiten Weihnachtstag 2020 in Königswinter mit einem Kissen erstickt zu haben. Die Ältere erhielt drei Jahre Haft, ein damals 17-Jähriger, der bei der Beseitigung der Leiche geholfen hatte, bekam unter Einbeziehung einer Vorstrafe ebenfalls eine Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung.
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Bundesgerichtshof hob Urteil auf
Während diese beiden Urteile rechtskräftig sind, hob der Bundesgerichtshof (BGH) den Schuldspruch für die jetzige Angeklagte auf. Deswegen muss über sie neu verhandelt werden. Wie beim ersten Prozess ist die Öffentlichkeit auf Antrag von Verteidigerin Carolin Warner ausgeschlossen worden, weil es um schutzwürdige Details aus der Biografie der 19-Jährigen gehe, die laut psychiatrischen Gutachten aus dem alten Verfahren „nicht unproblematisch“ sein soll.
Zu Weihnachten 2020 wollte die junge Freundin der Tochter bei ihr übernachten; das lehnte die pflegebedürftige Mutter ab. Darüber kam es nach Erkenntnissen der Ermittler am Abend des zweiten Feiertags zu einem Streit, bei dem die Freundinnen die 48-Jährige in ihrem Bett mit einem Kissen erstickt haben sollen.
Leiche lag zwei Tage im Haus
Zwei Tage ließen sie die Leiche in dem Haus liegen, dann baten sie den Freund der damals 15-Jährigen, ihnen beim Abtransport der Toten zu helfen. Sie wickelten den nur 35 Kilogramm schweren Körper in Tücher und legten ihn in den Kofferraum des Kleinwagens der Mutter, um die Leiche zum Rhein zu bringen.
Doch nach wenigen Metern krachte der Freund mit dem Auto gegen eine Hauswand, das Trio schraubte die Kennzeichen ab und ließ das Fahrzeug am Straßenrand stehen, wo es nach einigen Tagen von der Polizei als herrenlos abgeschleppt wurde. Auf dem Lagerplatz des Abschleppunternehmens wurde dann am 5. Januar 2021 die Leiche im Kofferraum entdeckt.
Der Prozess ist bis Mitte Mai terminiert.