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Streit in MertenAnwohner protestieren heftig gegen Straßenausbau

Lesezeit 3 Minuten

Gegen einen aus ihrer Sicht überdimensionierten Ausbau wehren sich viele Anlieger der Offenbachstraße.

Bornheim-Merten – Die Emotionen kochen hoch, als sich am Samstagnachmittag bei Familie Düx rund 40 von 45 Anwohnern der Mertener Offenbachstraße treffen, um ein deutliches Zeichen gegen den Ausbau ihrer Straße zu setzen. „Gut 90 Prozent der Anwohner sind nicht damit einverstanden, dass die Straße zu überdimensioniert ausgebaut werden soll“, erläutert Marco Düx, der neben Wolfgang Müller und Marc Süß die „Anliegerinitiative Me17“ ins Leben gerufen hat. Die Initiative will „keine privaten Grundstücke zur Realisierung des Bebauungsplans ME17 an die Stadt Bornheim abtreten“, heißt es.

Wiederholt betonten sie, dass man nicht grundsätzlich gegen einen Ausbau und die Sanierung der Straße sei. Erhebliche Flächenabgaben, überdimensionierte Bürgersteige, erhöhtes Verkehrsaufkommen, mangelnde Parkflächen und Einschränkungen der Zufahrtmöglichkeiten – das sind nur einige der Konsequenzen, die die Anwohner fürchten, wenn die aktuelle Planung umgesetzt wird.

Baugebiets-Ausbau wohl der Grund für neue Einstufung

Ärgernis ist auch, dass die einst als historisch eingestufte Straße nun von der Stadt als Haupterschließungs- bzw. Sammelstraße eingestuft worden sei – um die Pläne des Baugebietes ME 16 voranzutreiben, wie sie vermuten.

Die gerade einmal 480 Meter lange Offenbachstraße soll beidseitig jeweils mit zwei Meter breiten Bürgersteigen ausgebaut werden. Insgesamt wird die Straße dann bis zu 5,50 Meter breit. Um dies zu erreichen, muss die Stadt jedoch Flächen von den Einwohnern erwerben. Dazu sind die meisten Anwohner aber nicht bereit.

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Als Grundlage für den Ausbau führt die Stadt die „Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen“ (RASt 06) an. Bei einer Bürgerversammlung im Mai in der Heinrich-Böll-Sekundarschule erfuhren die Anwohner, dass die zu erwartenden Gesamtkosten bei 1,1 Millionen Euro liegen, 65 Prozent, also 725 000 Euro, müssten auf die Anlieger umgelegt werden – 90 Prozent zahlbar vor Baubeginn.

Marco Düx’ Familie wäre gleich doppelt betroffen. Er und seine Mutter besitzen hier Grundstücke. Sie rechnen mit etwa 100 000 Euro Eigenanteil. Holger Müller schätzt, dass er 70 000 Euro berappen muss. Alternativen, so die Anliegersprecher, würden von der Stadt ignoriert, etwa eine Einbahnstraßenregelung oder nur ein einseitiger Bürgersteig. Zudem kritisierten sie mangelnde Transparenz von Seiten der Verwaltung: „Es gibt viele Informationen nur auf dem Flüsterweg“, meinte Marco Düx.

„Kein ruhiges Wohnen mehr möglich“

Sorge haben die Anwohner auch, dass hier „kein ruhiges Wohnen mehr möglich ist“, wenn die Straße zu überdimensioniert ausgebaut werde. Schon jetzt habe Merten die Belastungsgrenze erreicht. Gerade zu den Stoßzeiten während des Berufsverkehrs komme man aus dem Ort kaum noch heraus und die Bonn-Brühler-Straße sei dicht, meinte eine Bürgerin.

Marc Süß, der selbstständiger Handwerker ist, befürchtet Nachteile für sein Gewerbe und möchte daher keinen Teil seines Grundstücks abtreten. Er habe sich bewusst hier ein Haus gekauft, in dem zuvor bereits eine Zahnarztpraxis war. Damit waren Stellflächen für Kunden-, Lieferanten- und Firmenfahrzeuge vorhanden. „Fallen die Flächen weg, ist das für mich existenzgefährdend.“

Eingeladen war auch Ortsvorsteher und UWG-Ratsherr Hans Gerd Feldenkirchen. Er hatte keinen leichten Stand, erläuterte aber, dass die Stadt bereits vor rund 15 Jahren davon abgewichen sei, historische Straßen auszuweisen. Dies benachteilige die Anwohner anderer Straßen. Mit der Einbahnstraßen-Regelung würde der Verkehr zur Ortsmitte durch andere Straßen geführt und diese würden dann wieder stärker belastet. Marco Düx machte geltend, dass seine Eltern bereits für die Kanalarbeiten 1989/90 einen fünfstelligen Beitrag geleistet hätten: „Danach ließ die Stadt die Straße über 25 Jahre kaputtgehen, wofür wir jetzt bezahlen müssen.“ Der Ortsvorsteher dazu: „Ich kann noch zehn andere Straßen im Ort aufführen, die in einem ebenso desolaten Zustand sind.“