Corona-Zwangspause genutztNeue Buntglasfenster für Schloss Drachenburg
Königswinter – Wenn Besucher bislang durch die massive Holztür in den Empfangssaal des geschichtsträchtigen Schlosses traten, konnten sie auf der gegenüberliegenden Seite durch die klaren Fensterscheiben einen tollen Ausblick auf die linke Rheinseite genießen. Das ist jetzt vorbei. Dafür schauen sie auf neue Buntglasfenster, die in diesen Tagen eingebaut wurden und die ein weiterer Schritt sind hin zum historischen Originalzustand der Drachenburg, die als Ikone der Rheinromantik gilt.
„Der Raum war bisher hell überstrahlt“, sagt Joachim Odenthal, Geschäftsführer der gemeinnützigen Drachenfels GmbH, über den Empfangssaal. Mit den neuen Fenstern nach historischem Vorbild jedoch ergebe sich jetzt wieder „ein schlüssiges Bild“. Wenn auch noch die neue Wandbemalung – eine provisorische Wandbespannung wurde entfernt, Schablonenmalerei mit brillanterer Öl- statt Acrylfarbe kommen an deren Stelle – umgesetzt ist, werde „die Wirkung des Raumes wieder hergestellt“.
Fakten
Die Drachenburg wurde zwischen 1881 und 1884 als Wohnsitz für den Bonner Gastwirtssohn und Börsenmakler Baron Stephan von Sarter gebaut. Nach dessen Tod wurde sie von 1903 bis 1908 touristisch vermarktet. Die Eigentümer wechselten häufig. Das Schloss war Genesungsheim des DRK-Frauenvereins (1923), Jungeninternat (1931), Eliteschule der Nazis (1942) und Eisenbahner-Schulungszentrum (1948). Von 1960 an stand die Burg leer und verfiel. 1971 kaufte der Privatmann Paul Spinat das Gebäude. Nach dessen Tod erwarb das Land Nordrhein-Westfalen beziehungsweise die NRW-Stiftung 1989 die Drachenburg und ließ sie von 1994 bis 2010 aufwendig restaurieren. Kostenpunkt: 31,5 Millionen Euro. (csc)
Seit der 16 Jahre dauerenden Restaurierung des Gründerzeitgemäuers (siehe Infokasten) sind nach und nach immer mehr Buntglasfenster nach historischem Vorbild eingesetzt worden, deren Originale im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden oder verloren gingen. So wurde 2017 das Hauptfenster rekonstruiert, die Maler Rubens, Dürer und Rembrandt kehrten damals zurück in die Kunsthalle der Drachenburg. „Zurzeit sind 16 weitere in Arbeit“, sagt Joachim Odenthal in dem großen Saal, für den ein Spender aus Neuss, der namentlich nicht genannt werden will, drei Lanzettfenster mit Darstellungen von drei Königinnen finanziert. Zwischen 17 000 und 25 000 Euro kostet laut Odenthal eines der Buntglasfenster, die von der Mayer’schen Hofkunstanstalt rekonstruiert werden, die im 19. Jahrhundert auch schon für die Originalscheiben sorgte. Voraussichtlich im Mai sollen im Kneipzimmer, das ganz im Norden des Gemäuers liegt, an fünf Scheiben an der Westseite Buntglasfenster mit Darstellungen von Weingöttern eingebaut werden. Für das „Dom-Fenster“ fehle noch der historische Befund, sagt Odenthal. Wenn keine Originalunterlagen mehr vorliegen, greife man auch auf alte Aufnahmen zurück, deren Zustand mitunter sehr schlecht sei, was die richtige Farbfindung erschwere.
Die Schloss Drachenburg gGmbH nutzt die Zwangsschließung wegen des Corona-Lockdowns nicht nur für den Einbau weiterer Buntglasfenster. Größere Umbauten finden auch in der Vorburg statt, dem Eingangsgebäude, durch das die Besucher in den Park und zur Burg gelangen. Schlossmeister Holger Grebert arbeitet gerade an dem Empfangstresen, der für einen dritten Kassenplatz verlängert und vergrößert wird und künftig für Rollstuhlfahrer unterfahrbar ist, so Odenthal. Für die Barrierefreiheit muss der Durchgang zwischen Foyer und Kasse um zwei Zentimeter verbreitert werden. Und das Bistro werde zugunsten eines größeren Museumsshops etwas verkleinert.
Bei laufendem Betrieb wäre der Umbau nicht möglich, gewinnt Joachim Odenthal der Zwangsschließung wegen Corona (sie soll Stand heute bis zum 31. März dauern) auch etwas Positives ab. Die zwölf Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, ihr Gehalt werde auf 90 Prozent aufgestockt. Großereignisse wie die „Einzigartige Weihnachtszeit“ und das „Schlossleuchten“ fielen der Pandemie zum Opfer.
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Dank Corona-Finanzhilfen des Bundes habe man am Eingang der Vorburg eine automatische Schiebetür einbauen können, die künftig einen kontaktlosen Zugang möglich macht. In der Drachenburg selbst muss dieser Tage noch nach dem Ursprung eines Wasserschadens gesucht und dafür die Wand im Treppenhaus zum Nordturm aufgestemmt werden. Und in der Kunsthalle, die demnächst weitere Buntglasfenster bekommt, muss der Parkettboden abgeschliffen und neu versiegelt werden. Odenthal: „Die drei Millionen Besucher seit der Wiederöffnung haben schon ihre Spuren hinterlassen.“