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Bonner MaximiliancenterEröffnung des Primark von Protesten begleitet

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Primark Symbol

Tüten des Textildiscounters Primark

Bonn – Dass die Eröffnung eines Modemarkts stundenlange Proteste hervorruft, ist auch nicht alltäglich. Doch als gestern der Primark-Store vor dem Bahnhof seine Pforten erstmals öffnete, war dies der Fall. Verschiedene Organisationen und Gruppen mit Femnet und „Bonn im Wandel“ an der Spitze demonstrierten gegen den neuen Konsumtempel und die Firma Primark, die keine faire Löhne zahle und Umwelt und Klima schade.

Das Unternehmen widerspricht und verweist darauf, dass alle Lieferanten einen Verhaltenskodex einhalten müssen, der dafür sorge, dass Arbeitnehmerrechte und die Umwelt geschützt würden. Gleich neben dem Eingang wirbt Primark zudem damit, dass die Produkte aus nachhaltiger Baumwolle hergestellt sind.

3700 Quadratmeter Verkaufsfläche

In dem neuen Store bietet das Unternehmen auf einer Verkaufsfläche von 3700 Quadratmetern auf drei Etagen Damen-, Herren- und Kindermode an, inklusive Schuhe, Accessoires sowie Unterwäsche, Beauty-Produkte und Heimartikel. 19 Registrierkassen und 34 Umkleidekabinen stehen zur Verfügung. Rund 180 Mitarbeiter sind laut Primark beschäftigt. „Wir freuen uns, dass wir Teil dieses neuen, prägnanten und repräsentativen Eingangstores zur Bonner Innenstadt geworden sind“, erklärte Wolfgang Krogmann, Geschäftsführer von Primark in Deutschland und Österreich.

Das Unternehmen verweist darauf, dass man „seit vielen Jahren hart daran arbeite, dass unsere Produkte mit Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Arbeitnehmerrechte und des Umweltschutzes hergestellt werden.“ Die Arbeit des Teams für ethischen Handel und ökologische Nachhaltigkeit, das aus über 110 Experten in wichtigen Beschaffungsländern bestehe, decke ein breites Themenspektrum ab, von der Beschaffung von Rohstoffen wie Baumwolle über die Umweltauswirkungen von Herstellungsprozessen in Fabriken bis hin zur Überprüfung der Standards, die wir in unserer Lieferkette erwarten.“

Kapuzenpullis für vier Euro

Die zahlreichen Kunden aus allen Altersklassen, die am Dienstag für großen Andrang im Primark sorgten, freuten sich über Kapuzenpullis für 4, Hosen für 13 und Jacken für 17 Euro. „Ich kaufe gern bei Primark“, meinte eine junge Frau. Die Klamotten seien modisch und preiswert. Bei fetziger Musik konnte man viele strahlende Gesichter von Menschen sehen, die wohl ein Schnäppchen gemacht hatten.

Bei der Eröffnung am Dienstagvormittag hatten rund 200 (Polizei) bis 300 (Veranstalter) Teilnehmer gegen das Unternehmen und den Massenkonsum protestiert und Infomaterial verteilt. Sie skandierten unter anderem „Kauft nicht mehr bei Primark“ oder „Es gibt kein Recht auf unfaire Kleidung“. „Es gibt Gespräche mit Primark und den Zulieferern. Aber es ändert sich zu wenig und zu langsam“, kritisierte Katharina Edinger, bei Femnet zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Von einem T-Shirt für 19 Euro erhalte die Näherin nur zehn Cent. Gesa Maschkowski, Vorstand von „Bonn im Wandel“, warnte: „Die Arbeit aller Initiativen für Nachhaltigkeit in Bonn ist umsonst, wenn der Massenkonsum so angeheizt wird.“

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Man habe für das Gegensteuern nur noch sehr wenig Zeit. „Das wir hier stehen, ist auch ein Ausdruck von Politikversagen“, betonte Maschkowski. Die Politik habe nicht den Mumm, gesetzliche Mindeststandards durchzusetzen und sich für eine Wirtschaft einzusetzen, die Nachhaltigkeit an erster Stelle rücke. Es gehe um die Gemeinwohlbilanz eines Unternehmens, in der neben dem Gewinn auch soziale und ökologische Faktoren berücksichtigt würden. Erfreut war die Aktivistin, dass der Andrang beim benachbarten Kleidertausch- und Verschenkmarkt, an dem gebrauchte Klamotten verschenkt wurden, so groß war, dass schon gegen 12 Uhr Nachschub geholt werden musste.

Die Polizei war mit zahlreichen Beamten vor Ort, brauchte aber nicht einzuschreiten. „Es ist alles ruhig. Wir erwarten einen störungsfreien Verlauf“, erklärte Polizeihauptkommissar Frank Habeth. Die Demo war bis 19 Uhr angemeldet.