Weniger Wohnungen als geplantUnstimmigkeiten bei Bebauung des ehemaligen Postareals
Bonn – Auf dem ehemaligen Postareal neben dem Frankenbad am Kaiser-Karl-Ring in der Nordstadt wird wohl weniger Wohnraum entstehen als Politik und Verwaltung geplant hatten. Wie Die Linke mitteilt, sollten nach dem Willen des städtischen Planungsausschusses 30 Prozent der Fläche für Wohnraum reserviert werden.
Der Eigentümer, ein Immobilienfonds, will da aber nicht so ganz mitspielen und hat laut Stadt auch die Möglichkeit, auf einen Neubau gänzlich zu verzichten und die Büroflächen im alten Post-Verwaltungsgebäude einfach weiter zu vermieten. Weil die Verwaltung aber „die Chance sieht, eine alte, unattraktive Büroimmobilie durch eine neue, architektonisch hochwertige und ökologisch nachhaltige, gemischt genutzte Immobilie zu ersetzen“, will sie dem Investor entgegenkommen. Der hat angeboten, 30 Prozent der Fläche für Wohnungen und eine Kita bereitzustellen. Das Linke kritisiert das Vorgehen der Verwaltung.
Chance für Neugestaltung sei jetzt gegeben
Seit dem Auszug des Zentralen Sachspendenlagers aus dem ehemaligen Paketlager steht die ehemalige Immobilie der Deutsche Post AG leer. Die Nachbarn hatten sich dafür ausgesprochen, auf dem Areal mindestens 70 Prozent Wohnraum zu schaffen. Die Verwaltung hat nun in den vergangenen Monaten Gespräche über die Zukunft des Areals geführt und kommt zu dem Schluss: „Der Investor ist mit seinem Angebot bereits von seinem ursprünglichen Wunsch abgerückt, auf den rund 7000 Quadratmetern eine 100-prozentige gewerbliche Nutzung vorzusehen.“ Dies sei bislang einzigartig, da der Fonds entsprechend dem Investitionsschwerpunkt des Investors überwiegend sein Geld in Büroimmobilien wie dem Post-Verwaltungsgebäude angelegt habe.
„Wenn die Stadt an einem Bebauungsplanverfahren mit mehr Wohnraum festhält, wird der Eigentümer, bedingt durch die gegenwärtig große Nachfrage auch nach günstigen Büroflächen, sich dann wieder auf eine Vermietung des Altbestandes konzentrieren und von einer Neuentwicklung Abstand nehmen“, warnt die Verwaltung. Man sehe keine rechtliche Möglichkeit die Nachnutzung der Immobilie durch gewerbliche Nutzung zu verhindern, soweit diese sich im Rahmen des Bestandsschutzes bewegt. Die Chance für eine Neugestaltung des Areals und den zeitnahen Bau von rund 25 bis 30 Wohnungen und einem Kindergarten sei jetzt gegeben. Zumal ein Vertreter des Investors klargestellt habe, dass man bereit sei, geförderte Wohnungen errichten zu lassen.
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„Vor diesem Hintergrund schlägt die Verwaltung vor, von Seiten der Stadt das grundsätzliche Einvernehmen zu der vom Investor skizzierten Vorgehensweise zu erklären.“ Nur die konkrete Ausgestaltung des Bauvorhabens für die rund 25 bis 30 geförderten Wohnungen und der Kindertagesstätte solle mit dem Investor abgestimmt werden. Die weiteren Gebäude kann der Investor demnach planen wie er möchte, wenn sie sich so in die nähere Umgebung einfügen, dass sie nach Paragraf 34 Baugesetzbuch ohne Bebauungsplanverfahren genehmigt werden können.
Kritik kommt von den Linken
„Dem Vorschlag der Stadtverwaltung will die Linksfraktion keinesfalls folgen, da das Grundstück durch seine Lage und Einbettung in besonderer Weise für den Wohnungsbau geeignet ist und sich auch die Nachbarn für eine deutlich größere Wohnnutzung ausgesprochen haben“, erklärte der planungspolitische Sprecher, Holger Schmidt. In einem Änderungsantrag fordert Die Linke deshalb, das Bebauungsplanverfahren fortzuführen und Flächen für die Kita und rund 50 Prozent Sozialwohnungen sowie zusätzlich ein zukünftiges städtisches Vorkaufsrecht festzusetzen.
„Das kann zwar zunächst dazu führen, dass der Eigentümer vorläufig auf Neubauten verzichtet“, räumt Schmidt ein. Das Risiko sei aber überschaubar und sollte hingenommen werden, wenn man sich die Stadtentwicklung nicht gänzlich von einseitigen Investoreninteressen diktieren lassen wolle. Das Thema wird als nächstes am 5. November in der Bezirksvertretung Bonn auf der Tagesordnung stehen.