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Messe in BornheimModellbahner bestaunen eine 87 Jahre alte Lok

Lesezeit 3 Minuten
Der 80 Jahre alte Michael Rüttgers vom Eisenbahn Amateur Club setzt eine 87 Jahre alte Märklin-Lok vor einem Kohlentender auf die alten Gleise mit Mittelleiter.

Ganz behutsam setzt Michael Rüttgers (80) vom Eisenbahn Amateur Club (EBAC) Bonn/Sechtem die alte Spielzeuglok vor den Kohlentender auf die Gleise.

Rekordbesuch bei der Amateurmodellbahnmesse in Bornheim: 752 Besucher sind an den beiden Tagen gezählt worden.

Behutsam setzt Michael Rüttgers (80) die historische Dampflokomotive auf die Gleise. „Diese Modellbahn ist aus dem Jahr 1935“, erklärt er. Sie sei ein Geschenk von einem Eisenbahnfreund, der sie über die vielen Jahrzehnte hinweg ausgebaut und gepflegt habe. „Er hat sie unserem Verein mit der Auflage geschenkt, sie niemals abzugeben“, so Rüttgers und merkt an: „Diese Bahn ist ein richtiger Schatz.“

Bei der Modellbahnbörse des Eisenbahn Amateur Clubs (EBAC) Bonn/Sechtem im Forum des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums waren die fast 90 Jahre alten Gleise, der dazugehörige historische Bahnhof, die nostalgischen Loks und die Anhänger ein wahrer Publikumsmagnet. Immer wieder konnte Rüttgers die Geschichte dieser Bahn der Spur Null von Märklin erzählen, vom Kohlentender und dem aus legiertem Blech geschaffenen Bahnhof, der ebenfalls aus dem Jahr 1935 stammt.

„Früher hatte dieser Bahnhof eine funktionierende Bahnhofsuhr“, merkt der 80-Jährige an. Wie er vom Eigentümer weiß, musste sie manuell aufgezogen werden. Russische Besatzer hätten die Uhr jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg einfach abgebaut und mitgenommen.

Ich habe das Zifferblatt eines alten Weckers ausgebaut und die Uhr so wenigstens optisch wiederhergestellt.
Michael Rüttgers, Eisenbahnfreund

Zwar funktioniere die Uhr nicht mehr, aber so könnten die Besucher sehen, wie der Bahnhof früher in etwa ausgesehen habe. „Die Geschichte dieser Modellbahn ist einfach traumhaft“, räumt er ein. Doch er wäre nicht schon seit Jahrzehnten Mitglied im Club, wenn ihn Modelleisenbahnen nicht auch insgesamt interessieren würden: „Das Schöne ist, dass sich die Landschaften beim Modellbau immer wieder verändern lassen und man sich wirklich eine eigene kleine Welt bauen kann.“

Diese Faszination teilt er mit den meisten Modellbahnern. Viele Fans waren gekommen, um sich von den neuesten Verkaufsschlagern der Szene inspirieren zu lassen, oder aber auch, um gebrauchte Artikel rund um die Eisenbahn zu betrachten oder zu kaufen. Private Händler und auch Mitglieder anderer Vereine hatten für eine gute Auswahl gesorgt.

Zurückhaltung beim Kauf

„Die Nachfrage ist aber recht durchwachsen“, findet Heinz Wallnerstedt von den Modell-Eisenbahn-Freunden Bonn. „Etliche Besucher halten sich mit einem Kauf doch merklich zurück“, sagt er. Ihnen gehe es zurzeit wie vielen Menschen, die nicht so recht wissen, was aufgrund der Energiekrise finanziell in diesem und nächstem Jahr auf sie zukommt. EBAC-Chef Werner Radwansky stellte zufrieden einen Besucherrekord fest. An den beiden Tagen hätten 752 Menschen die Börse besucht. Alleine am Samstag seien um die 500 gekommen.

So wie Klaus Clarenbach aus Bad Godesberg ließen sich viele extrem viel Zeit, um die ganze Vielfalt der Modelleisenbahn zu bestaunen. „Der Reiz ist für mich die Technik“, so Clarenbach, der mit seinem Enkel durch die Ausstellung ging. Er habe schon vor 50 Jahren die Freude an der Modelleisenbahn entdeckt. „Was da allerdings heute digital alles machbar ist, ist einfach fantastisch“, schwärmt er, während sein Enkel die Eisenbahn noch eine Runde über die Schauanlage fahren lässt.

„So klein habe ich auch einmal angefangen“, schmunzelte Bornheims Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf. Irgendwann habe ihm das aber nicht mehr gereicht: „Heute fahre ich große Güterzüge durch ganz Deutschland mit einer Länge von bis zu 740 Metern.“ Für Modelle hat er trotzdem ein Herz. Und so stimmte er gerne zu, als ihn der Amateurclub Bonn/Sechtem als Schirmherrn haben wollte. An beiden Tagen besuchte Pinsdorf die Ausstellung. Nachhaltig beeindruckt hätten ihn die vielen tollen Gespräche zwischen jungen und alten Eisenbahnfans.

Die Modelleisenbahn und Eisenbahnbörse verbinden Generationen.
Dominik Pinsdorf, Ortsvorsteher und Lokführer

Pinsdorf lud direkt alle Fans ein, im kommenden Jahr am 1. und 2. April zur nächsten Börse zu kommen. Die wird sicherlich etwas ganz Besonderes, zumal der Verein dann sein 75-Jähriges zu feiern hat.