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Bonner LandgerichtBornheimer „Spargelkönig“ droht neues Gerichtsverfahren

Lesezeit 3 Minuten
Auszug Erntehelfer Ritter Bornheim

Erntehelfer packten 2020 ihre Koffer: Eine Reihe von ihnen fanden andere Anstellungen, viele fuhren aber auch nach Hause.

Die Bonner Staatsanwaltschaft wirft einem ehemaligen Bornheimer Landwirt zweifachen Bankrott, Betrug und Unterschlagung vor.

Er war der König unter den Produzenten von hochwertigem Gemüse im Vorgebirge: Keine Spargelernte, keine Erdbeerernte ohne ein Bild von Claus Ritter in den Zeitungen, aus denen er einen Korb voller weißer Spargelstangen oder prall roter Erdbeeren in die Kamera hielt. Doch dann kam das unrühmliche Ende von Spargel Ritter: Anfang 2020 musste er Insolvenz anmelden, er hatte auf seinem Hof nichts mehr zu sagen. Nun droht ihm weiteres juristisches Ungemach: Die Bonner Staatsanwaltschaft hat zwei Gesellschafter eines „landwirtschaftlichen Sonderkulturbetriebs im Rhein-Sieg-Kreis“ und ein weiteres Familienmitglied angeklagt.

Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, der auf Nachfrage auch sagte, dass es sich bei den betroffenen Gesellschaftern um Claus Ritter (63) und seine Frau Sabine (62) handele, dritte Angeklagte sei die Tochter (35). Ritters Anwalt Bernward Kullmann von der Kanzlei Henkel, Kullmann, Münster in Mainz wollte sich gestern zu dem Fall nicht äußern. Die Bonner Ankläger werfen den Gesellschaftern der Ritter GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) zweifachen Bankrott vor. Danach sollen sie Vermögensbestandteile vor und nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens veruntreut haben. Zudem sollen sie Handelsbücher, die ein Kaufmann in einer bestimmten Frist verpflichtend verwahren muss, vernichtet, beiseitegeschafft oder verheimlicht haben, sodass ein Überblick über die Vermögenswerte erschwert worden sei. Zwangshaft und Versteigerung Weiter sollen Löhne vorenthalten und Sozialbeiträge nicht gezahlt worden sein.

Unterschlagung und Meineid

Claus Ritter wird darüber hinaus besonders schwerer Betrug und Unterschlagung sowie Meineid vorgeworfen. Durch Betrügereien sollen die Gesellschafter insgesamt 3 Millionen Euro erlangt haben. Die dritte angeklagte Person ist laut Gericht wegen Beihilfe zum Bankrott in zwei Fällen angeklagt worden. Die Hauptverhandlung wird vor der 11. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts geführt; ein Termin steht noch nicht fest.

Die Pleite von Spargel Ritter hatte Anfang 2020 für großes Aufsehen im Vorgebirge gesorgt. Der Großproduzent, der auf 40 Hektar Spargel und auf 85 Hektar Erdbeeren anbaute, hatte in der Hauptsaison rund 500 Erntehelfer beschäftigt, die zumeist aus Rumänien kamen und in Containern auf dem Hof wohnten. Nach der Pleite demonstrierten sie wegen ausbleibender Löhne und schlechter Arbeitsbedingungen. Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen berichtete später, er habe bei einer ersten Inspektion festgestellt, dass der Koch der Erntehelfer und sein Team wegen ausbleibender Löhne die Arbeit niedergelegt hätten; daraufhin habe er einen Caterer mit der Lieferung von Mahlzeiten bestellt.

Der Anwalt erklärte weiter, er habe für die Verbesserung der Hygienemaßnahmen gesorgt und Schutzmasken verteilt. Damals breitete sich gerade Corona aus. Weil Claus Ritter und seine Frau ihrer Mitwirkungspflicht bei der Aufklärung der Insolvenz nicht nachkamen, wurde das Ehepaar im Sommer 2020 in Zwangshaft genommen. Ein Großteil des Unternehmensinventars kam unter den Hammer, darunter Traktoren, Spargel-Sortiermaschinen oder auch ein Verkaufsstand in Erdbeerform. Die zwei Etagen hohen Wohncontainer wurden abgerissen.