2020 wurde die Rockband Voyager IV zur besten in Deutschland gekürt. Das Album „Rheingold“ ist das zweite Projekt.
Zweites ProjektMusiker aus Königswinter und Bonn nehmen Album bei Peter Gabriel auf
Dass die Band Voyager IV für die Uraufführung ihres jüngsten Albums am kommenden Donnerstag, 24. Oktober (20 Uhr), die Bonner Harmonie wählte, liegt nicht allein daran, dass die Bandgründer Marcus Schinkel und Johannes Kuchta als Wahlbonner respektive Königswinterer durchaus Nähe zur Bundesstadt verspüren. Sie gaben dem Album auch den Namen „Rheingold“, und es ist drin, was draufsteht. Nämlich eine Liebeserklärung an die Rheinromantik, transportiert von facettenreichem Rock, mit Anleihen bei großer deutscher Musik, Rheinliedern, deutschen Sagen und Dichtungen.
Aufgenommen wurde das Album in den Real Worlds Studios von Genesis-Gründer Peter Gabriel. Im Bus reiste die Band nach Box unweit der englischen Stadt Bath. Man wohnte im Gästehaus, Technik und Instrumente durfte die Band nutzen, Gabriels französischer Koch versorgte sie. „Das Haus mit seinem 1970er Touch atmet Rock-Geschichte“, sagt Schinkel. Dieser Rahmen passte also. Die Schwäne, die im Teich vor den Studiofenstern flanierten, werden zum romantischen Aspekt beigetragen haben.
2020 wurden Königswinterer als beste Rockband Deutschlands ausgezeichnet
„Rheingold“ ist das zweite große Projekt der Progressive Rockband Voyager IV, die es seit 2017 gibt und die laut Schinkel zunächst als Hommage an Keith Emerson und seine Zeit entstand, der ein Jahr zuvor gestorben war. Ihr 2019 entstandenes Debütalbum „Pictures at an Exhibition“ verschmolz den klassischen Zyklus von Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“, eigene Stücke des Komponistengespanns Schinkel / Kuchta und Bearbeitungen von „Lucky Man“ (Emerson, Lake & Palmer) sowie King Crimsons „Talk To The Wind“. Die Band tourte erfolgreich mit dem Album, das 2020 den Preis „Beste Rockband Deutschlands“ des Deutschen Rock & Pop Musikerverbandes gewann.
„Es war ein schönes Projekt, das uns glücklich gemacht hat, und da musste ein Anschlussprojekt her“, berichtet Kuchta. Bei der „Suche nach Musiken, die sich neu ausdeuten ließen“, etwa eines Enrico Morricone, landete man quasi vor der eigenen Haustür. „Wir sind schließlich auf unsere Heimat gekommen, auf den Rhein mit seinen Sagen, Mythen und Melodien. Das wollten wir neu beleuchten, Leitmotive nehmen und neue Songs und ein neues Programm daraus machen“, erzählt Singer-Songwriter Kuchta.
Leitmotive von Richard Wagner fanden Eingang in das Album
Wagner und die Nibelungen nennt er, „die Zeitlosigkeit der Geschichten und Inhalte wie Liebe oder Gefühle“, zu denen man gleichwohl aktuelle Bezüge hergestellt habe. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum setzten die beiden Arrangeure mehr auf Eigenes. Bei den Wagner-Adaptionen seien es „die oft nur ein, zwei Takte langen Leitmotive gewesen als Ausgangspunkt neuer Stücke“, verrät Pianist und Multiinstrumentalist Schinkel.
Bei Schumanns „Sonntags am Rhein“ sei indes ein komplettes Zitat vorhanden, ansonsten wohnten nur kurze Phrasen den Kompositionen inne. An Wagners Walkürenritt kam Voyager IV freilich nicht vorbei, wobei sich Schinkel hier von der berühmten Hubschrauber-Szene aus Francis Ford Coppolas Filmepos „Apocalypse Now“ inspirieren ließ.
Auf „Rheingold“ heißt der Song wie im Film „Ride of the Valkyries“ und hat die gleiche sinfonische Wucht wie die meisten Stücke des Albums. Der Melodienreichtum der zehn Stücke begeistert, so in „Waters And Rock“s, dem Friedrich Silchers „Loreley“ („Ich weiß nicht was soll es bedeuten“, Heinrich Heine) zugrunde liegt und bei dem Krummhorn und Uillean Pipes zu hören sind. Eindringlich gesellt sich Kuchtas baritonal-sonorer Duktus dazu, mit bestechender Textverständlichkeit. Stets wird die Seele des Rock gewahrt, mit großartigem Schlagzeug-Spiel von Wim de Vries und feinnervigen Basslinie von Fritz Roppel.
Eine Respektlosigkeit gegenüber den Meistern sehe man durch die Verwendung deren Musik nicht. „Unser Respekt vor einem Wagner äußert sich darin, dass wir Zeit und Leben investiert haben“, betont Johannes Kuchta. Marcus Schinkel: „Wir haben ergänzt und vermischt. Ein Schumann würde sich wundern, wenn wir seine Musik verwendet hätten, ohne sie zu verändern.“