Grünes Licht der PolitikKönigswinter will leere Ladenlokale in Wohnungen umwandeln
Königswinter – Wie geht man mit dem Leerstand in der Königswinterer Altstadt um? Trotz vereinzelter Neueröffnungen prägen ungenutzte Ladenlokale weiterhin das Bild in der nördlichen Fußgängerzone. Laut Stadtverwaltung hat sich die Verkaufsfläche im Stadtteil Königswinter zwischen 2010 und 2017 um etwa neun Prozent verringert. Weil die Prognosen für den Einzelhandel zurzeit alles andere als gut aussehen und gleichzeitig die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt stetig zunimmt, hat die Stadt im Mai dieses Jahres den Vorschlag geäußert, im nördlichen Teil der Fußgängerzone (zwischen Pfefferstraße und General-Konsul-von-Weiß-Straße) in den auf beiden Seiten zur Hauptstraße gelegenen Erdgeschossen die Umwandlung in Wohnungen zuzulassen.
Nachdem diese Idee im städtischen Planungsausschuss Ende Mai kontrovers diskutiert wurde und zunächst kein klares politisches Meinungsbild vorherrschte, hat der Ausschuss in seiner jüngsten Sitzung am Mittwochabend nun einen Beschluss gefasst und für den Vorschlag der Stadt mehrheitlich grünes Licht gegeben. Trotz dieses Beschlusses hat die Diskussion im Planungsausschuss gezeigt, dass die Meinungen zum richtigen Vorgehen zur Belebung der Fußgängerzone durchaus ambivalent sind. Ein Überblick über die Stellungnahmen der verschiedenen Akteure:
Andreas Pätz, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Königswinter (WWG), äußerte sich im Rahmen der Ausschusssitzung zum Vorschlag der Verwaltung. Seine Haltung zu den Plänen für den nördlichen Teil der Fußgängerzone war eher ambivalent: „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits steht der stationäre Einzelhandel vor großen Herausforderungen, andererseits kann die Zulassung von Wohnungen ein falsches Signal sein, das den Einzelhandel schwächt.“ Es wäre fatal, wenn die Altstadt, die neben Oberpleis als Stadtteilzentrum gilt, ihren Status durch weitere Ausdünnung verlieren würde.
Der Gewerbeverein Königswinter hat sich vor der Sitzung des Planungsausschusses in einer Mitteilung gegen die Zulassung von Wohnungen ausgesprochen. „Die Königswinterer Altstadt lebt zum größten Teil vom Tourismus. Dafür ist es essenziell erforderlich ein ausreichendes Shoppingangebot zu ermöglichen. Durch die Umwandlung von Ladenzeile zu Wohnbebauung in diesem Teil der Stadt verliert die Stadt insgesamt an Attraktivität“, schreibt die Vorsitzende des Vereins, Martina van Stuyvenberg-Rauh. Touristen würden beim Betreten der Hauptstraße und Fußgängerzone eine funktionierende Ladenzeile und keine Wohnbebauung erwarten – das würde falsche Impulse geben, so van Stuyvenberg-Rauh.
Im Planungsausschuss war man sich zunächst darüber einig, das sich zeitnah etwas tun muss. „Der jetzige Zustand ist nicht haltbar“, monierte Stephan Bergmann von der Königswinterer Wählerinitiative (Köwi). Während Joachim Hirzel (SPD) befand, dass Wohnungen besser als Leerstand seien, war Bernd Schlegel (FDP) „komplett anderer Meinung“ und stimmte der Stellungnahme des Königswinterer Gewerbevereins inhaltlich zu. „Wir riskieren, dass die Altstadt uninteressant wird für Touristen. Das führt in die falsche Richtung“, so Schlegel. Nach Ansicht von Roman Limbach (CDU) müsse man abwägen, was helfen könnte. Er könne den Gewerbeverein mit seiner Kritik zwar verstehen, auf der andere Seite hätte man aber auch nichts davon, wenn die Fußgängerzone für Besucher weiterhin so unattraktiv bliebe. „Knapp 70 Meter können nicht der Todesstoß für die Altstadt sein. Außerdem muss niemand umwandeln, wir ermöglichen es nur.“ Es müsse nicht ein Schaufenster nach dem anderen sein, gab Limbach zu bedenken.
Umgestaltung des Rheinufers
Veränderung steht nicht nur in der Königswinterer Altstadt an, sondern auch im Bereich des Rheinufers zwischen den Grenzen der Stadtteile Altstadt und Niederdollendorf. Wie der Planungsausschuss am Mittwochabend beschlossen hat, sollen drei Planungsbüros im Rahmen eines Wettbewerbs Konzepte zur Umgestaltung der Rheinallee erarbeiten. „Wir wollen eine Nutzung, die nachhaltig ist, ohne dass die Anlieger beschränkt werden. Fakt ist: Wir brauchen eine andere Verkehrsführung und sollten keine Zeit verlieren“, betonte Roman Limbach (CDU).
Hintergrund der Pläne ist eine „Entflechtung des Fuß- und Radverkehrs“ an der Rheinpromenade, der in der Vergangenheit immer wieder Thema in der Politik war. Die Büros sollen für die Konzepte jeweils 10.000 Euro erhalten. Die Stadt prüft derzeit Möglichkeiten für entsprechende Förderanträge.
Die Neukonzeption der Rheinallee soll, wie auf Anregung eines Bürgerantrages beschlossen wurde, auf die Pläne für das Niederdollendorfer Rheinufer abgestimmt werden. So soll ein ganzheitlicher Eindruck entstehen. (mdh)
Während Ulrike Ries-Staudacher (Köwi) davor warnte, die schlechte Situation des Einzelhandels in der Fußgängerzone mit der Entscheidung, die Einrichtung von Wohnungen zuzulassen, zu zementieren, betonte Joachim Hirzel, dass es jetzt an der Zeit wäre, diese Schritt zu machen. Ebenso sah es sein SPD-Fraktionskollege Björn Seelbach: „Irgendwann muss man sagen, dass die Hoffnung auf ein kleinteiliges Gewerbe unsinnig ist.“