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„Ein Gästehaus für jedermann“Hotel auf dem Petersberg vor Wiedereröffnung

Lesezeit 5 Minuten
petersberg nach umbau

Das Hotel auf dem Petersberg

  1. Das Hotel auf dem Petersberg galt lange als „Wohnzimmer der Außenminister."
  2. Für gut 40 Millionen Euro wurde das Hotel modernisiert.
  3. Nun steht es vor der Wiedereröffnung.

Königswinter – „Auf den ersten Blick“, sagt Vladmir Saal, nachdem er die Tür zum Zimmer mit der Nummer 501 geöffnet hat, „ist hier nicht viel passiert“. Doch tatsächlich ist in der Präsidenten-Suite im Südflügel des Nobelhotels auf dem Petersberg, in der schon viele gekrönte und ungekrönte Staatsoberhäupter logiert haben, bis auf den historischen Teppich fast alles neu.

Vor allem ist die 250 Quadratmeter große Suite, die man ab 1500 Euro die Nacht buchen kann, so wie das komplette Hotel inzwischen klimatisiert. Stand der modernen Technik eben. Die Möbel sind neu und – wie alle Einrichtungsgegenstände in den jetzt 112 Hotelzimmern – in gedeckten Farben wie Braun, Beige oder Petrol gehalten. Im Bad der Präsidentensuite glänzt indes noch der alte Marmor, und zwar wie neu. Hier wurden laut Vladimir Saal, dem Geschäftsführer der Petersberg GmbH, die Armaturen und die Technik erneuert. Warum auch ersetzen, was in Ordnung ist?

„Wohnzimmer der Außenminister“

Am kommenden Montag findet die offizielle Wiederöffnung des Steigenberger Grandhotels statt, zu der 500 bis 600 geladene Gäste erwartet werden und bei der Bundesaußenminister Heiko Maas die Festrede halten wird. Das einstige Gästehaus der Bundesregierung sei oft als „Wohnzimmer der Außenminister“ bezeichnet worden, sagte Vladimir Saal mit Blick auf die zahllosen Konferenzen und Treffen von Regierungsvertretern aus aller Welt in der prominenten Immobilie oberhalb von Königswinter.

„Wir haben eine gute Leistung abgeliefert“, sagte Joachim Burdack am Montag, als er zusammen mit Vladimir Saal die regionale Presse durch das komplett umgebaute und modernisierte Haus führte. „Es hat ein bisschen länger gedauert und ist ein bisschen teurer geworden, aber eigentlich ist es gut gelaufen“, betonte der Projektleiter von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA); das prominente Gemäuer gehört dem Bund.

Gesamtkosten liegen bei „gut 40 Millionen Euro“

Auf „gut 40 Millionen Euro“ schätzt Burdack derzeit die Gesamtkosten für das Mammutprojekt, die bei dessen Vorstellung im Sommer 2015 auf rund 35,4 Millionen Euro beziffert worden waren (die Rundschau berichtete). Die Schlussrechnung liege noch nicht vor, betonte Burdack.

Historisches

Der Petersberg war schon in der Frühzeit besiedelt, im Mittelalter ließen sich hier Ritter und Zisterziensermönche nieder.

Ende der 1880er Jahre wurde mit dem Bau eines Hotels begonnen. Seit 1889 wurde das Plateau durch die Petersbergbahn erschlossen. 1912 wurde das Hotel durch Ferdinand Mülhens (4711) gekauft und zum Kurhotel umgebaut.

Im Frühjahr 1949 wurde das Hotel Sitz der Alliierten Kommission. Seither ist der Petersberg eng mit der bundesdeutschen Geschichte verbunden. 1978 kaufte der Bund den Petersberg und baute das Hotel komplett um zum Gästehaus der Bundesregierung. Das war es es von 1990 bis 1999.

Zu den vielen prominenten Gästen aus der Politik zählten etwa US-Präsident Bill Clinton und der damalige Staatspräsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow. Aber auch gekrönte Häupter wie Königin Elisabeth II. von England. Nach 1999 machte der Petersberg beispielsweise noch durch die Afghanistankonferenz Schlagzeilen.

