In Köngswinter-Oberdollendorf sind weitere Stolpersteine verlegt worden. Sie erinnern an Opfer der Nationalsozialisten.
GedenkenSechs Stolpersteine in Königswinter erinnern an Opfer der Nazis
In Oberdollendorf wurden am Donnerstag (12. Dezember) sechs weitere Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Opfer des Nationalsozialismus. Königswinters Bürgermeister Lutz Wagner betonte dabei, dass es ihm ein persönliches Anliegen sei, daran zu erinnern, was damals passiert sei.
Gerade in der aktuellen politischen Situation in der EU sei das Erinnern und Gedenken wichtig, um dem etwas entgegenzusetzen. Die Stolpersteine tragen die Namen der NS-Opfer und werden vor ihrem letzten frei gewählten Wohnort verlegt.
Stolpersteine sollen Passanten in Königswinter zum Innehalten bewegen
Sie sollen die Passanten dazu anregen, innezuhalten und die Erinnerung an die Menschen wachhalten, die dort einmal lebten. Familien, die durch die Grausamkeit des NS-Regimes auseinandergerissen wurden, werden symbolisch an ihrem einstigen Wohnort wieder vereint.
Somit seien die Stolpersteine, die in 31 europäischen Ländern verlegt werden, das größte zentrale Mahnmal der Welt, führt das Begleitheft von Brückenhofmuseum und dem Siebengebirgsmuseum Königswinter zur Veranstaltung aus.
Verlegung der Stolpersteine dank einer Spende der SSG Königswinter möglich
Die Verlegung gestern ist dank der Spenden der SSG Königswinter aus dem Weinbergslauf Petit Medoc sowie durch Privatspenden möglich geworden. Vor allem der Historiker Ansgar Klein und Gabriele Wasser vom Jüdischen Lehrraum im Brückenhofmuseum haben die Schicksale der Menschen recherchiert, an die nun in Oberdollendorf erinnert wird.
Drei Stolpersteine liegen für Mitglieder der Familie Süßkind in der Falltorstraße 30. Acht Kinder hatten die Eheleute Max und Emilia Amanda Süßkind (geborene Cahn). Max Süßkind betrieb einen Vieh- und Häutehandel mit Metzgerei, den der älteste Sohn Hugo übernehmen sollte.
Der hatte andere Pläne und wurde Bankkaufmann in Berlin. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor er seine Stellung. Zunächst versteckt er sich in Dollendorf im Keller. Ihm gelang die Flucht in die USA, aber das Geschehen ließ ihn nicht los und so nahm er sich kurze Zeit später das Leben.
Paul Albert Süßkind übernahm den elterlichen Betrieb mit Bruder Ludwig. Beide erweiterten das Geschäft; die Familie war für ihre Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft im Ort bekannt. Nach der Machtübernahme 1933 wurde das Schlachten der Tiere nach jüdischem Ritus verboten und die Familie verlor ihre Lebensgrundlage.
Paul Süßkind nahm sich wegen der drohenden Verhaftung das Leben
Nachdem Paul Süßkind seine christliche Verlobte wegen der Rassegesetze nicht heiraten durfte, kamen Herzprobleme auf und er musste ins Krankenhaus nach Bonn. Dort nahm er sich am nächsten Tag wegen der drohenden Verhaftung das Leben.
Ludwig Süßkind, der zunächst wegen einer privilegierten „Mischehe“ relativ frei leben konnte, wurde dennoch nach Theresienstadt deportiert und 1945 von den Amerikanern befreit. Er kehrte zurück und übernahm wieder das Geschäft. 1951 starb er an Lungenkrebs.
Ruth Fanny Illfelder, Tochter einer alleinerziehenden Mutter, war ein jüdisches Pflegekind in einer jüdischen Familie in der Heisterbacher Straße 150. Nach der Reichspogromnacht wurde sie zu ihren Großeltern nach Iserlohn gebracht und später nach Theresienstadt deportiert. Am 27. Juli 1942 wurde sie fünfjährig dort ermordet.
Kommunist Karl Bendig starb 1942 im KZ Sachsenhausen
Karl Bendig wohnte in der Heisterbacher Straße 132. Der Schlosser kam schwer verwundet aus dem Ersten Weltkrieg zurück und war Mitglied der Kommunistischen Partei. Aufgrund seiner politischen Haltung wurde er mehrfach inhaftiert und letztendlich ins KZ Sachsenhausen in Oranienburg gebracht, wo er am 31. August 1942 starb.
Auch Peter Hollingshausen, der in der Rennenbergstraße 40 wohnte, war Mitglied der KPD. 1935 drang die Gestapo in sein Haus ein und verhörte ihn brutal, worauf er gestand, an illegalen Aktionen beteiligt gewesen zu sein. Nach einer Verurteilung wegen Hochverrats kam er 1936 ins Zuchthaus, um später in das „Bewährungsbataillon 999“ eingezogen und nach Bosnien geschickt zu werden. Er kehrte nicht mehr zurück.