Ein Bornheimer Ehepaar steht wegen eines ziemlich bunten Straußes an Straftaten vor Gericht. Neben Online-Betrügereien gehören auch Urkundenfälschung und Beleidigung zu den Vorwürfen.
Öffentlich ausgetragener EhestreitPaar aus Bornheim wegen Betrügereien vor Gericht
„Hat Ihr Mann jemals eine Rolex im Wert von 11 000 Euro besessen?“, wollte die Staatsanwältin von der Angeklagten wissen. „Nicht dass ich wüsste, kann ich mir nicht vorstellen“, kam die prompte Antwort. Der öffentlich ausgetragener Ehestreit vor Gericht hatte immer wieder tragikomische Züge: Der 50-jährige Ehemann muss sich derzeit wegen gewerbsmäßigen Betrugs, Beleidigung, Körperverletzung, falscher Verdächtigung sowie versuchter Nötigung, vor der 1. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht verantworten.
Seiner 61-jährigen Frau wird Beihilfe zu den Straftaten vorgeworfen, weil sie ihrem Mann ihr Konto zur Verfügung stellte, obwohl sie um seine strafbaren Deals gewusst haben soll. Schwerer noch als die gegenseitigen Schuldzuweisungen der Eheleute wog aber die Tatsache, dass die beiden am zweiten Verhandlungstag ihren nicht angeklagten Sohn für viele der Taten verantwortlich machten.
Bonn: Angeklagte wollen Geständnis ablegen
Am vorausgegangenen ersten Verhandlungstag hatten die beiden Anwälte des Ehepaars, Sebastian Holbeck für den Mann und Uwe Krechel für die Frau, das Gericht und die Vertreterin der Staatsanwaltschaft um ein nicht öffentliches Rechtsgespräch gebeten, in dessen Rahmen Strafrabatte für ein mögliches Geständnis ausgelotet worden waren. Das Ergebnis: Für die Ehefrau könnte es bei einer Bewährungsstrafe bleiben, der Ehemann dürfte im Fall eines Geständnisses mit höchstens vier Jahren Haft rechnen.
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Ob das, was zunächst die Frau und dann ihr Ehemann am zweiten Prozesstag zum Besten gaben, als Geständnis gewertet werden kann, bleibt allerdings abzuwarten. Jedenfalls ermahnte Anwalt Krechel seine Mandantin bereits nach kurzer Zeit, dass es schwierig werde, wenn sie von den diversen Händeln ihres Mannes nichts mitbekommen haben wolle.
Bonn: Mann wegen Online-Betrügerei angeklagt
Laut Anklage soll ihr Mann versucht haben, seinen Lebensunterhalt mit Online-Betrügereien zu bestreiten. Mit erkennbarem Widerwillen ließ die Angeklagte dann aber durchblicken, dass sie sich von ihrem Mann unter Druck gesetzt fühlte. „Ich wurde abgewürgt und relativ aggressiv niedergemäht, wenn ich versucht habe kritisch zu sein“, sagte sie. Und zwar nicht nur von ihrem Ehemann, sondern auch von dem jüngeren der beiden gemeinsamen Söhne. „Der kannte meine PIN und hat abends oft Geld abgebucht.“ Dass es sich bei dem Geld um Zahlungen aus den Online-Geschäften gehandelt haben könne, räumte sie ein.
Die Anklage wegen falscher Verdächtigung hatte ihr Mann nach einer Hausdurchsuchung erhoben: Nachdem die Polizei das Haus wieder verlassen hatten, zeigte er die Polizisten nämlich wegen Diebstahls an. Er beschuldigte die Beamten aus seinem Badezimmer die eingangs erwähnte Rolex gestohlen zu haben. Ein Ermittlungsverfahren gegen die Polizisten war jedoch nach kurzer Zeit mangels Tatverdacht wieder eingestellt worden.
Der Ehemann bot dann bei seiner Aussage ein noch skurrileres Bild: Er wollte eine mehrseitige, handgeschriebene Erklärung vorlesen, geriet aber dabei derart ins Stolpern, dass sein Anwalt den Zettel zu Ende verlesen musste. Im Kern ging es in seiner Aussage darum, dass er nur einen sehr kleinen Teil der Taten zugab. Die Körperverletzungen seien allesamt Missverständnisse gewesen und einen Großteil der Online-Bestellungen sei von seinem jüngeren Sohn abgewickelt worden. Das Verfahren dürfte sich bis in den Mai ziehen.