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Handball-EMVereine in Königswinter und dem Rhein-Sieg-Kreis profitieren

Lesezeit 4 Minuten
Ein Handballer setzt zum Sprung an.

Bjarne Steinhaus vom HSG Siebengebirge: Die Oberliga-Spiele sind Zuschauermagnet.

Marcel Trinks (45), Jugendkoordinator bei der HSG Siebengebirge, erlebt große Begeisterung für den Sport.

Marcel Trinks (45) ist Jugendkoordinator bei der HSG Siebengebirge, dem mitgliederstärksten Handball-Verein im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Im Juni wird er die erste Herrenmannschaft der Grün-Blauen als Trainer übernehmen. Wir fragten ihn, welche Auswirkungen die Handball-Europameisterschaft im eigenen Land auf den Handball in der Region hat.

Herr Trinks, schauen wir erst einmal zurück: Welche Auswirkungen auf die Handball-Basis hatten der Gewinn der Weltmeisterschaft 2007 oder der Europameisterschaft 2016?

Nach dem fantastischen Triumph unserer ‚Bad Boys‘ bei der EM 2016 konnte man einen großen Handball-Hype in Deutschland feststellen. Im Vergleich zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2007 entstand daraus eine regelrechte Euphorie-Welle, was in den folgenden Jahren zu sehr vielen Neuanmeldungen führte. Doch dieser Boom hielt nicht lange und in der Folge kam es bundesweit zu einem stetigen Abschwung der Mitglieder- und Meldezahlen.

Marcel Trinks (45) ist Jugendkoordinator bei der HSG Siebengebirge, dem mitgliederstärksten Handball-Verein im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis.

Marcel Trinks (45) ist Jugendkoordinator bei der HSG Siebengebirge, dem mitgliederstärksten Handball-Verein im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis.

Wenn wir das jetzt übertragen auf die aktuelle Heim-EM: Deutschland spielt ein erfolgreiches Turnier, wobei das Ende noch offen ist. Es ist eine große Euphorie spürbar, die Einschaltquoten im Fernsehen sind grandios. Was davon spüren Sie?

Handball ist ein absoluter Teamsport und lebt von seinen großen Emotionen. Der DHB-Mannschaft gelingt es während dieser EM, stets authentisch, menschlich und sympathisch als Vorbild für unsere Sportart zu wirken. Auch wir bei der HSG Siebengebirge fiebern mit dem jungen Team der Nationalmannschaft mit – zum Beispiel mit einem Public Viewing am ersten Heimspieltag des Jahres in unserer Sunshine Arena im Siebengebirge. Außerdem hat unser Trainer-Nachwuchs viele Schulungen besucht, um das DHB-Projekt ‚1000 neue Kinderhandball-Trainerinnen und -Trainer‘ während der EM 2024 zu unterstützen. Personell haben wir uns noch breiter aufgestellt, um der großen Nachfrage gerecht zu werden.

HSG Siebengebirge ist auf eine große Zahl an Neuanmeldungen gut vorbereitet

Ralf Röttgen, der Abteilungsleiter der Handballerinnen und Handballer bei der HSG Siebengebirge, hat bereits im vergangenen Jahr gesagt, dass es an Hallenkapazitäten in Königswinter mangelt, um der Nachfrage gerecht zu werden, die sie im Nachwuchsbereich haben. Wenn die HSG Siebengebirge jetzt noch mehr Zulauf erhält, verschärft sich das Problem?

Keine Frage, Ralf Röttgens Aussage hat auch heute noch Gültigkeit. Wir arbeiten mit dem ‚Team hinter den Teams‘ permanent für unser wichtigstes Ziel: Wir wollen möglichst viele Handballspielerinnen und -spieler jeden Alters regelmäßig nach ihren individuellen Talenten fördern und fordern. Die notwendige Infrastruktur, ausreichende Hallenkapazitäten und qualifiziertes Personal sind dafür eben unabdingbar. Wir arbeiten mit großer Unterstützung zahlreicher, ehrenamtlich engagierter Vereinsmitglieder sowie Sponsoren und weiteren Partnern der HSG täglich mit sehr viel Herzblut daran, das Angebot sukzessive auszubauen.

Hinzu kommt, dass ihr sportliches Aushängeschild, die erste Herrenmannschaft, momentan äußerst erfolgreich unterwegs ist. Die Oberpleiser Halle auf dem Sonnenhügel ist regelmäßig voll, die HSG hat den besten Zuschauerschnitt der gesamten Liga. Auch das zieht Nachwuchs heran. Wird die HSG zum Opfer ihres eigenen Erfolgs, weil die Nachfrage nicht mehr befriedigt werden kann?

Ich denke, wir sind mit gut darauf vorbereitet, falls jetzt im Zuge der Handball-EM oder aufgrund der außerordentlich hohen Begeisterung eine große Anzahl Anmeldungen auf uns zukäme. Das gilt sowohl für den Bereich des Nachwuchshandballs, als auch für unsere Damen- und Herrenmannschaften. Wir haben unser Team der sportlichen Leitung ganz bewusst stärker und breiter aufgestellt. Das heißt konkret, dass es eine sehr enge Kommunikation gibt zwischen der Handballabteilung, den Trainerinnen und Trainern sowie den Eltern und/oder Aktiven und auch mit Interessenten, die gern bei uns Handball spielen möchten.

Herrenmannschaften aus Königswinter soll wieder als feste Größe etabliert werden

Das nächste Handball-Großereignis in Deutschland ist nicht mehr fern. 2027 wird die Weltmeisterschaft in Deutschland stattfinden. Wo sehen Sie die HSG Siebengebirge in drei Jahren?

Selbstverständlich haben wir kurz- und mittelfristige Ziele, die wir regelmäßig in den entsprechenden Leitungsgruppen reflektieren. Es gibt aber viele Faktoren, die Einfluss auf das Abschneiden in einer Saison haben können - das sieht man ja auch aktuell bei der Handball-EM. Ich will daher unsere Zielsetzung nicht an einem Fix-Begriff oder einer exakten Liga-Zugehörigkeit festmachen. Sondern wir wollen die Gesamtentwicklung betrachten.

Im Herrenbereich ist es aber kein Geheimnis, dass wir die HSG wieder als feste Größe im überregionalen Handball etablieren wollen. Mit dem Aufstieg aus der Oberliga in die Regionalliga zum Ende der laufenden Saison sieht es derzeit sehr gut aus.

Im Damenbereich werden wir uns mittelfristig wieder weiter nach oben orientieren und dabei von der aktuell sehr vielversprechenden Jugendarbeit im weiblichen Bereich profitieren. Insgesamt sind alle unsere über 30 Kinder- und Jugendmannschaften enorm motiviert.