Die Unwägbarkeiten bei der Gesamtmaßnahme seien der Umbau im laufenden Betrieb und die extrem angespannte Marktlage auf dem Bausektor gewesen. So habe man vorher nicht sehen können, dass in der Küche im Nordflügel der Boden durch andauernden Wassereintritt stark geschädigt war oder dass die Fallrohre ausgetauscht werden müssten. Bessere Ausstattungen beim Brandschutz oder die nötige Betonsanierung in der Tiefgarage schlugen ebenfalls zu Buche. Burdack: „Wir konnten nicht vorher in jede Ecke reingucken.“

Kostensteigerung und Zeitverzögerung

Unter dem Strich bleibt eine Kostensteigerung von rund 15 Prozent und eine Zeitverzögerung von einem guten halben Jahr, denn ursprünglich war die Fertigstellung im November 2018 geplant. Damit muss sich die Bundesbehörde im Vergleich mit anderen öffentlichen Bau- und Sanierungsprojekten – man denke nur an das Baustellendesaster mit der Beethovenhalle in Bonn, bei der die Kosten von 61 auf 166 Millionen Euro gestiegen sind – aber wohl eher nicht schamhaft verstecken.

Wie berichtet, waren erst der komplette Nordflügel und dann der ganze Südflügel umgebaut worden. Die Herausforderung bestand darin, dass der komplette Hotelbetrieb immer auf diejenige Hälfte des Hauses konzentriert werden musste, in der gerade nicht gearbeitet wurde. Aus 99 Zimmern wurden durch Umbauten und Zusammenlegungen am Ende 112 Hotelzimmer mit Fünf-Sterne-Standard.

Verbesserung von Arbeitsabläufen

Neben der Modernisierung ging es auch um die Verbesserung von Arbeitsabläufen, weg von einem Gästehaus der Bundesregierung (beispielsweise auch mit seinen kleinen Kutscherzimmern, in denen einst die Sicherheitsleute oder Fahrer unterkamen) und hin zu einem funktionierenden Hotelbetrieb. Ein Beispiel: Der Salon Rheinblick ganz im Norden des Hauses war früher nicht nutzbar, wenn der Bankettsaal davor belegt war, weil der Salon nur durch den Saal zugänglich war. Bei dem Umbau entstand ein „Bypass“ (Burdack), der am Saal vorbei zum Rheinblick-Salon führt. Oder: Vom Restaurant führen jetzt zwei Türen auf die Terrasse, damit sich Kellner und Gäste in dem einen Durchgang nicht ständig im Weg stehen.

Es versteht sich, dass das „neue“ Nobelhotel wirklich nobel rüberkommt. Das gilt für die drei kleinsten Zimmer (28 Quadratmeter) ebenso wie für die größeren Räume (40 Quadratmeter), besonders aber für den Spa- und Wellnessbereich mit Saunen, Fitnessstudio, Pool und Hammam, für die größere Bar, die feine Raucher-Lounge, das Bistro Charles (nach Charles de Gaulle) oder das Restaurant Ferdinand (nach Ferdinand Mülhens), das an die edle Vinothek grenzt. Doch bei aller Noblesse und allem Schick: Das Haus auf dem Petersberg stehe auch Wanderern und Radfahrern offen, betonte Burdack einmal mehr, und zwar nicht nur der neue Biergarten, der zum Modernisierungsprojekt gehört. Von einem „Gästehaus für jedermann“ und einem „Hotel für jedermann“ sprach der Projektleiter.

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Als die Modernisierungsmaßnahme für die historische Immobilie im Sommer 2015 vorgestellt worden war, hatte der damalige BImA-Vorstand Axel Kunze das so formuliert: „Einige Leute meinen, sie müssten Mitglied der Bundesregierung sein, wenn sie auf dem Petersberg einen Kaffee trinken wollen.“ Mussten sie damals nicht und müssen sie heute auch nicht.