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Neue VerordnungNaturschutzgebiet Siebengebirge soll erweitert werden

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Eine Eidechse sitzt auf einem Stein.

Im Naturschutzgebiet Siebengebirge tummeln sich viele seltene Arten.

Im Naturschutzgebiet Siebengebirge tummeln sich seltene Tier- und Pflanzenarten. Die entsprechende Naturschutzverordnung läuft in zwei Jahren aus.

Die Naturschutzverordnung für eines der ältesten Naturschutzgebiete (NSG) in Deutschland, das Siebengebirge, läuft nach 20 Jahren in etwas über zwei Jahren aus. Deshalb hat die Kölner Bezirksregierung schon jetzt ein Verfahren zur Neuausweisung des wertvollen Gebietes eingeleitet.

In dem fast 4300 Hektar großen NSG tummeln sich trotz einer starken Belastung durch die Naherholung Schwarzspecht und Schwarzstorch, Eisvogel, Zippammer, Nachtigall und Uhu. Mehrere Fledermausarten sind dort anzutreffen, dazu Steinkrebs, Mauer- und Zauneidechse, Schlingnatter, Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke, Kammmolch und Groppe.

Im Siebengebirge gibt es die größten zusammenhängenden Buchenwaldgesellschaften in Nordrhein-Westfalen, außerdem Erlen-Eschenwälder entlang der Bäche und Schlucht- und Birkenmoorwälder.

Erweiterungsflächen sind bei Bad Honnef und bei Nonnenberg geplant

In der Neuauflage soll das Gebiet des NSG um vier Flächen erweitert werden: Einen Bereich an der Jugendherberge Bad Honnef, um die Pleisbachaue bei Nonnenberg, um das Grünland im Hang bei Gräfenhohn sowie um ein Obstwiesen-Grünland östlich des Weilberges.

Auch das Wegenetz im Siebengebirge wurde überarbeitet und an einem Dutzend Punkte angepasst. Wie bisher, dürfen im NSG auch künftig untere anderem keine Buden und Verkaufsstände aufgestellt werden, kein Feuer entfacht, gezeltet und gecampt werden. Hunde dürfen hier nur angeleint geführt werden. Verstöße gegen die Verbote können mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro geahndet werden. Wie in der bisherigen Verordnung sollen auch jetzt wieder verschiedene Tätigkeiten wie Jagd und Fischerei unberührt von den Verboten bleiben.

Der Naturschutzbeirat nahm dieser Tage die Änderungen in der geplanten Verordnung zur Kenntnis. Kreis-Umweltdezernent Tim Hahlen betonte, die Verwaltung werde noch eine Stellungnahme an die Bezirksregierung abgeben und die auch dem Naturschutzbeirat vorlegen. Peter Inden (BUND) regte allerdings an, dass auch der Beirat vorher über Änderungen diskutieren sollte. Sonst sei das Verfahren unglücklich und unpraktisch.

Beiratsvorsitzender Dr. Norbert Möhlenbruch (Landesjagdverband) wies darauf hin, dass die Verbände sich auch noch direkt an die Bezirksregierung wenden könnten. Für die nächsten Jahre könne man aber durchaus überlegen, das Verfahren etwas anders zu gestalten.

Eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands

Das Siebengebirge ist eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands. Nach der gesetzlichen Einführung der Schutzgebietskategorie „Naturschutzgebiet“ (NSG) ab 1920 wurden nahezu gleichzeitig das Neanderthal als erstes, die Lüneburger Heide als zweites und das Siebengebirge als drittes Naturschutzgebiet (Juni 1922) in Deutschland ausgewiesen, so der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) auf seiner Internetseite.

Ein Schild zeigt rot-weiße Piktogramme, mit denen Verbote wie Zelten oder das Verlassen der Wege bildlich gemacht werden.

Im Naturschutzgebiet Siebengebirge gelten strenge Regeln. Verstöße können mit Bußgeldern von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

1971 wurde das Siebengebirge vom Europarat in Straßburg mit dem Europadiplom für geschützte Gebiete ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist 2021 für zunächst drei Jahre verlängert worden. Der VVS, dem rund 850 Hektar Wald im Naturschutzgebiet Siebengebirge gehören, hatte zuvor zusammen mit anderen Akteuren umfangreiche Berichte erarbeitet. Eine im Herbst 2020 geplante Inspektion einer Expertenkommission hatte wegen Corona nicht stattfinden können.