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Stationenweg BornheimEin Gemeinschaftswerk

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Letzter Schliff: Peter Schmitz (l.) dichtet das Dach der zwölften  Station ab, während  Jürgen Krauss noch einmal das Terrakotta-Bildnis abpinselt.

Bornheim – Endspurt: Noch einmal packten Jürgen Krauss, Peter Schmitz und Herbert Lemmen ihre Werkzeug aus, um letzte Feinheiten am restaurierten Stationenweg abzuarbeiten. Dazu zählten kleine Dacharbeiterarbeiten an einzelnen Heiligenhäuschen und der Anstrich der Beton-Sockel. Am kommenden Sonntag, 30. Oktober soll der historische Stationenweg von 1863 im Rahmen einer Feierstunde der Kirchengemeinde zurückgegeben werden.

Jürgen Krauss, der auch Vorsitzender der bürgerlichen Stiftung St. Evergislus ist, zählt zusammen mit Peter Schmitz und Herbert Lemmen zum Team der „Stationenweg-Kümmerer“, die mit viel ehrenamtlichen Engagement in den vergangenen drei Jahren tatkräftig mitgeholfen haben, den Weg mit seinen 14 Stationen wieder auf Vordermann zu bringen.

Lieferengpässe

Nicht im Traum hatten sie 2019 gedacht, dass sich die Arbeiten bis November 2022 hinziehen sollten. „Da kam eines zum andern“, berichtet Krauss. Lieferengpässe habe es zunächst wegen der Corona-Pandemie, später auch wegen der Flutkatastrophe im Sommer 2021 gegeben. „Für Verzögerungen hat aber auch das Wetter gesorgt“, berichtet Krauss. Bei der langen und großen Hitze im Sommer 2022 hätten die Arbeiten zum Beispiel ruhen müssen, weil die Sonneneinstrahlung zu stark für die Terrakotta-Arbeiten war.

„Aber jetzt sind wir richtig froh, es geschafft zu haben“, so Krauss. Sein Dank gilt dem „tollen und flexiblem Team“, den Handwerkern, Steinmetz Markus Thielen, dem Restaurator Roland Gassert und dem Malerbetrieb Rainer Brandt. Ganz toll seien sie aber auch von der Nachbarschaft empfangen worden. „Sie haben uns Strom und Wasser für die Bauarbeiten zur Verfügung gestellt und uns oft auch noch mit frisch gekochtem Kaffee überrascht“, berichtet er.

Lob von Passanten

Auch viel Lob hätten sie während der Arbeiten bekommen. Oft seien Passanten stehen geblieben und hätten ihre Bewunderung für die Restaurierungsarbeiten zum Ausdruck gebracht. Wie sehr die Bevölkerung an ihrem Stationenweg interessiert ist, wird auch durch die Patenschaften deutlich: Viele Stationen werden schon seit Jahren durch Patinnen und Paten gepflegt. Im Rahmen der Sanierung konnten der Stiftungsvorstand aus der Nachbarschaft der Stationenhäuschen aber auch neue Patenschaften gewinnen.

Wind und Wetter hatten den historischen Bauwerken seit der letzten Restaurierung 1985 ordentlich zugesetzt und teils erhebliche Schäden an der farblichen Fassung sowie am Mauerwerk der 14 Andachtshäuschen verursacht. Alle Terrakottabildnisse mussten deswegen gereinigt und lasiert werden. „Roland Gassert hat uns beraten und gezeigt, wie diese Arbeiten ausgeführt werden“, erklärt Krauss.

Genauso habe das ehrenamtliche Team die Arbeiten dann umgesetzt. Zudem hätten sie alle Stationenhäuschen gründlich gereinigt und alle Betonplatten ausgebaut, die dann von Steinmetz Thielen aus Udelfanger Sandstein erneuert und eingesetzt wurden. „Die Inschrift ist jetzt in den Sandstein geschlagen und farblich herausgestellt“, erklärt Krauss. Zuvor seien die Buchstaben nur aufgeklebt gewesen.

Kosten im Rahmen

„Und wir sind im Kostenplan von 25 000 Euro geblieben“, sagt Krauss. Durch sein breites Netzwerk sei es dem Vorstand der bürgerlichen Stiftung Sankt Evergislus gelungen, die umfangreichen Sanierungskosten zusammenzubringen. So seien durch Spendenaufrufe mehr als 5000 Euro eingegangen. Erhebliche Kosten hätten durch die Eigenleistung eingespart werden können. Zudem hätten die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln, das Förderprogramm Heimat-Scheck, das Erzbistum Köln und der Kirchenvorstand weitere Mittel zur Verfügung gestellt.

Wie Bruno Schrage vom Vorstand der Stiftung erklärte, habe der Vorstand 2019 die Initiative ergriffen, um den historischen Stationenweg zu sanieren. Alle Planung des Projektes seien in enger Abstimmung mit der unteren Denkmalbehörde (Stadt Bornheim) und der oberen Denkmalbehörde des LVR Rheinland erfolgt. Bei der feierlichen Übergabe am 30. Oktober um 15 Uhr an der 12. Station - Einmündung Stationenweg/Haasbachstraße - werden auch die stellvertretende Bürgermeisterin Gabriele Kretschmer, Pfarrer Matthias Genster, Spender und viele mehr vor Ort sein.

14 Stationen

Der Stationenweg: Er erstreckt sich über etwa 1200 Meter von Bornheim nach Brenig. Beginnend an der Einmündung Kalkstraße/Hohlenberg verläuft er entlang der Kalkstraße, Stationenweg, Haasbachstraße bis zur Pfarrkirche St. Evergislus. Er besteht aus 14 zirka drei Meter hohen, kapellenartigen Kreuzwegstationen. Sowohl Breniger als auch Bornheimer fühlen sich dem Stationenweg tief verbunden. „Historisch ist er Ausdruck der gemeinsamen Geschichte der beiden Pfarreien. Denn der Stationenweg entstand nach der Erhebung von Sankt Servatius zur eigenständigen Pfarrei und damit nach der Trennung von der Mutterpfarrei Sankt Evergislus Brenig“, weiß Bruno Schrage.

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Ab 1859 bildete denn auch die Kalkstraße die Grenze zwischen beiden Pfarrsprengeln. Brenigern, Bornheimern und auch Gläubigen aus Dersdorf ist letztlich die Einrichtung des Stationenwegs, der an Karfreitag in der Regel viele Gläubige anlockt, zu verdanken. Baumeister war Paul Richard Thomann (1827-1873), der 1855 unter anderem auch die Bonner Südstadt entwarf. Nach dem Vorbild des Motiv- und Historienmalers Joseph von Führich aus der Düsseldorfer Nazarenerschule schuf der Bildhauer Franz Scherf die Terrakotta-Reliefs.