„Ich hatte eine Höllenangst“Wie eine Pflegerin aus Walberberg Corona überstand
Bornheim – Es war am 13. März 2020 als Alexandra Rüb (47) die Diagnose erhielt: Corona positiv. Es war genau jener Freitag, an dem das Land NRW Schulen und Kindergärten schloss und das öffentliche Leben zum ersten Mal in der Pandemie rigoros heruntergefahren wurde. Alexandra Rüb war eine der ersten Corona-Patientinnen überhaupt in Bornheim, im gesamten Kreisgebiet gab es seinerzeit nur 23. Bis heute weiß sie nicht, wo sie sich angesteckt hat.
Die Walberbergerin arbeitet als Pflegefachkraft in einer Einrichtung für Senioren. Seit 30 Jahren ist sie im Job und genauso lange fährt sie täglich mit der Bahn zur Arbeit. Nach der Diagnose war damit jedoch erst einmal Schluss. Per Ordnungsverfügung wurde sie in Quarantäne geschickt, durfte zunächst ihr Haus nicht mehr verlassen und musste Tagebuch über ihre Symptome führen. Zunächst konnte sie nicht mehr riechen und schmecken, dann kamen leichte Grippeanzeichen dazu. Aber vier Tage nach der Diagnose ging es ihr zunehmend schlechter. „Ich wurde nachts wach und hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen“, erinnert sie sich. Sie atmete so tief und so schnell sie konnte, das Gefühl jedoch blieb. Dazu bekam sie einen sehr trockenen, hartnäckigen Husten.
Noch nicht viel gewusst über Corona
Damals habe man ja noch nicht so viel über das Corona-Virus gewusst. Bekannt war allerdings, dass Covid 19 hochansteckend ist und tödlich enden kann. Tausend Gedanken seien ihr damals durch den Kopf geschossen: „Was, wenn ich andere schon infiziert habe? Und was soll ich machen, wenn ich es alleine zu Hause nicht mehr schaffe, wenn ich auf die Intensivstation und intubiert werden muss? Ich hatte eine Höllenangst“, sagt sie. Schon in der ersten Nacht merkte sie, dass sie aufrecht sitzend und stehend mehr Luft bekam. „So habe ich den Rest der Nacht im Wohnzimmer verbracht und bin im Kreis gelaufen“, erinnert sie sich. Geschlafen hat sie auch in den nächsten Nächten kaum mehr. „Ich bin gar nicht erst ins Bett gegangen, sondern habe mir auf dem Sofa einen fast aufrechten Schlafsitz eingerichtet“, sagt sie. Die Atemnot hielt fast eine ganze Woche an. „Dieses Gefühl wünsche ich keinem Menschen auf der Welt“, sagt sie. Gute drei Woche habe es letztendlich gedauert, bis der Corona-Test negativ war und sie wieder zur Arbeit durfte.
Noch oft leidet sie unter Müdigkeit und Schlappheit
Länger als ein Jahr liegt die Infektion nun zurück, doch viel zu oft fühlt sich die 47-Jährige noch müde und schlapp. „Meine alte Kondition habe ich immer noch nicht zurück“, sagt Rüb, die auch im Walberberger Kirchenchor singt und diese Zusammenkünfte, die wegen Corona nicht möglich sind, sehr vermisst.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Pflegefachkraft ärgert sich maßlos, wenn sie heute immer noch Leute sieht, die auf die Abstands- und Hygieneregelungen pfeifen. „Dann werde ich richtig wütend!“ Öfter habe sie diese Leute auch schon angesprochen und ihnen gesagt, dass sie nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die ihrer Familie, ihrer Freunde und vielleicht ihrer Arbeitskollegen auf Spiel setzen. „Dafür habe ich mir auch schon einige ziemlich böse Antworten eingehandelt“, berichtet die Walberbergerin, die für Corona-Leugner nur ein Kopfschütteln übrig hat.