AboAbonnieren

Viel Platz für InklusionErweiterungsbau der Bonner Werkstätten ist eröffnet

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Freuen sich über den  Neubau:  (v.l.) Hans Ulrich Breuer, Doris Berchtold-Sprich, Wilhelm Eppstein,  Notburga Kunert,  Christoph Becker, Andreas Heß und Julia Lellek.

Bornheim-Hersel – „Jetzt ist es vollbracht“, freute sich am Donnerstagvormittag Wilhelm Eppstein vom Aufsichtsrat der Bonner Werkstätten anlässlich der feierlichen Eröffnung des Erweiterungsbaus im Herseler Gewerbegebiet. Nach knapp eineinhalb Jahren Bauzeit übergab Andreas Heß, Geschäftsführer des Unternehmensverbundes Lebenshilfe Bonn/Bonner Werkstätten, gemeinsam mit Vize-Landrätin Notburga Kunert, Bornheims Bürgermeister Christoph Becker und Hersels Ortsvorsteher Toni Breuer den neuen Firmenkomplex, der auf einer Fläche von 10 000 Quadratmetern entstand. Knapp vier Millionen Euro investierte das gemeinnützige Unternehmen in den Gebäudekomplex, gefördert vom Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Stiftung Wohlfahrtspflege und der Aktion Mensch.

Nur wenige Gehminuten vom Hauptgebäude entfernt steht nun ein Neubau mit rund sechzig Werkstattplätzen sowie Räumlichkeiten für den inklusiven Garten- und Landschaftsbaubetrieb Grünster.team, einer Tochterfirma der Bonner Werkstätten. Neben zwei großen Hallen gibt es dort zwei Gebäude mit Büros, Pausen- und Schulungs- sowie Sanitärräumen. Zusätzlich sind im Außenbereich Flächen für Container, Schüttgutboxen sowie Parkplätze für Pkw und Busse mit Anhängern angelegt worden.

Neue Wege am Standort Hersel

Der Neubau war notwendig geworden, um am Standort der Bonner Werkstätten in Beuel Platz für die Werkstattbeschäftigten (Menschen mit Behinderung) zu schaffen. Gleichzeitig gehen die Bonner Werkstätten mit der Gründung des inklusiven Gartenbaubetriebs am Standort Hersel neue Wege, indem dadurch weitere inklusive Jobs entstehen.

Bis zu seinem Umzug in den Rheinort Hersel hatte der Arbeitsbereich Garten- und Landschaftsbau seinen Sitz in Dransdorf. Dort fiel bereits im Sommer der Startschuss für den Abriss des alten Gebäudes, dem der Neubau der gemeinsamen Geschäftsstelle der Bonner Werkstätten und der Lebenshilfe folgen soll. Wenn das Gebäude voraussichtlich 2024 fertiggestellt sein wird, werden dort auch die Frühförderung und der Bereich „Berufliche Bildung zentral“ (BBBz) ansässig sein: „Damit befinden sich diese beiden wichtigen Bereiche gemeinsam mit der Geschäftsstelle zentral in unserem Einzugsgebiet Bonn und Rhein-Sieg Kreis“, erklärte Eppstein. In den vergangenen beiden Jahren werden laut Eppstein die Arbeitsabläufe bei der Verwaltung nicht nur zentralisiert, sondern auch effizienter sein.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der neue Gebäudekomplex in Hersel bedeutet aber auch eine Entlastung für das Werk 2 in Beuel, wo der Bereich „Berufliche Bildung“ derzeit angesiedelt ist. „2024 schließt sich dann nach zehn Jahren ein Kreis, denn 2014 haben wir das erste Mal mit dem Landschaftsverband Rheinland darüber nachgedacht, wie wir den überbelegten Standort Beuel entlasten können“, erklärte Andreas Heß. Die Entscheidung, den Standort Beuel zu entlasten, fiel gemeinsam mit dem LVR 2014. Weitere sechs Jahre zogen ins Land, bis im Herseler Industriegebiet ein geeigneter Standort gefunden war. Lobende Worte fand Heß für die Bornheimer Stadtverwaltung: „Trotz der erschwerten Rahmenbedingungen von Corona bis zum Ukrainekrieg, wir sind stets von den Mitarbeitern unterstützt worden und in Bornheim läuft alles viel schneller ab als in Bonn.“

Die Bonner Werkstätten

1963 begann die Historie der Bonner Werkstätten als „Beschützende Werkstatt der Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind Bonn e. V.“ . Standorte waren Dottendorf und Graurheindorf. 1974 entstanden die Bonner Werkstätten im noch als Wohnheim existierenden Luise-Mittermaier-Haus in Hersel und gingen im Januar 1975 in Betrieb. Weitere Werke entstanden in den 80er Jahren in Beuel, Dransdorf und Meckenheim. An den vier Standorten arbeiten über 1100 Menschen mit Behinderung. Sie arbeiten im Büro, mit Elektronik, Recycling, Holz, Metall, Medien oder im Verpflegungsmanagement. (fes)

Notburga Kunert zeigte sich begeistert, bei der Eröffnung einer „so schönen Firma“ mit dabei sein zu dürfen: „Ich freue mich über jede Arbeitsstätte, die für Menschen mit Behinderung geschaffen wird.“ Den Inklusionsgedanken unterstrich auch Christoph Becker in seinem Grußwort: „Unsere Gesellschaft muss es schaffen, alle Menschen zusammenzubekommen und an der Teilhabe teilhaben zu lassen. In vielen Bereichen unserer Gesellschaft gibt da noch viel Luft nach oben.“ Als Beispiel erwähnte er den Bahnhof Roisdorf, der immer noch nicht barrierefrei ausgebaut ist.

Mädchen und Jungen der benachbarten Lebenshilfe-Kita „Schatzkiste“, die derzeit noch provisorisch in Containermodulen im Gewerbegebiet untergebracht ist, präsentierten den Gästen einen fröhlichen Katzentanz. Die Kita soll in den kommenden Jahren in das derzeit entstehende Herseler Wohngebiet an der Roisdorfer Straße in ein neues Gebäude umziehen.