Einbauküche im Wald „entsorgt“So lief die 50. Müllsammelaktion in Bornheim
Bornheim – So ändern sich die Zeiten: Wurden in den 1970er Jahren häufig Autowracks in der Landschaft gefunden, so sind es heute vor allem Verpackungsreste oder Glasflaschen, die Hunderte fleißige Helferinnen und Helfer an zwei Wochenenden in den Bornheimer Stadtteilen einsammelten und damit fleißig Müllsäcke füllten.
Dauerbrenner sind laut Manuela Domschat vom Umwelt- und Grünflächenamt mittlerweile auch Coffee-to-go-Becher und seit 2020 auch Corona-Schutzmasken: „Das ist alles in allem sehr schade und am Ende auch wirklich ärgerlich. Denn die Stadt verfügt über eine gut funktionierende Abfuhr für alle Sorten von Müll und insgesamt sind nahezu 600 Papierkörbe im Stadtgebiet aufgestellt. Niemand muss seinen Müll wild in der Natur entsorgen“, betonte Domschat, die die Sammelaktion koordiniert und organisiert. Es war die 50. Umweltaktion dieser Art.
35 Kubrikmeter Müll
Rund 35 Kubikmeter Unrat kamen in diesem Jahr zusammen: „Damit lag ich mit meiner Vorabschätzung sehr gut. Insgesamt ist der wilde Müll erfreulicherweise etwas rückläufig“, bilanzierte Manuela Domschat. Es gab aber auch wieder unglaubliche Funde wie eine komplette Einbauküche, die in einem Waldstück „entsorgt“ worden war. Auch mehrere Autoreifen, ein Kinderwagen und zwei Gartenstühle gehörten zu den unliebsamen Fundstücken. Und am Rheinufer war eine uralte Autobatterie gestrandet. Beteiligt hatten sich wie in den Jahren zuvor wieder zahlreiche Kitagruppen, Schulklassen, Vereine, Ortsverbände, Parteien und Privatleute verteilt über alle 14 Stadtteile.
Motto „Saubere Landschaft – saubere Gemeinde“
Es waren der damalige Bürgermeister Heinz Dahlmann und Gemeindedirektor Friedhelm Hüppe, die 1972 erstmals zu solch einer Aktion aufgerufen hatten unter dem Motto „Saubere Landschaft – saubere Gemeinde“. Bereits 1969 hatten sich Gruppen aus den Reihen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der Naturschutzring, der Verband kommunaler Städtereinigungsbetriebe und von Seiten der Industrie Hersteller von Glas- und Metallverpackungen zu dem Bündnis „Aktion Saubere Landschaft“ (ASL) zusammengeschlossen. Ziel war es, dem zunehmenden „Abfallvandalismus“ Herr zu werden und die betroffenen Akteure an einen Tisch zu bringen, um durch gemeinsame Aktivitäten das Umweltbewusstsein in breiten Kreisen in der Bevölkerung zu schärfen.
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„Finden Sie es schön, an Wegrändern und Böschungen in Wald und Feld Abfälle, Schutt und Unrat, ja, oftmals auch sperrige Hausratsgegenstände, Jauchefässer oder Autoteile liegen zu sehen?“, fragten die Stadtoberen damals in ihrem Appell. Eltern sollten auch ihre Kinder mitbringen: „Vielleicht macht so etwas Ihnen sogar Spaß!“, hieß es in dem Flyer von 1972. Die ersten Sammelaktionen fanden damals im Mai und im Juni statt. Seit 2015 hat die Sammlung übrigens einen neuen Namen: „Bornheim putzt sich raus.“Bürgermeister Christoph Becker hatte aus Anlass der 50. Sammlung auf dem Areal des Stadtbetriebes am Donnerbachweg in Waldorf alle treuen und neu hinzugekommenen Helfer zu einem Umtrunk und zu einer deftigen Suppe eingeladen, um sich bei den Freiwilligen zu bedanken. Rund 40 Müllsammler waren der Einladung gefolgt.
Ein Blick zurück
1972 betrug die Gebühr für einen Mülleimer mit 50 Liter Fassungsvermögen 39 Mark jährlich (umgerechnet 19,94 Euro). Darin enthalten war bereits die Gebühr für Sperrgutabfuhr. Das geht aus dem Original-Flyer zur Sammelaktion vor 50 Jahren hervor. Sperrmüll wurde an vorher bekanntgegebenen Tagen abgeholt und zwar alle zwei Monate. Wem dies nicht ausreichte, der konnte seinen Müll zu einer der drei Müllkippen in Bornheim, Sechtem oder Hersel bringen. Die Kippgebühr für jeden angefangenen Kubikmeter Müllmenge betrug laut Flyer „nur 1 DM“ (0,51 Euro). Sonstige kleinere Anfuhren waren sogar gebührenfrei. Heute ist für die Müllabfuhr im Kreisgebiet die Rhein-Sieg-Abfallgesellschaft RSAG mit Sitz in Siegburg zuständige. Laut der aktuellen Gebührentabelle zahlen Privathaushalt pro Jahr einen einheitlichen Grundpreis von 123,12 Euro. Hinzu kommen Arbeitspreise für die Müllentsorgung, die je nach Abholrhythmus variieren. Insgesamt liegen die Gebühren aktuell bei mindestens 302 Euro im Jahr.