Königswinter – Es war Mitte der 1990er Jahre, als der Königswinterer Stadtrat im Zuge von Sparmaßnahmen vorübergehend sogar die Straßenbeleuchtung ausschalten ließ, die angesichts eines Proteststurms aber schnell wieder angeknipst wurde. Und es war der 18. März 1996, als der Stadtrat – trotz Demonstrationen – die Schließung der Stadtbibliothek im Schulzentrum Oberpleis beschloss.
Verein schnell gegründet
„Das war ein Schlag an den Kopf für alle Beteiligten“, erinnerte sich am Freitag die langjährige SPD-Ratsfrau Hilke Andreae-Hinrichs, die mit zu den ersten zählte, die sich für den Erhalt einer öffentlichen Bibliothek einsetzten – mit Erfolg: Schon im Juni 1996 wurde ein Verein „Freundeskreis der Bibliothek Oberpleis“ gegründet, am 23. September wurde die Bibliothek wiedereröffnet.
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Dass die Bücherei im Schulzentrum damit seit 25 Jahren von einem Team von Ehrenamtlern gemanagt wird, nahm am Freitag Andrea Milz, die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes NRW, zum Anlass für einen Besuch. Ein 35-köpfiges Team unter der Leitung von Dorothea Ainouz, Birgit Reinheimer und Marianne Hoffmann-Schoenborn sowie der Vereinsvorstand mit seinem Vorsitzenden Alfred Dülge erledigen sämtliche anfallenden Arbeiten.
Gut 8500 Stunden kommen im Laufe eines Jahres zusammen. In der Bibliothek stehen rund 22.500 Medien – von Büchern, über DVDs bis zu Spielen und neuerdings Tonie-Figuren, die Andrea Milz gestern kennenlernte – zur Ausleihe bereit. 21,5 Stunden halten die Ehrenamtler die Bibliothek in der Woche offen, rund 2200 Leserinnen und Leser, die meisten auch Mitglied im Verein, zählt der Freundeskreis.
Weniger Ausleihen durch Corona
Von Lesermangel und sinkenden Ausleihzahlen durch die Coronapandemie berichtete allerdings gestern Alfred Dülge. Zeitweise war die Bibliothek geschlossen, zu anderen Zeiten war der Zugang beschränkt. Milz’ Besuch betrachtete das Team denn auch als Gelegenheit, um zu signalisieren: „Wir sind wieder da.“ Dass die Bibliothek keine offizielle Förderung durch das Land NRW erhält, weil sie dafür laut Alfred Dülge eine halbe hauptamtliche Stelle nachweisen müsste, könnte man als „unfair“ empfinden, räumte Andrea Milz ein. Der Tipp der langjährigen Landtagsabgeordneten: Der Verein sollte sich an den Petitionsausschuss des Landes NRW wenden.
Stadt übernahm Druck der Broschüre
Ganz raus ist die Stadt Königswinter indessen nicht. Sie zahlt laut Geschäftsbereichsleiter Ulrich Berres 7200 Euro Zuschuss im Jahr und hat aktuell den Druck der Jubiläumsbroschüre übernommen. Augenzwinkernder Kommentar von Hilke Andrea-Hinrichs: „Die Stadt hatte von Anfang an ein bisschen ein schlechtes Gewissen.“